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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-10/0017
geheilte Schäden heilt es sehr, doch nicht so bald, denn
man muß Weil haben. So man's auf's Haupt lasset
duschen, vertreibt es die Hauptflüß". Graf preist den
Aufenthalt in Badenweiler, das er mit dem Paradies
vergleicht (wer dächte nicht an Schickeies „himmlische
Landschaft"!), er spricht von den Spaziergängen, so zum
Bergwerk, das einige hundert Arbeiter beschäftigt und
zu den Schmelzwerken, dann widmet er der Geschichte
der Herrschaft Badenweiler einige Seiten, erwähnt Burg
Neuenfels sowie die furchtbare Mordtat auf dem Schloß
anno 1540. Er spricht auch von der Geschichte der evangelischen
Kirche seit 1556 und von dem 1784 erbauten
Kirchlein. Am alten Turm sah Graf zwei quere Eisen an
einem Stein, welche die einmal erreichte Schneehöhe
anzeigen. General H. A. Gmelin hat 1791 das Gotteshaus
und die Orgel ausbessern lassen. Graf führt die an der
Kirchenmauer befindlichen Grabschriften an: Christian
Gottlieb von Bug, großherzoglich-badischer Eisenhütten-
Verwalter (1771—1824), Christian Hesler von Oberweiler
(1623), Johann Thilfuchs, Faktor des Eisenwerkes (1683—
1768), Catharina, Tochter des Ulrich Ridmann, Jeremias
Gmelin, Pfarrer zu Badenweiler (1673—1753), Erasmus
Pisselius Burgvogt (1649). Im Innern der Kirche sah Graf
das Grab des Egon, Grafen von Freiburg (1385), der Anna
Maria von der Kuala (1670). Graf berichtet in seiner Broschüre
auch über die wunderbare Rettung des Johann
Friedrich Mehlin aus Badenweiler (1824), der einen Brief
nach Staufen bringen mußte, vom Wege abkam und in
einen Bergschacht stürzte. Erst nach drei Tagen konnte
er gerettet werden, ganz durch Zufall hatte man den
Gedanken gehabt, dort nachzuschauen.

Graf druckte in seiner Broschüre die Beschreibung
Badenweilers durch Wessenberg (1833) ab und fügt dieser
ein Gedicht bei, in dem »der Dichter in sechzehn langen

Strophen die Schönheit der Landschaft besingt. Hier
nur einige zur Probe:

„Des Römerbades Trümmer,

der Burgruine Flimmer

im Abendsonnengold;

des Heilquells reicher Kammer,

dem Schacht, dem Eisenhammer,

ist meine Seele hold.

Schau Neuburgs alte Veste,
umfächelt von dem Weste,
wo Weimars Bernhard schied.
Seh Müllheims Feld und Reben
und seines Marktes Leben,
horch froher Winzer Lied.

Gesundheit wird dem Kranken,
und traurige Gedanken
vergehn wie Nebelduft.
Des Badquells Wunderkräfte
sind Stärkung zum Geschäfte,
an das die Zeit bald ruft.

Noch bleibt mein Geist gefangen,
wo Freiheit im Verlangen
mit steter Flamme glüht.
Mein Segen diesem Orte!
Bis einst die schöne Pforte
mich zu den SeVgen zieht."

Gewiß, Form und Inhalt dieses langatmigen Poems
sprechen uns heute wenig mehr an; immerhin erklingt
aus ihm die Anhänglichkeit des Verfassers zu Badenweiler
und zur „himmlischen Landschaft" am Fuße des
Blauen. Paul Stintzi, Mülhausen

C

BÜCHER-ECKE

Rudolf Pörtner: Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit
. Econ-Verlag Düsseldorf, 1959. 19,80 DM.

„Kennen Sie Pörtners Buch „Mit dem Fahrstuhl in
die Römerzeit"?" So fragt fast jeder fünfte Besucher der
römischen Badruinen in Badenweiler. Daraus läßt sich
eine große Beliebtheit dieses Buches ohne weiteres ableiten
, was übrigens die Buchhändler sofort bestätigen
können, denn Pörtners Publikation rangiert unter den
meistgekauften Büchern des letzt jährigen Weihnachtsgeschäftes
in der Spitzengruppe.

Worin liegt sein Reiz? Römerzeit? Riecht das nicht
nach Moderluft, nach längst Vergangenem und darum
nicht mehr Aktuellem? Wozu nützt uns das Wissen um
solche Geschehnisse, die nun rund 2000 Jahre zurückliegen
? Aber hier zeigt sich schon Pörtners erster „guter
Griff". Der Journalist fand den Titel, der das Gewesene
mit der Gegenwart verbindet. Aus der besonderen Situation
römischer Gebäudereste gerade unter dem Rathaus
von Köln und der Möglichkeit, mit dem Fahrstuhl, der
sonst die Ratsuchenden in die oberen Stockwerke befördert
, in den Keller und damit in die Vergangenheit zu
fahren, entstand der Titel „Mit dem Fahrstuhl in die
Römerzeit", zunächst als Uberschrift eines Kapitels, dann
übertragen auf das ganze Buch.

Was uns an diesem Buch besonders interessiert, ist
natürlich das Kapitel über Badenweiler. „Rheuma, Römer,
heiße Quellen" ist es überschrieben. Dem, der mit der
Materie vertraut ist, bietet es selbstverständlich nichts
Neues. Aber das will Pörtner ja auch gar nicht. Darauf
weist er deutlich im Vorwort hin. Er hat die Absicht, das
Erbe der Vergangenheit aus der Einsargung und Mumifizierung
in Museen und Archiven herauszuholen: „Millionen
Deutsche bestaunen alljährlich die Römerbauten
Italiens, daheim fahren sie ahnunglsos daran vorbei".
Und dabei braucht man nur die Augen offen zu halten.
Pörtner hilft uns dabei, denn sein wacher Sinn, journalistisch
geschult und von der Liebe zur Altertumswissenschaft
„hobbistisch" angespornt, versteht es, das Wesentliche
zu erfassen.

Und nun das zweite große Plus; Angenehm ist der
Stil, in dem uns dieses Wissen geboten wird. Man spürt,
daß hier alle erreichbaren Quellen herangezogen worden
sind und dazu die eigene Beobachtung ihr Teil beiträgt.
Knappe Hinweise am Rand erleichtern das Auffinden
bestimmter Monumente und Ereignisse. Hinter einer
flotten Plaudermanier verbirgt sich eine Gründlichkeit,
die bei der Fülle des Stoffes den Leser staunen läßt.
Prägnante, die Feder des gewandten Berichterstatters
verratende Wegweiser sind es: „Siegen, wohnen, baden"
zum Beispiel, dann „Villenbäder und Badevillen" oder
„Handgeld, das die Himmlischen verschmähten"; immer
kann man sich ein Bild machen, was dieser oder jener
Abschnitt bringt.

Damit wird das Buch mehr als ein Sammelwerk der
„Städte und Stätten deutscher Frühgeschichte" (so der
Untertitel), wird zum Reiseführer zunächst einer geistigen
Wanderung, darüber hinaus aber auch zur Anregung,
selbst auf die Wanderschaft zu gehen, um das Motto zu
entkräften, das aus der Feder des Römers Plinius stammt:
„Turpe est in patria vivere et patriam ignorare — Eine
Schande ist's, in seiner Heimat zu leben und seine Heimat
nicht zu kennen."

Die Lektüre dieses Buches ist mehr als Beschäftigung
mit dem römischen Erbe unseres Vaterlandes. Sie trägt
auch dazu bei, mit dem Vorurteil aufzuräumen, daß die
Archäologie eine Domäne der „reinen Wissenschaft" sei.
Sie kann es nicht, denn ohne die Mitarbeit der freiwilligen
Helfer aus den Reihen der verschiedensten Berufe
ist es ihr nicht möglich, all den Spuren nachzugehen, die
jene mehr hundertjährige Epoche bei uns hinterlassen
hat. Die geduldige Sammeltätigkeit dieser Männer erkennt
Pörtner ebenso an wie die Leistungen der Wissenschaft
. Und damit versucht er, eine Basis zu schaffen, auf
der das Verständnis wachsen kann, mit dem diesen
Dingen begegnet werden muß, ein Verständnis, das in
der Liebe zur Heimat wurzelt. „Versuchen wir's!" fordert
Rudolf Pörtner im Vorwort auf. Und wir können ihm
dankbar bestätigen: es ist ihm gelungen. J. Helm

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