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der Einführung des 9. Schuljahres dürfte der
Raumbedarf weiter steigen. Wann das 9. Schuljahr
auch in Baden-Württemberg kommt, läßt
sich noch nicht sagen, denn in unserem Lande
fehlen nach wie vor 1800 Lehrer und 1900 Schulräume
. Die Einführung ist also in nächster Zeit
weder aus personellen, noch aus sachlichen Gründen
möglich. Bis in zwei Jahren wird außerdem
die Erschließung weiteren Baugeländes notwendig
. Auch hier ist ein Bebauungsplan schon in
Auftrag gegeben. Es ist hierbei mit einem
Kostenaufwand von weiteren 200 000 DM zu
rechnen. Es sind also große und schwere Aufgaben
, die auf die Gemeinde zukommen und die
einer brauchbaren Lösung bedürfen.
So bietet sich die Stadt zur Feier des 150jäh-
rigen Jubiläums im Jahre 1960 als eine lebendige
und geschlossene Einheit dar, deren Einwohner
sich durch Tatkraft und Fleiß in Industrie, Handel
und Gewerbe bemühen, die weitere Aufwärtsentwicklung
sicherzustellen. Die Vertreter
im Gemeindeparlament werden viel Mut und
Verantworbungsfreudigkeit im Hinblick auf die
noch zu lösenden Aufgaben aufbringen müssen.
Möge er allen Verantwortlichen gegeben sein,
damit sich die Weiterarbeit und Fortentwicklung
wie bisher zum Nutzen und Segen der gesamten
Bevölkerung auswirkt.
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Allewill
Git's e Weg und git's e Ziü;
Wenn de weisch, wo's ane goht,
Hefs au mit em Weg kei Not.
Numme zue!
Mengge het e Loch im Schue,
Menggem hefs der Weg verschneit,
Mengge isch in Grabe keit.
's macht em nüt.
's git halt allergattigs Lüt;
's trifft is alli, mi und di —
D' Hauptsach isch: mer chömme hil
Karl Berner
Karl Berner wurde am 26. Januar 1863 in Kandern
geboren und starb am 19. Dezember 1941 in Freiburg. Er
hat eine Reihe von Mundartgedichten und Erzählungen
verfaßt. Seine meisten Jahre verbrachte er in Freiburg.
Seine Werke wurzeln tief in der heimatlichen Scholle;
wie Johann Peter Hebel zeichnet ihn ein feiner Humor
aus. Unter den Mundartdichtern der alemannischen
Sprache gehört er zu denen, die nie vergessen werden.
Daneben sind zwei Bände hochdeutscher Verse und Erzählungen
erschienen. Außerdem hat er die Recreations
instructives, ein französisches Schulbuch, geschrieben.
A. E.
Albert Eisele:
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Die Neuordnung der Landkarte Europas durch
Napoleon schuf das spätere Land Baden. In unserer
Gegend kam zur alten Markgrafschaft der
Besitz des Bischofs von Basel mit dem Hauptort
Schliengen; kam ferner der Besitz des Klosters
St. Blasien mit Bürgeln und Weitenau; kam ferner
Liel von den Herren von Baden. Heitersheim
und Staufen waren fortan nicht mehr vorderösterreichisch
, sondern badisch. Nach dem Anfall
des vorderösterreichischen Breisgaues 1805 wurden
die badischen Oberämter Rötteln, Schliengen
, Badenweiler, Staufen und das Obervogtei-
amt Heitersheim geschaffen, so weit sie nicht
schon vorher bestanden hatten. Davon blieben
1809 die Ämter Lörrach im Wiesenkreis und
Staufen im Dreisamkreis; neu geschaffen wurden
die Ämter Kandern und Müllheim. Das
Oberamt Rötteln war schon lange in Lörrach
genau wie das Oberamt Badenweiler in Müllheim
. Neu war die Erhebung Kanderns zur
Amtsstadt. Schliengen hatte geglaubt, weil der
Ort für alle bischöflich-baselischen Gemeinden
rechts des Rheines Hauptort gewesen war, dort
werde auch das neue Amt bleiben. Aber die
Kanderner wehrten sich und sammelten schon
im Jahre 1805 bei den Gemeinden vom Rhein
bis hinauf nach Sallneck Unterschriften. Kandern
war durch seine Märkte damals noch mehr
als heute ein wirtschaftlicher Mittelpunkt; die
zahlreichen Handwerker und Gewerbetreibenden
, das Eisenwerk nicht zu vergessen, schufen
einen gewissen Wohlstand. Kurzum,. Kandern
drang mit seinen Gründen durch und wurde
Amtsstadt.
Es ist nicht beabsichtigt, hier die ganze Entwicklung
aufzuzeigen. Aber was am Tag der
Stadterhebung geschah, soll uns ein Blick in
das Büchlein „Glückwunsch eines nachbarlichen
Freundes der Neuen Stadt und des Neuen Amtes
Candern am 28. März 1810" zeigen. Es ist in
Basel gedruckt und ohne Verfasserangabe erschienen
. Schauen wir einmal, was uns der Verfasser
von diesem 28. März 1810 zu berichten hat.
In einem „sauberen Gespräch" erzählt der
Bub dem Ätti in Vogelbach, was in Kandern vor
sich geht, von wo man Schießen und Glockengeläut
hört. Bezeichnend ist die Antwort des
Buben; man sieht, daß der Verfasser seine
Landsleute kennt: wenn einer jetzt eine Klage
beim Amt hat, braucht er nicht mehr nach Lörrach
! Und weil sich der Ätti wundert „Henn sie
z'Schlienge gmeint, es chönn nit si", entgegnet
der Bub „z'Schlienge thüen sie sölli drüber
brumme! Schupfe d'Chanderer und isch gar nit
vexiert, wiel ene der Streich isch arriviert". Und
nun sagt der Ätti, was er von der neuen Stadt
hält: ,,D' Chanderer hen Holz, un Frucht un
Matte un Ise, Schoof un Schnitz in alle Chratte.
Und isch in Chander au nit d'Lag zum Wi, se
cha nit allmol alles bienander si!.. Und cha kei
eigne Wi in üsem Chander laufe, so sin die
anere froh, wenn . sie'n bi ihne chaufe, und
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