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Bleibt die Frage, wer der erste Bürgermeister
der neuen Stadt war. „De klei Her Kümmich
heißt er, ihr kennet en gar wohl, er isch e brave
Ma, der alles gut verstoht und au gut schriebe
cha. Mir sind jez wohl versorgt im Amt und
aller Orte", so berichtet der Altvogt dem Ätti.
Bürgermeister ist der Sohn des Berg- und
Kammerrats Kümmich in Kandern und heißt
Christian Ludwig Kümmich. Seit 1792 war die
Weserei im Besitz der Familie Kümmich, und
Christian Ludwig war später dort Wirt. Christoph
Wilhelm Kümmich dagegen war der „jüngere
Berg-Inspektor".
Alle diese Dinge entnehmen wir dem Glückwunsch
, der auf 14 Seiten „wohlmeinend" die
Tagesereignisse darlegt. In Versform und zwar
im heimatlichen Dialekt. Wer war es? Die häufigen
Hinweise auf Vogelbach zeigen den Verfasser
an. Der Altvogt Klaiber nennt ihn mit
Namen: „Eue Pfarrer Ludwig isch au scho do
von oben abe", sagt er dem Ätti. Philipp Wilhelm
Ludwig war 1763 in Schopfheim geboren
und war von 1807 bis 1811 Pfarrer in Vogelbach.
Zehn Jahre war Kandern Amtsstadt. Dann
wurde das Amt Kandern aufgehoben und die
einzelnen Ortschaften wurden den Ämtern Lörrach
, Schopfheim und Müllheim zugeteilt. Aber
Kandern behielt den monatlichen Amtstag bis
heute. Manche Hoffnungen gingen durch die
Aufhebung des Amtes nicht in Erfüllung. Das
Amtshaus ging in Privatbesitz, und das gegenüberliegende
Gasthaus wurde in die Stadt verlegt
. Was noch blieb bis heute — wenn auch
Als Vulpius mit seinen 3000 fl. von Kitzingen
abziehen wollte, forderte die dortige Regierung
von ihm einen Abzug von 10 °/o. Man war dort
bereit, sich mit der Hälfte zu begnügen, wenn
die markgräflich Baden-Durlachische Regierung
ihrerseits die bindende Zusage geben würde,
„einer allenfalls von hier in das Oberamt Kitzin-
gen oder in das übrige Bistum Würzburg ziehende
Persohn mehr nicht als 5 pro cento zu
Abzug" zu bringen. Hofrat Salzer meint hierzu,
„daß zwar durch die anhoffende und ihm auch
wohl zu gönnende Willfahr ebenso eine große
Gnade, wie der Fall des zu beobachtenden Reci-
proci rar werden dürfte." Serenissimo lehnt dieses
Ansuchen grundsätzlich ab; was hier gewährt
würde, hätte auch allen anderen Landesabgehenden
nicht versagt werden können.
14 Jahre gehen ins Land, bis wieder ein
Aktenstück von Johann Samuel Vulpius meldet.
Was andere als löblichen Vorzug preisen würden
, ist ihm ein Grund großen Mißvergnügens.
Er schreibt im September 1772 an den Markgrafen
:
„Es ist eine mehr als zu bekannte Sache, daß
<Jie hiesige Gegend eine der gesündesten in
denen gesamten Hochfürstlichen Landen ist, in-
nicht mehr in dem Umfang wie damals — waren
die Märkte, die Wochen- und Jahrmärkte. Sie
zeigen immer noch, daß damals Kandern nicht
von ungefähr Stadt wurde; es ist der Mittelpunkt
für eine große Umgebung wie früher
auch; wenn auch die Gemeinden heute verschiedenen
Landratsbezirken angehören.
©eptembernactjt öatjrim
E Lüftli waiht, es rusche d'Bäum,
d'Nacht singt e Sternewiis,
e Fledermuus fliegt ohni Lut,
e Chätzli mauzt ganz Iiis.
Durs Rhiital rollt e lange Zug;
e Wage gyggst un gart,
wo uf der Strooß ins Wiilertal
so spoot no haimzue fahrt.
Um alle Matte zirpts un gygts;
's Haimüüchli wird nit müed
un füllt die klari lindi Nacht
aitönig mit sym Lied.
Der Mond chunnt hintrem Himmelriich
so groß un dunkelrot,
un golde glänzt der Qobestern,
wo übrem Blaue stoht.
Jetz waiß i, woni ane mueß:
My Hüsli wartet dort,
un uf em Chilchhof no ne Grab
vo aim, wo zue mer ghört.
Ida Preusdi - Müller
(Schluß.)
deme derselben weder chronische und gar selten
epidemische Krankheiten eigen sind: woraus erhellet
, daß das Einkommen eines Apothekers bey
denen bißher kostbahren und theuren Zeiten
nicht hinreichend war, dasjenige zu bestreiten,
was man zur größten Notwendigkeit in einer
oeconomie haben mußte."
Es geht ihm darum, in die 1. Klasse der Bürger
für den Genuß des Bürgernutzens eingereiht
zu werden. Von langer Zeit her waren die Bürger
in drei Klassen eingeteilt. Die 1. Klasse umfaßte
die großen Bauern; von ihnen erhielt jeder
3 Klafter Brennholz. Die Mittelbauern in der
2. Klasse empfingen immer noch 2 Klafter. Für
die 3. Klasse der Handfröhner waren nur noch
IV2 Klafter übrig. In diese Klasse hatten die
Vorgesetzten Apotheker Vulpius eingestuft, obwohl
im ganzen Land die Apotheker der ersten
Klasse angehörten.
Zu dem Unglück der gesunden Gegend, dem
man leider nicht wehren konnte, kam so noch
die Kränkung und Benachteiligung der ungerechten
Einstufung. Die Emolumente bestanden
in Müllheim nur in der Beholzung und dem
Eckerich „wobey noch in Erwegung zu ziehen,
daß einem Apotheker an einem kleinen Ort
manchmal von ein oder dem andern destillirten
Konstantin Schäfer: £fc OfflglH £U WÜlltyrtlTI
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