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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-10/0016
(Roys, H., Verzeichnis etc'., 1864, S. 87). Man wird
nicht fehl gehen, in Odenwald auch den Initiator
des ganzen Unternehmens zu erblicken. In . Tüllingen
selbst waren um die fragliche Zeit der
Gründung des Rettungshauses Pfarrer: Wilhelm
Hitzig und Philipp Schmidt; den ersteren nennt
das „Hof-und Staatshandbuch des Großh. Baden"
für 1858, den letzteren für 1862 in der genannten
Eigenschaft.

Hatte der Hilferuf des Artikelschreibers Erfolg
? Man muß es annehmen: In mancher der
nächsten Nummern des „Verkündigungsblattes"
finden sich „Empfangsbescheinigungen" über
Liebesgaben abgedruckt, die dem Rettungshaus
zugegangen waren, — mit Angabe der Namen
der Spender und der Höhe des gespendeten Betrags
. Eine umfangreiche Zusammenstellung dieser
Art findet sich z. B. in Nr. 118 (v. 5. 10. 1860)
des genannten Blattes; sie enthält alles, was zwischen
Dezember 1859 und August 1860 an Spenden
eingegangen war. Die Beträge sind recht
verschieden hoch; doch werden die 20 Kreuzer,
die z. B. der Jungfrauenverein Brombach schickte,
ebenso treu verzeichnet wie die 40 Gulden, die
Pfarrer Ledderhose als Gabe eines Unbekannten
aus Neckarau schicken konnte. Schließlich werden
als Sachspenden auch vermerkt eine Kalbin
— die Gabe eines Mannes aus Aarburg —, acht
Wagen Dung — gestiftet von einem Mann aus
Brombach — und 50 Exemplare der Berleburger
Bibel, die Spende eines Freiburger Fabrikanten.

Am 14. November 1860 konnte das Comitee
dann folgende Benachrichtigung in den „Oberländer
Boten" (Nr. 135) einrücken lassen:

Tüllinger Rettungshaus.

Einladung

Mit demüthigem Dank gegen Gott, und unter freudiger
Anerkennung der vielfachen Theilnahme, welche
die Tüllinger Rettungsanstalt bis jetzt gefunden
hat, machen wir den evangelischen Bewohnern der
3 Amtsbezirke Lörrach, Müllheim und Schopfheim
die Anzeige, daß das Rettungshaus nunmehr am
Donnerstag, den 22. November mit 6 Knaben eröffnet
werden soll.

Das Einweihungs- und Eröffnungsfest wird an
dem genannten Tag Nachmittags um 1 Uhr in dem
Anstaltsgebäude, oder erforderlichen Falls in der
Kirche zu Obertüllingen abgehalten werden.

Alle Freunde der Anstalt sind hiezu herzlich eingeladen
. Möchten alle Diejenigen, welche verhindert
sind, unserer Einladung nachzukommen, sich doch
daran nicht hindern lassen, an dem bezeichneten
Tage des Hauses und seiner Bewohner, und insbesondere
der ersten Pfleglinge vor dem Throne Gottes
fürbittend zu gedenken. Der Verwaltungsrath.

6ine elfäßifdje 3rofdjüi:e über ^3ahtnwt\kn

Von jeher fuhren die Elsässer mit Vorliebe nach
Badenweiler, das ja ganz nahe dem Elsaß, vor allem dem
Oberland liegt. Das erklärt auch die Veröffentlichung
einer in Mülhausen 1837 verlegten Broschüre über
Badenweiler.

Verfasser derselben war der Pastor an der evangelischen
St. Stephans-Kirche, Graf. Dieser ist bekannt geworden
als Chronist der Stadt Mülhausen, sowie durch
Predigten und Ansprachen, die er, ganz im Zuge der Zeit,
der Öffentlichkeit gedruckt übergab. Graf ist weniger
bekannt als Verfasser der Broschüre „Abnoba", die er
„Badenweilers Wohnern und Gästen" widmete. Abnoba
war bekanntlich in vorgeschichtlicher Zeit die Göttin des
Schwarzwaldes, die auch die Römer in ihrer klugen Politik
den unterworfenen Völkern gegenüber achteten.

Im Vorwort betont Graf, es mangle an einer besonderen
Beschreibung Badenweilers, wie man sie von anderen
Badeorten habe. Er hatte nach einer Krankheit an
dem Heilquell wieder Kraft und Gesundheit geschöpft
und suchte nun dem Bedürfnis nach einer besonderen
Schrift abzuhelfen: „ .. möge das Büchlein, als ein Blümchen
von der Wiese, guten Leuten zum Nachgenuß der
da verlebten Tage oder zur stillen Betrachtung auf
Spaziergängen in so freundlicher Natur dienen!"

Graf berichtet zunächst eingehend über die römischen
Thermen in Badenweiler, „ein schönes Denkmal römischer
Sitte und Kunst, das in seinen Trümmern noch so
wohl sich erhalten hat, wie sonst nicht leicht eines dieser
Art. Es würde auch Italien ehren! An diesem Bad findet
man die beste Erläuterung über die Bäder des Altertums
. Einer Uberlieferung zufolge war das Wasser des
Heilquells ehemals wärmer als jetzt". Graf vermutet das
frühere Vorhandensein eines Vulkans, der den Schloßberg
gebildet habe, sowie auf diesem ein römisches
Castrum, dessen Soldaten das Bad benutzten. Graf sieht
auch im südwestlichen Turm der Schloßruine römische
Bauart. Allerdings dürfte sich Graf hier geirrt haben.
Eine Siedlung bestand sicher am Hügelhang gegen Oberweiler
zu, eine Siedlung, die wohl durch Erdrutsche zugedeckt
wurde. Von einem römischen Castrum zu sprechen
, ist aber gewagt.

Eingehend behandelt Graf die Badruine an Hand einer
beigefügten Zeichnung, die er vermutlich dem Werke des

Elsässers de Golbuy „Antiquites romaines des pays
limitrophes du departement du Haut-Rhin" (1828) entnommen
hat. Er spricht auch von römischen Gegenständen
, die man hier gefunden und die sich nun in der
Hofbibliothek in Karlsruhe und in einem Kasten in
Badenweiler befänden. Dann spricht Graf vom Bad im
Mittelalter, das nach seiner Meinung wohl den Burgbewohnern
diente, auch von den römischen Ruinen, die
unter dem Namen „Gemür" bekannt waren. Ein besonderes
Kapitel widmet er der Auffindung des römischen
Bades im Jahre 1784, an der auch der Straßburger
Archäologe Oberlin teilgenommen hatte. Graf hatte noch
einen Baum gesehen, der in einem Rest der dünnen, das
Gemäuer bedeckenden Erde verwurzelt war, als „Denkmal
aus der Zeit der alten Bedeckung des Bades".

Von den Fremden, die das römische Bad besuchten,
das „in seiner Weitläufigkeit und Vollständigkeit auch
Italien zieren würde", nennt Graf Franz I., Kaiser von
Österreich, im Jahre 1815. Aus einem Fremdenbuch notierte
er diese Zeilen: „Groß ist das Volk, das in seiner
Monumente Trümmern groß bleibt!" — „Möchte das
wahrhaft Große unserer Tage ebenso ans Tageslicht befördert
werden, wie diese römischen Altertümer". —
„Auf den Flügeln stiller Phantasie erhebt hier der Wanderer
sich zu den grauen Tagen der Vorzeit: die Geister
tapferer Römer und edler Römerinnen hausen in diesen
Hallen; sie wußten das Nützliche mit dem Schönen, das
Große mit dem Bleibenden zu verbinden". — „Würden
auch die Schriften schweigen, müssen Steine redend zeugen
, die man aus der Erde gräbt".

Über den Heilquell bringt Graf die Analyse des Hofmedikus
Kölreuter und des Hofapothekers Schmidt zu
Badenweiler, sowie das Urteil des Straßburger Medikus
Eschenreuter aus dem Jahre 1571 in dessen Werk „Alter
heilsamer Bäder und Brunnen in Deutschland Natur und
Wirkung": „ .. Das Bad haltet in sich viel Schwebel, mit
wenig Salpeter und Alaun. Dieses Wasser getrunken
öffnet Verstopfung der innerlichen Glieder, vertreibt die
alten, langwierigen Fieber und fürdert den Frauen ihre
Zit; die Engbrüstigen und die von übriger Feuchte kalte
Mägen haben, hilft es wohl. So man aber darin badet,
ist es gut denen, die gestoßene, lahme und verrenkte
schwache Glieder haben. Die Räuden, Zittermäler, Aussatz
und dergleichen Unsauberkeit der Haut, alte Übel,

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