http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0015
seinem großen Nachteil gedruckten Werkes die
nächste Veranlassung geworden ist, daß der
Staat ein Maß-System erhalten hat, dessen Vorzüge
die Zeit überdauern wird, so hat sich derselbe
schon hierdurch ein wesentliches Verdienst
um Fürst und Vaterland erworben.
Die Akten des Großh. Finanzministeriums
beweisen, daß man schon früher die Überzeugung
hatte, daß Hofrat Wild für seine Bemühungen
belohnt zu werden verdiene. Sie beweisen,
daß ihm dies auch zugesichert worden ist, und
wir zweifeln nicht, daß sie ihm schon früher zuteil
geworden sein würde, wenn nicht der öftere
Wechsel der dirigierenden Personen und die
hohe Bescheidenheit des Hofrats Wild, der als
ein Mann von wahrem Verdienst das Supplizie-
ren scheut, gleich stark dahin gewirkt hätten,
die frühere Zusicherung wohl zwar nicht zu
vergessen, doch zu verschieben.
Wir müssen uns begnügen, diesen. Gegenstand
zur Sprache gebracht und dadurch eine
Pflicht erfüllt zu haben, die wir den Verdiensten
des Hofrats Wild schuldig zu sein glauben."
Geboren ist Michael Friedrich Wild am 8. Februar
1747 in Durläch als Sohn des dortigen
Obervogtes Adam Wild. Seine Mutter Dorothea,
geb. Uhland, war die Großtante des Dichters gleichen
Namens. Nach seinem Studium in Mathematik
, Geodäsie und Astronomie war er als Professor
am PfeffeFschen Institut in Colmar tätig.
Schon als solcher stand er dem Freundeskreis
um den Literaturprofessor Jakoby in Freiburg
nahe, dem auch Persönlichkeiten des badischen
Oberlandes wie Pfarrer Wild aus Hügelheim und
Frhr. von Ittner, der letzte Ordenskanzler des
Johanniterfürstentums in Heitersheim, angehörten
. Dies mag mit der Grund gewesen sein,
warum er sich nach seiner Ausweisung aus Colmar
im Jahre 1792 hier in Müllheim eine neue
Heimat suchte. Von Oberamtmann Groß warmherzig
unterstützt, nahm er 1802 die Verbindung
mit einer Kommission auf, welche durch ein
JDekret des Markgrafen Karl Friedrich vom
6. Jenner 1802 beauftragt wurde, die Vorbereitungen
für die Einführimg des allgemeinen
Maßes und die Festlegung der Meeresreduktionstabellen
zu treffen. Zu den Mitarbeitern zählte
auch Oberst Tulla. Teils zu Pferd, bei großen
Strecken mit dem Wägelchen und ohne Bediente,
oft mit Instrumenten und Werkzeugen im Gewicht
bis 80 Pfund, untersuchte er zunächst in
den verschiedenen ehemaligen Territorien der
oberrheinischen, nach weiteren Dekreten von
1808 und 1809 auch in denen der mittel- und
niederrheinischen „Provinzen", mithin im ganzen
Großherzogtum Baden, die bis dahin gebrauchten
verschiedenen Maße. Anfang 1810
waren die Vorarbeiten abgeschlossen. Ein Jahr
darauf wurde die einheitliche Maß- und Gewichtsordnung
in ganz Baden eingeführt.
Großherzog Karl sprach ihm am 9. März 1812
sein höchstes Wohlwollen aus, ernannte ihn zum
Geheimen Hofrat, verlieh ihm den Zähringer
Xiöwenorden und gewährte ihm eine Jahrespen-
IMe Öcnte
^
In goldne Aehri stoht der Waise,
au d'Halm sin rösch bis ufe Grund,
es lit e Stilli uf de Felder,
vom Rhy bis ufe zue de Wälder,
e Blange bis der Mahder chunnt.
's isch Aernl — Was ufern Halm isch gwachse,
das schniidet jetz der gschärfti Stahl,
un z'Obe isch's in Garbe bunde,
un gli het's au der Heimweg gfunde,
bal stoht der Acker ruuch un kahl!
So isch's, so goht's sit ewge Zyte:
Am Afang d'Saat, am Endi d'Aern;
vo eim zuem andre schürgsch di Chare,
meng geeche Stich gilfs ufe z'fahre,
un mengi Nacht isch ohni Stern.
Un zletztamend stoht do e Bahre,
un Eine schlaat e Sichlen a. —
Di Aernl — Do isch me gli im Reine,
's meist chunnt dervo in d'Hälmezaine,
un 's irde Maß lit nebedra!
Doch goht's gottlob au anderstumme,
es isch no lang nit alles gsait;
's stoht no-ne Saat uf unsre Fuure,
die wird de Zytlauf überduure,
un seil isch d'Aern für d'Ewigkeit!
Aus dem Gedichtband von Fritz Wolfsberger: „Zwisdie Blaue un Rhy".
sion von 1000 Gulden. Für einen Teil seiner
persönlichen Auslagen wurde er mit 50 Rheingold
-Dukaten honoriert.
Für den '65-Jährigen war aber damit seine
Lebensarbeit noch nicht abgeschlossen. Die von
ihm im Laufe der Jahre gesammelten Erkenntnisse
und Erfahrungen gab er seinen Zeitgenossen
und nicht zuletzt der Fachwelt in fünf
Schriften bekannt. Dies sind:
„Anleitung zur Dezimalrechnung", K'he 1812.
„Über allgemeines Maß und Gewicht", K'he 1815.
„Einteilung und Benennung der kleineren Gewichte",
K'he 1816.
„ABC der Bruchrechnung", Frbg. 1818.
„Höhen vieler Orte und Berge", Frbg. 1831.
Für seine Mitbürger in Müllheim ließ er in
einem der oberen Räume des ältesten städtischen
Rathauses, der heutigen „Schole", eine Gedenktafel
anbringen. Ihre untere Hälfte stellt die
verschiedenen badischen Maße dar. Darüber
sind folgende Worte eingemeißelt:
„Badisches Urmaas gestiftet hieher von
Herrn Geheim. Hof-Rat Michael Fried. Wild
im Jahre 1830".
Auch sein Grabstein ist noch erhalten. Er
befindet sich an der Westseite der Margaretenkapelle
, der heutigen Turnhalle. Die Inschrift
lautet:
Hier ruht Friedrich Michael Wild
Großherz, badischer Geheimer Hofrath
Ritter des Zähringer Löwenordens
Begründer des neuen badischen Maßes und Gewichts
Geboren zu Durlach, den 8. Februar 1747
Gestorben zu Müllheim, den 30. April 1832.
11
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0015