Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0013
gehört auch das nördliche Markgräflerland, die
Trennungslinie verläuft ungefähr von Rheinweiler
zur Scheideck, dann Köhlgarten-Belchen; was
jenseits liegt, ist Landkreis Lörrach. Ins Markgräflerland
eingeschlossen waren von jeher die
Dörfer des Hochstifts Basel und die genannten
ritterschaftlichen Dörfer. Auf stolzer Bergeshöhe
liegt endlich die Benediktinerpropstei Bürgeln,
die wir als Nummer 7 als kleinstes, aber vielleicht
schönstes Teilstück des Kreises bezeichnen
wollen.

Die französische Revolution, die unserem
Land durch die Koalitionskriege nach 1791 noch
schwere Drangsal gebracht hat, endete mit Napoleons
Aufstieg. Dieser Mann hat in großzügiger
Weise die Landkarte umgemodelt und — was
Südbaden betrifft — wohltuend vereinfacht. Es
mag ja ein behagliches Wohnen gewesen sein
unter dem Krummstab von Basel oder unter

dem nachsichtigen Großprior von Heitersheim,
aber die harte napoleonische Epoche hatte kein
Verständnis für Idyllen. Für Baden war die
Landesvergrößerung eine Notwendigkeit, für die
Bewohner der in den Jahren 1803 bis 1806 einverleibten
Gebiete aber war es ein Glück, in ein
wohlgeordnetes größeres Staatswesen hineinwachsen
zu dürfen.

Anhang: Wir zählen die sieben Teile des Landkreises
Müllheim nochmals auf:

Herrschaft Badenweiler als Kernstück.
Herrschaft Sausenberg mit Kandern, Eggenen, Feldberg
usw.

Fürstentum Heitersheim.
Bistum Basel (Schliengen usw.).
Vor der Österreich (Staufen, Neuenburg). 1
Die reichsritterschaftlichen Dörfer Bamlach, Rheinweiler
, Bellingen und Liel.
Die Fürstabtei St. Blasien (Schloß Bürgeln).

A. Eisele:

Silben am btn Lanbwktfdjaft

Im allgemeinen liegen die Gemarkungsgrenzen
seit alten Zeiten fest. Schumacher weist einmal
darauf hin, daß es sich mit der Gemarkungsgröße
in vielen Fällen so verhalte, daß man sagen
könne, wer zuerst kam, nahm den größten Teil.
Das heißt, daß die Gemarkungsgröße einen Hinweis
gibt auf das Alter der Gemeinde im Vergleich
zu den Nachbargemeinden. Nach der
Statistik von 1924 hatte Müllheim rund 1547 ha,
Kandern 1508 ha, Ober eggenen 1401 ha (wozu
für die alte Zeit die 377 ha von Niedereggenen
hinzugerechnet werden müssen); aber Feuerbach
397 ha oder Sitzenkirch 385 ha usw. Nun hat
aber Herr Regierungspräsident Dichtel in seinem
Gruß wort anläßlich des Stadtjubiläums gesagt
, daß sich unter den 2528 ha Gemarkungsfläche
ein Viertel Wald befinde. Diese Vergrößerung
der Gemarkung kam am 1. April 1929,
als der Vogteiwald der ehemaligen abgesonderten
Vogtei zwischen Hexmatt, Schwärze und
Kreuzweg unter die Gemeinden aufgeteilt wurde
. Bürgermeister Hämmerle hat im Jahre 1930
ausführlich darüber berichtet.

1873 hat Ernst Lehnert, Vorstand der landwirtschaftlichen
Winterschule Müllheim, ein
Büchlein über die wirtschaftlichen Verhältnisse
des Amtsbezirks im Auftrag des Ministeriums
geschrieben. Wenn man darin liest, sieht man
den Wandel der Zeiten. „Man zahlte einem
Knecht je nach Leistung 70—100 fl, einer Magd
50—60 fl bei freier Kost und Wohnung, wozu an
einzelnen Orten noch gewisse Vorbehalte an
Kleidungsstücken, Trinkgelder und dergleichen
kommen." An anderer Stelle heißt es: „Ein
Knecht beansprucht täglich fünf Mahlzeiten
(Frühstück, Morgenessen, Mittagessen, Vesper,
Nachtessen), wobei am liebsten mindestens einmal
Fleisch und vier bis fünf badische Schoppen
Wein. Auch die Weiber genießen ihre IV2 bis
zwei Schoppen. In den Waldgemeinden tritt zwar
an Stelle dessen zuweilen Obstwein, im allge-

in TJPtülltyeim in früherer ?eit

meinen ist es aber bei dem tatsächlich herrschenden
Mangel an Hilfsarbeitern für keinen Landwirt
, der auf solche angewiesen ist, ratsam, an
dieser Verköstigung sparen zu wollen."

Besonders schöne Worte für die Gemeinde
Müllheim fand Fecht in „Der Großh. Bad. Amtsbezirk
Müllheim" 1861. Dort lesen wir: „Die
Einwohner, 2131 Ev., 315 Kath. und 380 Israeliten
, haben sich seit 1812 um 70 % vermehrt. Sie
sind im ganzen wohlhabend, zum Teil sehr reich,
die eigentlichen Edelbauern des Markgräfler-
landes. Sie sind betriebsam, fleißig, sparsam und
doch unter Umständen fröhlich genießend, gastfrei
, freundlich gegen Fremde, ehrenhaften Sinnes
, Freunde der bürgerlichen Freiheit und des
geistigen Fortschritts.

In manchem Keller liegen noch gute Tröpflein
1811er und 1834er von dem edlen Reckenhager
, und kaum hat der Gast die Schwelle recht
überschritten, so wandert schon, nach guter Sitte
der Väter, das weiße, blumenbemalte „Chrüsli"
in den Keller, den Ankömmling mit dem Gläschen
perlenden Goldes „Gottwilche" zu heißen."

Bezeichnend noch für jene Zeit der Satz: „Die
Wochenmärkte sind stark besucht besonders von
den Wäldern, welche auf ihren Saumrossen Getreide
über die Sirnitz nach dem Wiesental
bringen."

Heute sind solche alten Weine nicht mehr
gefragt; der Mangel an Hilfsarbeitern ist aber
eher noch gestiegen. Mehr und mehr verschwindet
auch das „Chrüsli", an seine Stelle tritt die
Flasche. Wenn die Stadt im Hochsommer in volkstümlicher
Weise ihrer Vergangenheit gedenkt
durch einen Festzug, dann wird auch die Landwirtschaft
und besonders der Rebbau zu seinem
Recht kommen. Und wer von den Besuchern
dieser Veranstaltung zu kurz kommt, hat sich
selbst die Schuld zuzuschreiben.

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0013