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nach solcher Zeit mit Bemerkung des verlangenden
Bergreviers und Anzeigung des Schürfplatzes
um den Erbstand förmlich einkommen,
welchem man demselben nach erfundenem guten
Schürfen auf die nehmlichen privilegia, die andere
Gewerkschaften im Land genießen, zu er-
theilen nicht abgeneigt ist."
Silberscheine am Horizont haben die Gewohnheit
, hinter diesem Horizont zu verblassen und
zu versinken. So erwiesen sich auch hier die
silbergepflasterten Straßen als sehr staubbedeckt
und mühselig, wie es Straßen zu sein pflegen.
Das Silber blieb bis heute unentdeckt.
Die Beschwerdeschrift der Müllheimer Krämer
gegen das Vorhaben Burckhardts ist auch
von einem Johann Michael Vulpius mitunterzeichnet
, einem Sohn des pfarrherrlichen Onkels
zu Wolfenweiler. Apotheker Vulpius verheiratete
sich mit Regina Sylvia geborene Vulpius. 1762
stirbt ihm ein Söhnlein von 3 Jahren. 1770 ersuchte
er um die Genehmigung der Salpeter-
siederei, die in Müllheim schon seit 1600 ansässig
war; 1780 will er unter die Bergwerksbesitzer
gehen. Zwei Söhne ergriffen den Beruf des Vaters
: Johann Samuel V. besitzt eine Apotheke zu
Pforzheim, Friedrich Wilhelm V. übernimmt 1796
die Offizin des Vaters nach dessen Tode.
1804 teilen die Brüder nach dem Tode der
Mutter die Erbschaft unter sich. Das Inventarverzeichnis
führt bis in alle Einzelheiten ein
Gesamtvermögen von 17 947 fl 56 kr auf. Man
kann sagen, daß sich die Lebensarbeit des unternehmungsfreudigen
Mannes auch ohne die erhofften
Silberschätze gelohnt hat.
Das Inventarverzeichnis entwirft das reizende
Bild eines gepflegten, wohlhabenden und doch
bescheidenen Hauses aus der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts. Ein zweistöckiges Gebäude
barg Offizin und Familie. Es ergab mit Stallung,
Scheuer, Garten und der ganzen Hofraite einen
stattlichen Besitz, der mit 6000 fl angeschlagen
war. Ackerland gehörte nur im Werte von 250 fl
zum Grundbesitz. Das Haus muß behaglich ausgestattet
gewesen sein. Schränke, Kommoden
und Tische waren aus Nußbaumholz gefertigt. Es
kam Vulpius nicht nur auf den praktischen
Nutzwert der Möbel an, ihre Schönheit spielte
eine entscheidende Rolle. Da steht eine Kommode
mit einem Kästchen darauf, beide mit
wertvoller Einlegearbeit versehen. Ein großer
Lehnsessel steht im Sommer am Fenster, im
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Winter am Kachelofen; es fehlt nicht an Lehnstühlen
und Sesseln. In den Schränken ruht das
feine Porzellan. Eine geschliffene Bouteille gibt
dem Markgräfler Wein den Glanz seines vornehmen
Gehaltes. In zahlreichen Fässern von 10
und 11 Saum reift er im Keller. Auf den Wandgesimsen
steht das Zinngeschirr, zusammen
wiegt es 188 Pfund im Wert von 65 fl. Da gibt
es sechs große Platten, eine Menge Suppenteller,
eine Suppenschüssel, Salzbüchslein, Leuchter. Im
Schlafzimmer steht unter dem Bett sogar ein
zinnern Nachtgeschirr. An den Wänden hängen
18 Portäts. Drei Spiegel waren ein Zeichen beachtlicher
Wohlhabenheit. An besonderen Festtagen
wurde den Gästen ein Besteck aus Ebenholz
, für gewöhnlich aus Silber, vorgelegt. Eine
Standuhr zählte die glücklichen und die trüben
Stunden mit ihrem bedächtigen Schlag.
In der Küche fehlte es nicht an Geräten, an
Pfannen, Mörsern, Kaffeekannen aus Kupfer.
Fleischgabeln und „Fischschäufele" lassen die
duftenden Speisen ahnen, die man im Eßzimmer
auftrug. Sonntags aber stand der gutbürgerliche
Gugelhupf auf dem Frühstückstisch, und zum
Nachmittagskaffee gab es Mandeltorte, deren
Model besonders im Verzeichnis aufgeführt ist.
Mandeln hatte man ja billig in der Offizin.
Im Schrank auf dem Flur hingen eine Kugelbüchse
und drei Schrotflinten. Sie lassen darauf
schließen, daß Apotheker Vulpius ein Jagdliebhaber
war. In seinem Schreibtisch bewahrte er
alte Silbermünzen, seltene Dukaten, aber auch
gewichtige Louisd'ors und andere Goldmünzen
im Werte von über 500 fl. Auch der Schmuck
Frau Sylvias ruhte hier in einem Kästchen, ein
Perlenhalsband in neun Reihen, eines mit kleinen
Perlen in acht Reihen und eines aus vier
Reihen Granaten, dazu goldene Ringe mit und
ohne funkelnden Steinen. Mit Kleidern waren sie
recht gut versehen. Da hingen in den nußbaume-
nen Schränken ein schwarz damastener Rock zu
7 fl mit einem dazu gehörenden Schlender (Con-
touche) (6 fl), ein grün taftener Rock mit Schlender
(8 fl); zwei violette Kattunkleider (7 fl),' ein
gelbes (4 fl), ein braunes (4 fl), ein gestreiftes
(4 fl), ein grün-gelbliches (4 fl) und ein schwarzgetupftes
(3 fl). Darüber kam für besondere Tage
ein Taftmantel (7 fl), ein Kattunmantel für den
Alltag kostete nur 1 fl. Drei Taftschürzen und
mehrere Alltagsschürzen dienten sowohl der
Reinlichkeit wie der Zier. Von Wäsche hielt Frau
Sylvia nicht sehr viel. Sie besaß nur einen
Schlüpfer; drei feine „Weiberhemder", vier geringere
und zwei schlechte genügten vollauf. Um
so reichlicher war sie mit Strümpfen versehen,
obwohl man ja gerade diese unter den langen
Kleidern der damaligen Zeit nicht sah. Sie besaß
grau- und schwarzseidene zu 2 fl das Paar,
weiße, sogar neckisch - modisch weißgestreifte;
für gewöhnlich taten es sechs Paar baumwollene
Hausstrümpfe. Im Verzeichnis stehen aber auch
noch 16 Paar „Weiberstrümpfe". Halstücher lagen
in mannigfaltigster Art bereit, einfache und
gestickte.
Mit Bettwerk, Handtüchern und Tischtüchern
war der Haushalt reichlichst versehen. 92 Ellen
Tuch, 25 Ellen Kattun harrten auf ihre Verar-
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