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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0011
Weg zu schaffen, einigte man sich, ein neues
Rathaus zu bauen. Seine zwei stattlichen Freitreppen
, für jede der Parteien eine besondere,
sollten unliebsame Begegnungen zwischen den
Ratsherren vor den häufigen Sitzungen verhindern
. Der Geschädigte war wieder einmal der
schaffende Bürger, auf dessen Schultern die
Hauptlast der Gemeindesteuern lag. Er wartete
nur noch auf eine günstige Gelegenheit, um wie
bald darauf an allen andern größeren Orten im
deutschen Südwesten, die Macht des bisherigen
Stadtregimentes zu brechen.

Am Morgen des 20. Mai 1332 waren im
„Ochsenstein" die Mitglieder der einen Adelsclique
bei einem Fest vereinigt. Plötzlich erschienen
im geräumigen Hof der vornehmen
Gaststätte eine größere Anzahl ihrer Parteigegner
, und es ging nicht lange, da prallten, noch
heftiger als in den Ratssitzungen, die verschiedenen
Meinungen gegeneinander. Eine Lösung
auf friedlichem Weg schien für beide Teile aussichtslos
. Noch ehe aber in den benachbarten
Gassen und Straßen der Streit mit den Degen
entschieden werden konnten, sahen sich die
Kämpfenden von den bis auf die Zähne bewaffneten
Abteilungen der Zünfte umringt. Wer von

den Patriziern dazu noch in der Lage War, ergriff
eiligst die Flucht, viele gerieten in die
Hände der Bürger, 21 wurden erschlagen. Als
die Dämmerung hereinbrach, waren die Stadttore
geschlossen und eine Reihe von Herrenhäusern
sowie das Ratsgebäude besetzt. Das
Recht, die Hälfte der Sitze im neuen Rat der
Stadt einzunehmen, war damit den Männern aus
den einfachen Stuben und Werkstätten in Straßburg
für die weitere Zukunft gesichert.

Unter der Bezeichnung das „Straßburger
Gescheite" ging der 20, Mai 1332 in die Geschichte
ein.

Nach wenigen Jahren rückten die Herren
von Mülnheim, wieder als Vertreter der Adelspartei
in manche ihrer früheren Ämter ein. Eine
größere Zahl der Namensträger suchte sich eine
neue Heimat an verschiedenen Plätzen im oberen
und unteren Elsaß, so auch acht Familien
mit ihren Kindern in Hagenau. Auch sie gelangten
im Lauf der nächsten Generationen zu beachtlichem
Besitz und Ansehen. Bis zum Beginn
der Napoleonischen Zeit waren sämtliche Zweige
dieses lebensstarken Geschlechts der freien
Reichsritterschaft ihrer Herrschaftsgebiete angeschlossen
.

Dr. E. Scheffelt:

jb\z (leben Ueüe be6 HanbFceifee Wüllljeim

Der Kreis Müllheim ist selbstverständlich ein
geschlossenes Verwaltungsgebiet und besteht nur
insofern aus einzelnen Teilen, als er 49 Gemeinden
und Gemarkungen umfaßt. Aber so war es
nicht immer.

Nehmen wir an, wir schrieben das Jahr 1791
und ein Sonderbote des Markgrafen Karl Friedrich
müßte von Karlsruhe nach Lörrach reiten,
um dem dortigen Landvogt, dem höchsten fürstlichen
Beamten im Markgräflerland, eine wichtige
Botschaft zu überbringen. Der Kurier hat
im markgräflichen Städtchen Emmendingen
übernachtet und reitet jetzt durch die vorderösterreichische
Hauptstadt Freiburg. Da gehts
lebhaft zu, denn die französische Revolution vom
Jahre 89 warf ihre Wellen auch auf das rechte
Rheinufer, österreichische Truppen werden erwartet
und unter den Milizen herrscht Alarmbereitschaft
. Durchs Martinstor reitet der Markgräfliche
der unteren Wiehre zu, dort auf der
Basler Landstraße stehen Posten, die die Papiere
des Reiters zu sehen begehren. Sie nicken
respektvoll, als sie die Siegel des geachteten
Fürsten sehen und wünschen gute Reise. Der
Bote hätte jetzt nur ein paar Roßsprünge gebraucht
, so wäre er im Badischen gewesen, nämlich
in Haslach. Aber er kam auch so bald in
markgräfliches Gebiet, nämlich nach Wolfenweiler
und Schallstadt. Diese Dörfer mit Haslach
, Opfingen, Mengen und Tiengen bildeten
die sechs „unteren Vogteien" der Herrschaft
Badenweiler. Altbesitz des streitsüchtigen Grafen
Egon IV. von Freiburg, der im Jahre 1358
die Stadt verlassen und nach Badenweiler übersiedeln
mußte. Von Scherzingen bis Krozingen

trabt der Reiter wieder durch breisgau - österreichische
Orte; in Krozingen (damals noch nicht
„Bad") schaltet im Schloß ein Propst des Klosters
St. Blasien und behütet dessen großen
Grundbesitz. Das Klosterland St. Blasien stand
unter dem Schutz Österreichs.

Jetzt ist Bad Krozingen für einen, der von
Norden kommt, die erste Ortschaft des Landkreises
Müllheim, unser Reiter betritt aber bei
Eschbach schon wieder ein anderes Territorium,
nämlich das Johanniterfürstentum Heitersheim.
Seit 1505 ist hier der Sitz des Großpriorats
des Johanniter- oder Malteserordens, zu seinem
Ländchen gehören Eschbach, Schlatt, Bremgarten
und Grißheim, dazu ansehnlicher Streubesitz
in den benachbarten Herrschaften. Nur wenig
Ritter leben aber im Heitersheimer Schloß.

Seefelden naht, hier ist die Nordgrenze des
eigentlichen Markgräflerlandes, bewacht durch
einen Milizsoldaten, der unseren Reiter in den
„Schwanen" geleitet, wo ein Schöpplein zum
Willkomm geleert wird, denn der Kurier ist
kein Unterländer, sondern ein Markgräfler aus
Steinen und fürstlicher Leibjäger. Sein Bild
hängt in meinem Zimmer.

Buggingen und Hügelheim bleiben links liegen
und schon winkt das Türmchen der „Alten
Post" vor Müllheim. Dort gehts lebhaft zu.
Franzosen, Angehörige der gegenrevolutionären
Armee des Prinzen Conde sind hier einquartiert.
Diese französischen Emigranten (Emigres), meist
Adelige, haben viel Geld und führen ein lustiges
Leben im Badischen, wo sie ein Heer sammeln
wollen. Doch die .Unterführer entlassen ab und
zu ihre Soldaten wieder, um den Sold in die

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