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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-09/0004
Albert Eisele:

2luö ^anbecne Dergangentyeft

Der Name des Ortes ist der Name des Flusses,
der aus der indogermanischen Wurzel skand =
leuchten, glänzen und der häufig vorkommenden
Endung -ara, die wahrscheinlich „Wasser"
bedeutet, zusammengesetzt ist. 776 schenkten
Landsuint und seine Söhne Richbertus und Zenzo
Wiesen und Ackerfeld in „Cancer" an das Kloster
Lorsch in der Nähe von Worms. Dort schrieb
später* ein Mönch den Namen so, wie er ihn
gehört hatte. Nach den Angaben von Dr. Fr.
Hülsen in „Die Besitzungen des Klosters Lorsch
in der Karolingerzeit" haben wir zu unterscheiden
zwischen den Hufenlisten (noticie hubarum)
aus der Zeit um 900 und dem im 12. Jahrhundert
entstandenen Sammelband, dem Codex diploma-
ticus, nach Gauen geordnet, und innerhalb der
Gaue sind die Urkunden eines Ortes zusammengenommen
im Anschuß an die Nachbarorte. „Die
Schreiber geben die althochdeutschen Namensformen
nicht buchstäblich getreu wieder. Vielfach
haben die Lorscher Mönche ihre Vorlagen
nicht mehr lesen können".

Die Zeit der Schenkung können wir daraus
entnehmen, daß jeweils zu Beginn der Urkunde
der Abt des Klosters genannt wird. Von den 41
Besitzungen im Breisgau stammen 27 aus der
Zeit des Abtes Gundeland (765 bis 778), davon
zwei in Kandern; weitere zwei kommen während
der Amtszeit des Abtes Richbödo (784 bis 804),
von denen eine aus dem Jahre 790 davon berichtet
, daß Ditbaldus „in villa Cantara" eine
Schenkung machte. Die älteste Erwähnung aber
finden wir in den Hufenlisten Nr. 3657 „De uilla
que dicitur Cantero. In Cantero est huba I que
solvit de ferro IUI solidos Valens". Diese älteste
Nennung des Ortes und des Eisens stammt aus
dem Jahre 758, in dem das Kloster auch Güter
in Wilere (Niederweiler) und Padaperc (Betberg)
erhielt. Diese Schenkungen gehen wahrscheinlich
zurück auf den Breisgaugrafen Cancor, den Begründer
des Klosters Lorsch.

Wir lesen erst wieder von Kandern in den
730 Urkunden des Klosters St. Alban in Basel,
die von 1098 bis 1762 reichen. Bei der Gründung
des St. Alban-Klosters durch den Basler Bischof
erhielt dieses Kloster verschiedene Zuwendungen
, die rund 20 Jahre nach der Gründung aufgezeichnet
wurden (zwischen 1101 und 1103).
Außer Grundbesitz in Basel erhielt St. Alban in
Basel selbst die Kirchen St. Martin und St. Theodor
mit allen ihren Einkünften und Rechten, sowie
die des Dorfes und der Kirch6 Lörrach,
dann die Kirche in Hauingen und die in Kandern
. Während sonst überall im Markgräflerland
das Kloster St. Gallen auftritt, haben wir hier
nach dem Kloster Lorsch den Basler Bischof als
Besitzer der Kirche. Patron der Kirche war der
hl. Clemens.

Dieses Patronat gibt uns einen Hinweis —
weil ja alle Urkunden fehlen — auf das Alter
der Kirche. „Die Clemenskirche in Kandern dürfen
wir gerade wegen dieses Patrons (und auch
wegen der Lage am Rande des altbesiedelten

Gebiets) zu den ältesten Kirchen des Markgräf-
lerlandes zählen (Dr. Schelb)." Hier, bei der
Schenkung der Kirche, lesen wir in der Urkunde
Nr. 15 des Basler Urkundenbuchs, daß der
Bischof „de propriis meis" die „ecclesiam de
Chandro cum suis appenditiis" gibt. Er besaß
also die Kirche, und wir vermuten, daß der
Basler Bischof die Kanderner Kirche von Heinrich
IL, dem Wohltäter des Basler Münsters,
erhalten hatte. Dadurch wäre auch zu erklären,
daß sich in Kandern kein Klosterbesitz eines
anderen Klosters findet. Hier war wohl Besitz
der Krone. Auch bei allen Schenkungen an das
Basler Bistum im Breisgau wird Kandern nie
erwähnt.

Unter allen den vielen Schenker an das Kloster
St. Alban erscheint auch Werner von Kaltenbach
, der den größten Teil seines Besitzes dem
Kloster St. Blasien vermachte. Der Kaltenbachische
Besitz ging bis zur Kanderner Gemarkungsgrenze
von der Scheideck hinüber nach der
Neuenbirk, wo einst eine „neue Burg", ein
Wasserschloß, stand. Aus diesem Gebiet erwarb
1232 Markgraf Heinrich II. von Hachberg vom
Kloster St. Blasien den Sausenberg und erbaute
darauf eine Burg und begründete damit die
Herrschaft Sausenberg.

Diese Markgrafen von Hachberg waren direkte
Nachkommen der Markgrafen von Baden, einem
Seitenzweig des zähringischen Hauses, der im
Besitz der Breisgau-Grafschaft war. Sie besaßen
die Vogtei über das Kloster St. Blasien und damit
auch über Bürgeln. Vermutlich gaben die
Mönche gerne den Berg inmitten tiefer Wälder
gegen ein Gut in Ihringen oder Endingen oder
an einem andern Ort zwischen Freiburg und
Rheinfelden. Für den Markgrafen aber war eine
Burg auf diesem Berg ein wichtiger Stützpunkt
im südlichen Breisgau für seine Herrschaft. 1306
teilten die Herren von Hachberg ihre Herrschaft:
Markgraf Heinrich erhielt die Hochburg, Markgraf
Rudolf die Herrschaft Sausenberg und die
Landgrafschaft im Breisgau.

1572 lesen wir in einem Berain: „Der durchlauchtigste
Fürst... Herr Carl, Markgraf zu
Baden und Hachberg... ist rechter einiger Herr
und Inhaber des Marktes Kandern". Kandern ist
inzwischen Marktflecken geworden. Dazu forderte
die Lage des Ortes am Ubergang vom
Schwarzwald mit seinem Holzreichtum und seinen
reichen Viehbeständen zum Rebland mit
Wein und Korn und Obst geradezu heraus.
Außerdem war in Kandern ein bedeutendes
Eisenwerk, desseh älteste urkundliche Erwähnung
1512 berichtet, daß Markgraf Christoph
das Werk an die kaiserlichen Zeugwarte zu
Breisach und Ensisheim verlieh. Er behält sich
vor, daß er jederzeit bevorzugt mit Eisenkugeln,
mit Schmiedeisen und mit Öfen beliefert werden
soll. In den folgenden Jahrhunderten war das
Werk oft von der Herrschaft verpachtet, blieb
aber im Betrieb bis in die Mitte des vorigen
Jahrhunderts. 1847 wurden 12 000 Zentner Roh-

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