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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0017
mehr vor dringende und
auch größere Kulturaufgaben
gestellt. Sie sehe
sich daher nicht in der
Lage, selbst in der
Weise für die Verschönerung
der Stadt Sorge
zu tragen, wie es der
Gemeinnützige Verein
bisher getan habe. Mit
Stolz könne Müllheim
auf seine Bürgerschaft
blicken, die sich eine
günstige Entwicklung
des Gemeinwesens der
Stadt besonders angelegen
sein lasse.

An Großherzog Friedrich
II. hatte man ein
Huldigungstelegramm
gesandt. Dieser hatte die
Stadt zur Weihe des Hebelmals
und zur Jahrhundertfeier
umgehend
beglückwünscht. — Im

Anschluß an die Feierlichkeit begaben sich die
Vereine zum Festplatz beim „Hoyers Tännle".
Mehrere tausend Menschen hatten sich hier versammelt
, um in freudvoller Weise bei abwechslungsreichem
Programm einige Stunden zu verbringen
.

Ein Schülerchor leitete mit Hebels „Ne Gsang
in Ehre" ein. Hauptlehrer Glatt zeichnete ein
Bild des Markgräfler Dichters Johann Peter
Hebel. Seinen Ausführungen folgte ein vom
Dichter Karl Muser gestaltetes Festspiel, ein
Zwiegespräch zwischen dem Zeitgeist und einer
Jungfrau, das in sinniger Weise sich mit der
hundertjährigen Geschichte der Stadt befaßte
und mit einem Segenswunsch für das Wohl der
Stadt Müllheim endete. Hebels Gedicht „Der
Schmelzofen" wurde von Schülern aufgeführt.
Im übrigen sorgten die Regimentskapelle und
die Gesangvereine für Unterhaltung bis weit in
die Nacht hinein. Rund 8000 Lose für einen gut
ausgestatteten Glückstopf wurden an diesem
Nachmittag verkauft. Das Volksfest am Tage
danach war einem schweren Unwetter zum Opfer

Aufnahme von der Einweihungsfeier des Hebeldenkmals von Photograph Vogt, Müllheim.

gefallen. Es wurde neu angesetzt, aber auch an
diesem Tage war ein schweres Gewitter über das
Markgräflerland hinweggezogen.. Zur Hundertjahrfeier
und zur Einweihung des Hebeldenkmals
war eine Festschrift herausgekommen, die
den Direktor der Müllheimer Realschule, Professor
Dr. Nohl, zum Verfasser hatte. Die kleine
Schrift behandelte in knapper Form die Entwicklung
der Stadt Müllheim von 1810 bis 1910,
und widmete der Erstellung des Hebeldenkmals
einige geschichtliche Erinnerungen mit einer
Würdigung des Dichters Johann Peter Hebel.

Ferner sind eine Aluminium-Denkmünze mit
dem Hebel - Stein in Miniatur - Darstellung auf
der einen und dem Stadtwappen und der Jahreszahl
auf der anderen Seite und schließlich eine
Hebelpostkarte herausgebracht worden. In großzügiger
Weise hatte hierfür das Postamt Müllheim
sogar auf dem Festplatz einen Briefkasten
aufgestellt. Für die Festschrift wie für die Münze
bestand jedoch wenig Interesse: sie konnten trotz
vielseitiger Hinweise nicht vollständig abgesetzt
werden.

K. Schäfer:

Die Sonne Ludwigs XIV. stand über Europa.
Unter ihren sengenden Strahlen loderten die
Kriegsbrände auf. Krieg gegen Spanien. Krieg
gegen Holland. Schwedischer Einfall in Pommern
, Fehrbellin. Freiburg französisch, Straßburg
verloren, der Halbmond vor den Toren
Wiens. Auf pfälzischem Boden zischen die Brände
empor. Heidelbergs Schloß sinkt in Trümmer.
Aus der brennenden Heiliggeistkirche dringt der
Schrei der eingeschlossenen Frauen und Kinder.
Endlich der Friede zu Ryswijk. Freiburg und
Breisach kehren zurück. Und doch bedeutet dieser
Friede nur ein kurzes Abebben der Fieberschauern
. Bald werden sie Europa wieder erfassen.

Wir schreiben das Jahr 1699. In dieser kurzen
Pause zwischen den Kriegen verfaßt ein
Mann eine Bittschrift an seinen Herrn, den
Markgrafen Friedrich Magnus von Baden. Es ist
nur eine Bittschrift wie viele andere, die da und
dort an einen Landesherrn eingereicht werden.
Doch schwingt ein eigenartiger Ton in ihr mit.
Sie ist ein biographischer Ausschnitt gedrängtester
Form und ein Zeitbild. Ihr erster Satz läßt
in Rhythmus und Akzent ein vages Erinnern
aufsteigen an den großen Monolog Fausts zu
Beginn cter Tragödie:

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