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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-09/0006
hauptsächlich durch die beliebten kleinen Brezeln
, die weit verschickt werden, 3 beträchtliche
Handelshäuser, 3 minder bedeutende Kramladen,
2 Rotgerber, wovon der eine meist Safian zubereitet
und lackiert, 3 Weißgerber, 10 Schuster,
8 Schneider, 4 Schmiede, 2 Schlosser, 3 Seiler,
7 Hafner, 4 Küfer, 4 Schreiner, 6 Weber, 4 Färber
, 3 Wagner, 6 Nagelschmiede, 2 Glaser, drei
Dreher, 1 Kleinuhrenmacher, 3 Zimmerleute, 4
Maurer, 1 Blechner, 3 Säckler, 1 Messerschmied
und 1 Zuckerbäcker. Hingewiesen wird ferner
auf die Wochenmärkte und die Viehmärkte, sowie
auf die zwei Jahrmärkte.

Es war also kein Zufall, daß der Marktflecken
1810 zur Stadt erhoben wurde und zugleich als
Amtsstadt Mittelpunkt auch verwaltungsmäßig
wurde für einen Bezirk, dessen wirtschaftlicher
Mittelpunkt der Ort schon lange war. Wie beständig
die Verhältnisse blieben, sieht man
daran, daß Kandern 1910 zur Jubiläumsfeier der
Stadterhebung eine Gewerbeaussteilung veranstaltete
. Damals blühte das alte Handwerk noch;
über die heutigen Verhältnisse
wird an anderer
Stelle berichtet.

Noch ein kurzer Blick
darauf, wie vor fünfzig
Jahren die Kanderner
ihre neue Würde feierten
. Noch 1809 bekam
der Vogt jährlich 50 fl,
der Stabhalter 12 fl. Die
Gehälter der neuen Verwaltung
werden von Regierungsseite
so festgesetzt
: der Bürgermeister,
wie er jetzt genannt
wird, bekommt 100 fl;
das Ratsglied, das zugleich
Gemeinderechner
ist, erhält 75 fl; »die drei
folgenden Ratsglieder
dem Alter nach 25 fl,
15 fl und 10 fl als Besoldung
. Die übrigen
Ratsglieder amten ehrenamtlich
, bis sie in diese
Stellen nachrücken. Die
Begründung führt an,
daß die jährlichen Einkünfte
der Stadt 2171 fl 43 kr, die Ausgaben
aber nur 734 fl betragen! Damals hatte Kandern
1320 Einwohner, darunter rund 200 Bürger.

Daß man unter solchen Umständen tüchtig
feierte, nimmt nicht Wunder. Das Kreisdirektorium
genehmigte 38 fl für 51 Pfund Pulver.
Buchbinder Lacoste verfertigte auf den Altar
der (alten) Kirche eine Pyramide für 5 fl 30 kr,
die 18 Zoll im Quadrat hatte und 4 Schuh 3 Zoll
hoch war (also rd. 50 cm Kantenlänge und 1.30 m
Höhe). Damals wurde noch gegessen! Die Hono-
rationen — über sie ist im Beitrag „Glückwünsche
eines nachbarlichen Freundes usw." alles
gesagt — speisten in der „Blume". Hier zahlte
die Stadt für 32 Personen 125 fl; dazu kamen
noch für extra gelieferte Weine, für Musikanten,

Futtergeld für die Pf erde,. Zehrung für Bediente
und Knechte 127 fl. Das große Essen war auf
der Stube bei Frau Schmid Wwe., wo 194 Personen
ä 30 kr zusammen 97 fl verzehrten. Für
205 Schulkinder zusammen mit der Aufsicht und
den Musikanten wurden 46 fl ausgegeben. Insgesamt
zahlte die Stadtkasse 468 fl 4 kr. Dabei
kostete damals 1 Pfund Rindfleisch 9 kr, 1 Pfund
Butter 20 kr, 20 Eier 20 kr, ein Paar Stiefel
machen zu lassen 8 fl 30 kr; 1 Pfund Kaffee und
3 Pfund Zucker zusammen werden mit 5 fl
36 kr berechnet.

Zwar wurde 1820 das Amt Kandern wieder
aufgehoben und Kandern kam zum Amtsbezirk
Lörrach, bis 1936 eine Neueinteilung der Verwaltungsbezirke
Kandern dem Landkreis Müll-
heim zuteilte. Geblieben ist aber der Zusammenhang
mit Lörrach dadurch, daß jeweils am zweiten
Montag im Monat, am Tag des Viehmarktes,
das Amtsgericht und das Finanzamt Lörrach hier
Amtstag abhalten zusammen mit dem Landratsamt
Müllheim. Als 1950 Kandern wieder das

Kandern zu Hebels Zeiten. Stahlstich um 1800. (Aus: Bad. Heimat Heft 1/2 1960)

Stadtrecht erhielt, das ihm im Dritten Reich
abgesprochen worden war, brachte der damalige
Bürgermeister Stump dem Herrn Staatspräsidenten
Wohleb gegenüber den Wunsch zum
Ausdruck, man möge Kandern wieder dem Landkreis
Lörrach zuteilen.

Die Erinnerung an die Erhebung zur Stadt
anläßlich der Hundertjahrfeier 1910 fiel zusammen
mit dem 150. Geburtstag J. P. Hebels, den
man durch Aufführung von Gedichten Hebels
feierte. Dabei sah man darauf, daß nicht nur die
Mitspielenden in zeitgenössischer Tracht auftraten
, sondern daß auch stilgerechte Möbel und
Einrichtungsgegenstände den Rahmen bildeten.
Dabei stellte man fest, daß vom Altväterhausrat

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