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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0014
F. Feßenbecker:

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Zum Kreis der Müllheimer Bürger, die zur
Zeit Johann Peter Hebels über lange Jahre hinweg
sich dessen persönlicher Wertschätzung erfreuen
durften, zählt Michael Friedrich Wild.
Den Anlaß zur ersten beiderseitigen Bekanntschaft
gaben die „Alemannischen Gedichte".
Schon einige Monate vor deren Veröffentlichung
hat ihnen der damalige Hof rat in Müllheim und
frühere Professor der Mathematik in Colmar
seine Aufmerksamkeit dadurch zu erkennen gegeben
, daß er den „Morgenstern" komponierte
und die Vertonung mit einigen kritischen sowie
hoffnungsvollen Bemerkungen dem Verfasser
nach Karlsruhe zuschickte. „Ihre Güte", antwortete
dieser in einem Brief vom 27. Februar
1802, „hat die alemannischen Lieder mit einer
Auszeichnung geziert, und es freut mich besonders
, daß jene liebliche und mit so viel Beifall
aufgenommene Melodie einem Gedicht zuteil
wurde, für welche ich selber eine eigene Vorliebe
habe... Sehr richtig finde ich Ihren Tadel
wegen des Fluches, — gemeint sind damit neben
andern auch zwei Stellen aus dem „Karfunkel"
— und ich fühlte die Wahrheit Ihrer Bemerkung
ganz in einer Verlegenheit, in die ich über diesen
Vers bei dem Vorlesen in einem Zirkel gebildeter
Menschen kam... Ich freue mich der
angenehmen Hoffnung, die Sie mir machen, auch
noch die „Marktweiber" durch eine Melodie verschönt
zu sehen..."

In einem späteren Schreiben an Wild erfahren
wir einen weiteren Grund der Wertschätzung,
die Hebel dem inzwischen durch eine von der
Regierung in Karlsruhe einberufene Kommission
mit verantwortungsvoller Arbeit beauftragten
Gelehrten in Müllheim entgegenbrachte:

„Ich erstatte Ihnen meinen lebhaften Dank
für das überschickte Exemplar Ihres inhaltreichen
Werkes, von dem das Vaterland alle jene
Vorteile sich dankbar zueignen möge, die Sie
mit Liebe und bewunderungswürdiger Sachkenntnis
und Geduld ihr vorbereitet haben. Ich
schätze es hoch als Ihr Werk, als Ihr Geschenk
und als ein schmeichelhaftes Zeugnis, wie gut
Sie mir und der alemannischen Muse sind..."
Es war die Abhandlung „Über allgemeines Maß
und Gewicht" von M. F. Wild, das 1809 in Freiburg
im Druck erschien und dem ein Jahr darauf
die behördliche Einführung des einheitlichen
Maß- und Gewichtssystems in Baden folgte. Die
Grundgedanken dieser Abhandlung hat Hebel
den Lesern seines „Rheinländischen Hausfreundes
" in der Erzählung „Des Adjunkts Standrede"
in der ihm eigenen und anschaulichen Sprache
erläutert.

Noch einmal spricht Hebel in einem Brief
vom 12. Jenner 1819 dem inzwischen 72 Jahre
alt gewordenen unermüdlichen Forscher und
Freund der Müllheimer Jugend seinen Dank aus
für das Wohlwollen, „das sich neuerdings in dem
gefälligen Geschenk ausspricht, mit welchem Sie

mich erfreut,... Das Werklein wird lernbegierigen
Lesern und Schülern ein dankenswertes
Geschenk sein..." Es war das „ABC der Bruchrechnung
", erschienen 1818 in Freiburg. Auch
sein Verfasser war M. F. Wild.

Gestatten diese Briefe Hebels einen nur
flüchtigen Einblick in dessen musische und literarische
Betätigung, so gibt ein Bericht des
Obersten und Strombaumeisters Tulla vom
29. April 1812 an das Großh. Finanzdepartement
ein umso klareres Bild über die praktische Seite
seiner Lebensarbeit:

„Die Bekanntschaft des Herrn Hofrats Wild
habe ich schon im Jahre 1800 gemacht, und da
in dem Oberlande kein Mann war, welcher die
Längenmaße genau untersuchen konnte, so
wandte ich mich an denselben und bat ihn, die
Rutenmaße von Badenweiler und Rötteln sowie
auch die bei den Renovationen gebrauchten verjüngten
Maßstäbe zu untersuchen... Die Folge
war, daß endlich derselbe mit der Untersuchung
des Maß- und Gewichtswesens beauftragt wurde.
Er sorgte für die Einrichtung der Signale und
maß Winkel an den Endpunkten seiner Standlinien
zu Alt-Breisach, Freiburg, Biengen, Neuenburg
, auf dem Blauen, Huttingen und Basel.

Was endlich das Verdienst des Hofrats Wild
wegen des Maßwesens anbetrifft, so sehe ich
mich veranlaßt noch besonders zu vermerken,
daß nicht alles in seinem Werk, in seinen Aufnahmen
der Maße und Gewichte in den betreffenden
Akten des Großh. Ministeriums des Innern
enthalten ist, indem eine bedeutende Korrespondenz
zwischen demselben und mir, besonders
über die Untersuchung der aus Frankreich
erhaltenen Maße und Gewichte sowie die Korrespondenz
nach Paris unter uns blieb und in
den Handakten des Herrn Hofrats Wild und des
Ingenieur - Bureaus zu finden ist. Sollte Herr
Hofrat Wild nicht nach Verdienst belohnt werden
, so werde ich mir dessen ferneren Unterstützung
nicht mehr zu erfreuen haben, und es
dürfte mancher Gegenstand des Maßwesens und
der Landesvermessung eine nachteilige Verschiebung
erleiden...

Dem Großh. Finanzministerium ist vorzutragen
:

Durch Eintrag der Reduktions - Tabellen, ein
Resultat der mehrjährigen, unermüdlichen Bemühungen
des Großh. Hofrats Wild in Müllheim,
ist nunmehr die Einführung des von Sr. Königl.
Hoheit gnädigst beschlossenen neuen Maßes,
wenigstens was den schwierigsten Teil, die Ge-
treid-, Flüssigkeitsmaße und Gewichte betrifft,
auf eine Art vorbereitet, die an Vollständigkeit
und Richtigkeit die ähnlichen Bemühungen benachbarter
Staaten bei weitem übertrifft. Wenn
Hofrat Wild durch sein tiefes Studium des Gewichts
- und Maßwesens und die Herausgabe seines
klassischen, in pekuniärer Hinsicht sehr zu

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