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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0012
eigene Tasche stecken zu können. Bei Musterungen
werden Bauernburschen aus der Nachbarschaft
für einige Tage eingestellt, um die Lücken
auszufüllen.

Nach kurzer Rast gehts weiter, denn erst auf
der kalten Herberge sollte Nachtruhe gehalten
werden. Iii Auggen streckt der Bärenwirt umsonst
sein Schild heraus, auch in Schliengen, wo
so viel nette Wirtshäuser an der Straße stehen,
bleibt der Reiter standhaft, denn die Sonne
neigt sich stark den Vogesen zu. Übrigens ist
man hier wieder einmal im „Ausland", im Gebiet
des Bischofs von Basel. Schliengen, Steinenstadt
und Mauchen, weiter südlich Istein und Huttingen
gehören seit langer Zeit zum Hochstift Basel
und haben deshalb zur Zeit der Reformation
den Glauben nicht „schangschiert". Ohne zu
ahnen, daß er. einer alten Römerstraße fast
parallel reitet, streift der Leibjäger die reichs-
ritterschaftlichen Gemarkungen Bellingen und
Bamlach zur Rechten; ersteres Dorf ist Besitz
der Adelsfamilie Andlau, letzteres gehört (mit
Rheinweiler) den Freiherrn von Rotberg. Beide
Zwergstaaten stehen unter österreichischer Oberhoheit
, ebenso wie Liel, das südöstlich von
Schliengen in grünen Wiesenhängen liegt und
den Freiherrn „von Baden" eignet. Ein Grenzstein
zeigt, daß wir uns wieder im Markgräfler-
land befinden, in der Herrschaft Sausenberg.
Links das Dorf Hertingen, das noch acht Jahre
zuvor den Dichter Johann Peter Hebel als Vikar
beherbergte. Die Posthalterei zur Kalten Herberge
ist neben der Alten Post vor Müllheim
das bekannteste Straßenwirtshaus im Land. Fast
vornehm gehts dort zu, und der Herr Posthalter
hält sich recht stattlich in roter Weste, weißen
Strümpfen und Schnallenschuhen. Unser Berittener
versorgt sein Pferd und muß dann allerlei
erzählen von den Verhandlungen zwischen
Österreich und dem badischen Hof und von den
Möglichkeiten, in einen Krieg zwischen Preußen
und Österreich einerseits und Frankreich anderseits
verwickelt zu werden. Die Markgräfler sind
friedliche Leute und habens nicht gern, wenn
der Soldat ihre Saaten vernichtet und ihre Rebstecken
zum Lagerfeuer holt.

Obwohl die Nachtruhe in Anbetracht des
Tannenkircher Neuen etwas kurz ausgefallen
war, erreichte der Reiter am Morgen zu guter
Stunde das Dorf Mappach und stieg dann zur
Lücke empor, um nicht lange hernach die Lörracher
Burgvogtei zu betreten, wo er sein
Schreiben abzugeben hatte. Mappach gehört
jetzt zum Landkreis Lörrach. Hätten wir den
Leibjäger auf dem „Rhisträßli", das in Schliengen
abzweigt, reiten lassen, so hätte er in Rheinweiler
den letzten Ort des Landkreises Müllheim
, in Istein den ersten des Kreises Lörrach
erreicht. Aber beide Ortschaften waren ja damals
nicht badisch. Wir lassen den markgräflichen
Boten jetzt heimreiten nach Steinen, wo
sein Bruder Vogt ist und wo er Rückantwort
vom Landvogt abwarten soll. Wir aber ,sehen
uns die Struktur des jetzigen Landkreises Müllheim
und des früheren Breisgaus noch etwas
näher an.

3m 2lben6 unter fcet Linkt

's stoht ufern Berg e Linde,
e Bank isch untedra,
dort zieht's mi vieimol ane,
's isch wie-ne still Vermahne:
Chumm, lueg di Heimet a!

I bi au hüte gange,

do sitz-i ganz ellai;

e Amsle singt im Dolder,

am Rebweg blüeiht der Holder,

e Rösli träumt am Rai.

Un vo der Obesunne
lit 's Gold uf Berg un Tal;
scho lache d'Stern verstohle, —
oh, 's isch e Bild zuem Mole
recht für e Königssaal!

Still goht jetz d'Sunne abe,
streut nomol Gold in Rhy,
un übrem Tal doniede
lit diefe Gottesfriede
as chönnt kei Leid meh sy.

I spür's: dur 's inner st Wese
ziehn helli Glocketön,
un 's chlüsle Hurst un Rebe
e Lied vo Wii un Lebe. —
Wie isch doch d'Heimet schön!

Aus dem Gedichtband von Fritz Wolfsberger: „Zwisdie Blaue un Rhy".

Wenn wir die vorderösterreichischen Lande
als Staat bezeichnen wollen, so können wir sagen
— nachdem der elsässische Anteil verloren
war —, daß der Rhein von Neuenburg bis über
Breisach hinaus die Westgrenze bildete. Das
ganze Markgräflerland wurde von österreichischem
Gebiet umrahmt, dessen Südgrenze wiederum
der Rhein von Rheinfelden bis Waldshut
war. Die Ostgrenze läßt sich ungefähr bezeichnen
mit der Linie Schlücht — Schwarza — Feldberg
, dann im Zickzack bis über Triberg hinaus.
Die Nordgrenze ist ohne Karte schwer zu schildern
, jedenfalls gehörte das ganze Elztal bis
unterhalb Waldkirch zu Vorderösterreich, die
Landschaft um Emmendingen - Malterdingen -
Freiamt war markgräflich (Herrschaft Hochberg),
Kenzingen wieder österreichisch, der Kaiserstuhl
bunt aufgeteilt.

In den Besitz Freiburgs und des nördlichen
Breiggaus kamen die Österreicher im Jahr 1358,
als die Grafen von Freiburg im Streit lagen mit
der Stadt und letztere ihrem unruhigen Herrscher
, um ihn loszuwerden, die Herrschaft Badenweiler
kaufte. Damals durfte Egon IV. die
obengenannten sechs Vogteien behalten, Freiburg
aber begab sich unter den Schutz der
Habsburger. Der vorderösterreichische Breisgau
deckte sich ungefähr mit den späteren Amtsbezirken
Freiburg und Staufen, letzterer wurde
im J^hre 1925 aufgeteilt zwischen Freiburg und
Müllheim, so daß Müllheim Staufen mit dem
Münstertal und mit dem erinnerungsreichen
St. Trudpert sowie das zukunftsreiche Bäderstädtchen
Krozingen bekam. Das Fürstentum
Heitersheim fiel gänzlich an Müllheim. Hierher

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