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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-09/0020
Stänf i'fdjec ZMdjtet im alemannifdien Lank

Wilhelm Kraft war am 8. August 60 Jahre alt

Seit 1956 wirkt er als Oberlehrer in Grenzach bei
Basel. Früher schon war er in Haltingen und Lörrach,
sowie an der Rotteck-Oberrealschule zu Freiburg i. Br.
als Erzieher tätig gewesen. Von besonderer Bedeutung
für sein Werden als Schriftsteller war seine Freundschaft
mit Hermann Burte, wie auch seine Beziehung zu
Basel, an dessen Universität er Vorlesungen hörte. Er
liebt das alemannische Land (seine Lebensgefährtin ist
dort beheimatet), aber dem Wesen und der Abstammung
nach ist er Franke. Am 8. August 1900 in der fränkischen
Kleinstadt Boxberg an der Umpfer geboren, liebt er sein
Frankenland, das „Madonnenland" von ganzem Herzen.
Von ihm stammt ein Lobgesang auf das Tauberland,
dessen letzte Strophe lautet:

Immer noch geht hier die reine,
gnadenvolle Himmelsfrau.
Türmersturm und Schloß am Maine
schützen mit ihr im Vereine
diese schöne Gottesau.

Liebend grüßen die Gedanken
aus der Fremde unverwandt
dich, mein Taubertal in Franken,
deutsches Herzland, Heimatland!

Maria, der Patronin des Frankenlandes, hat er auch
ein schönes Mariengedicht gewidmet, das beginnt:

Maria durch den Dornwald ging,
als sie ein süßer Traum umfing,
ein Traum bei wachen Sinnen.

Sie sah aus Holz und grünem Klee
sich furchtsam nahen Hirsch und Reh
ihr Antlitz zu gewinnen.

Die Vögel drängten sich zu Häuf
und flogen aus den Lüften auf.
Sie konnte sichs nicht deuten.
Das macht, es lag in ihrem Schoß
das Gotteskindlein nackt und bloß ...

Zahlreich sind die Gedichte, die Wilhelm Kraft in
hochdeutscher Sprache verfaßte, nicht minder zahlreich
aber auch seine Verse in fränkischer Mundart. Neben
Josef Dürr kann Wilhelm Kraft der bedeutendste fränkische
Mundartdichter genannt werden.

Wie anschaulich schildert der fränkische Bauernsohn
die „Kartoffelernte":

Buuwe, leescht mer Erbürn zsamme!
Oldert ich, graüft zu, rejcht d'Hänn!
Du net bobbern unn net gramme!
Schdehn mer all minanner zsamme,
Hot die Sach bis heint e Enn.
Jetzund, Buuwe, meßt er horche:
Morche ruht er düchti aus.
Loßt aüch gut mit Bloots versorche!
Unn am Kerwesunndi morche
Schdeckt er an de Hut en Schdrauß!

Leider ist bis jetzt keine Sammlung seiner fränkischen
Gedichte in Buchform erschienen. Wäre es nicht
schön, wenn etwa die Silberdistelreihe auch einmal einen
fränkischen Gedichtband veröffentlichen würde. In seinen
Mappen hat Wilhelm Kraft auch zahlreiche Erzählungen
und Anekdoten, die ebenfalls der Veröffentlichung
harren. In Buchform erschien ein zumal für die
Jugend geschriebenes Lebensbild des Ritters Götz von
Berlichingen. Auch dieses Buch ist ein Bekenntnis zur
fränkischen Heimat.

An maßgebender Stelle weiß man um die dichterische
Begabung von Wilhelm Kraft. Er wurde vom Kultusministerium
des Landes Baden - Württemberg in die
Kommission berufen, die das Lesebuchwerk für die
Volksschulen in Baden-Württemberg herausgibt. In diesen
Bänden ist Wilhelm Kraft auch selbst mit zahlreichen
Prosabeiträgen und Gedichten vertreten.

Hebel - Schrifttum III.

6in mißlungener Deefudj

Wir haben noch die Pflicht ein Büchlein anzukündigen
, auf das wir schon kurz in Nr. 6/60 dieser Zeitschrift
hingewiesen haben. Es handelt sich um die hochdeutsche
Übersetzung der alemannischen Gedichte von J. P. Hebel
durch Richard Gäng. Wir haben auch nach einem Schriftwechsel
mit dem Autoren und nach gewissenhafter Überprüfung
des ersten Eindrucks unsere Beurteilung nicht
ändern können und halten es für unsere Pflicht, dies
gerade in der „Markgrafschaft" zum Ausdruck zu bringen
. Wir tun dies unbeeinflußt von der Besprechung im
Rundfunkt oder von der Ablehnung in der „Basler Nationalzeitung
" oder anderer zustimmender oder ablehnender
Äußerungen. Es hat selbstverständlich nichts mit
einer Geringschätzung der Person oder des übrigen Werkes
von Richard Gäng zu tun, was die Tatsache beweist,
daß diese Zeitschrift schon manchen Beitrag aus seiner
Feder veröffentlichte und auch in nächster Zeit die Titel-
geschichte seines im Herder-Verlag erschienenen neuen
Bändchens zum Abdruck bringen wird.

Wir müssen uns zu einer sächlichen Beurteilung zwei
Fragen stellen:

1. Besteht eine Notwendigkeit für die Übertragung
dieser Gedichte ins Hochdeutsche? Der Autor beabsichtigt
, Hebels Gedichte damit einem größeren Menschenkreis
zu erschließen. An und für sich eine löbliche Absicht
, die sich aber auf dem Wege der Übertragung, die
alles das tötet, was Hebel ausmacht, nicht erreichen läßt.
Dies ist nicht mehr Hebel, und damit ist er dem Leser
auch nicht nähergebracht, die Absicht also nicht erfüllt;
auch dann nicht, wenn noch so viele Auflagen davon
gedruckt würden. Der Alemanne braucht die Übertragung
nicht; der Herd der Ablehnung ist darum gerade
im alemannischen Raum. Die „Nationalzeitung" schrieb
in ihrer Ausgabe vom 30./31. Juli 1960: „Aus dem Stutzen
und Kopf schütteln wurde dann aber Gelächter..." Der
Nichtalemanne lernt den Zauber der Hebel'schen Sprache
und die Tiefe seines Gefühls und eben darum Hebel auf
diese Art nicht kennen. Es wäre daher besser gewesen,
Hebels und Goethes Rat zu befolgen und die Übertragung
nicht vorzunehmen.

2. Ist die Übertragung wenigstens richtig und läßt sie
den Schmelz und die Kraft und die Wahrheit des Hebel-
schen Ausdrucks bestehen? Wir müssen auch diese Frage
verneinen. Der Schwerpunkt liegt aber gerade hier. Wir
haben in Nr. 6/60 nur auf einen Ausspruch hingewiesen:
„Ach, Vater, rede nicht!" Die „Basler Nationalzeitung"
weist auf die Übersetzung von Hebels „Erinnerung an
Basel" hin. L. Börsig führt in seiner folgenden Bespre-

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