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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-12/0009
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die Bronzebüste unseres Dichters zum Opfer. Das
leere Postament im Kurpark, umgestürzt und
unter Buschwerk verborgen, klagt an. Doch der
Volksmund überbrückt den Abgrund und nennt
jenen versteckten Winkel noch immer den
„Tschechow - Platz".

Längst nimmt Tschechow wieder die Stelle in
unserer geistigen Welt ein, die ihm gebührt.
Seine Kurzgeschichten gehören zu den Perlen der
Feuilletons unserer Zeitungen. In Rußland erfreut
sich der Dichter — abgesehen von einer
kurzen Schwankung zwischen 1912 und 1922 —
ausgesprochener Beliebtheit. Das Jubiläumsjahr
ist Anlaß, die schon 1953 überschrittene 18-Mil-
lionen - Grenze seiner Werke durch eine Neuauflage
des Gesamtwerkes in Höhe von drei Millionen
noch weiter hinaufzuschieben. Filme werden
gedreht, die Tschechows Komödien und
Grotesken zum Vorbild haben. Die Theater spielen
ihn in verstärktem Umfang. Mag manches
tendenziöse Ausnutzung eines Machtsystems sein,
das in das Werk Tschechows eine Ideologie hineinlegt
, die ihm nie eigen war und nie eigen sein
konnte, so ändert das nichts an der Tatsache, daß
der Dichter heute eine Stellung in der Weltliteratur
einnimmt, die nicht besser bekräftigt
werden kann als mit den Stimmen einiger Leute
„vom Fach". So schreibt der englische Nobelpreisträger
John Galsworthy 1928: „In den letzten
zwanzig Jahren war Tschechow der mächtigste
Magnet für die jungen Schriftsteller vieler
Länder". Bernard Shaw erkennt ihn an als

Hans Felkl:

„Vreneli" ist eine Verkleinerungsform von
„Verene" oder „Veronika", ein Frauenname, wie
er im Markgräfler Land sehr verbreitet ist. Nim
erscheint hier dieser Name in Verbindung mit
J. P. Hebel. Er ist in dieser Form auf einer
Steintafel in Grünwettersbach bei Karlsruhe und
auf einem Marmorkreuz am aufgelassenen städtischen
Friedhof in Karlsruhe zu lesen. Mancher
Leser dieser Namensverbindung wird sich wohl
kopfschüttelnd fragen: Wer ist dieses Vreneli,
wie kommt Hebels Namen mit diesem Namen
in Verbindung?

Vorerst sei gesagt, daß unser „Vreneli" für
Hebels Leben und Wirken von keinerlei Bedeutung
war; umgekehrt war aber nach dem Tode
Hebels das „Vreneli" diejenige, die sich selbst
als „Hebels Vreneli" bezeichnete, um in ihrem
Alter und in ihrer Notlage hieraus Nutzen zu
ziehen.

Unser „Vreneli" war die uneheliche Tochter
von Maria Geiger in Lörrach und eines adeligen
Herrn von Ellrichshausen — also halbadeligen
Blutes. Sie erblickte am 28. Oktober 1779 in
Hasel das Licht der Welt. Da sie offenbar von
ihrem Vater anerkannt wurde, nannte sie
sich „Veronika Ellrichshausen" ohne
Adelsprädikat. In ihrer Kindheit wirkte bereits
J. P. Hebel (von 1783 bis 1791) als Lehrer und
Präzeptoratsvikar in Lörrach. Er verlebte seine

„Stern erster Größe". Sömmerset Maugham bemerkt
: „Das Erbe keines Schriftstellers wird
heute so hoch geschätzt wie das Erbe Tschechows
". Und auch Thomas Mann dankt vieles
„hauptsächlich der Beschäftigimg mit Tschechows
allem Stärksten und Besten in europäischer
Literatur ebenbürtiger Erzählkunst". Tschechows
großer Freund, der russische Schriftsteller Tolstoi
, schrieb nach dem Tode des Dichters: „Tschechow
ist unersetzlich. Man liest ihn mit Vergnügen
nicht nur einmal, sondern immer wieder".

Daß man das tut, steht außer Zweifel. Damit
aber setzt sich der Dichter in den Herzen
seiner Leser ein unzerstörbareres Denkmal, als
es je aus Bronze und Granit geschaffen werden
könnte. Der Geist des unsterblichen Künstlers
der Sprache ist wach, öffnen wir ihm unser
Herz, daß er darin eine Bleibe finde, die kein
Völkerhaß vernichten kann. Dann wird auch das
Wort wahr werden, das Tschechow einmal in
sein Notizbuch schrieb: „Welch ein Genuß ist
es, die Menschen zu achten!"

Literatur:

Alexander Eliasberg: Russische Literaturgeschichte in
Einzelporträts. München 1922.

Maurice Hirschmann: Anton Pawlowitsch Tschechow —
Leben und Werk. Wien 1947.

Marc Slonim: Modern Russian Literature from Chekhov
to the Present. New York 1953.

A. M. Uhlmann: Anton Tschechow. Leipzig 1956. (Mit Bildteil
von Ursula Heilmann.)

Kindheit in Hausen, etwa 13 km vom Geburtsort
Veronikas entfernt, war also ein engerer Landsmann
Verenes. Hebel kam als Prediger auch in
die Umgebung von Lörrach, war daher dortseihst
weithin bekannt und bei der Bevölkerung sehr
beliebt. Da mag Veronika als Kind von den Erwachsenen
oder in der Schule über ihn gehört
haben, vielleicht sah sie Hebel als Schulmädchen
bei einer Predigt. Da man überall über ihn nur
Gutes und Lobenswertes sprach, begründete sich
in ihr möglicherweise jschon damals die Hochachtung
und Verehrung für ihren um 19 Jahre
älteren, so berühmten Landsmann. Als Verene
13 Jahre alt war (1722), wurde Hebel von Lörrach
nach Karlsruhe versetzt und tritt so für etwa
zehn Jahre aus dem heimatlichen Kreis der
Verene.

Verenes Eltern waren bald verstorben. Da
mag es dem jungen verwaisten Mädchen unter
fremden Menschen wohl nicht sehr rosig ergangen
sein, bis sich Pfarrer Christian Friedrich
Mylius in Efringen-Kirchen um 1802 ihrer annahm
und sie als Haushälterin, vielleicht als
Pflegetochter, einstellte.

Pfarrer Mylius war von 1794 bis 1802 als
Diakon und Präzeptor am Gymnasium in Karlsruhe
gleichzeitig mit Hebel tätig gewesen und
die beiden verband eine innige Freundschaft.
Als Mylius 1802 als Pfarrer von Karlsruhe nach

Wzt wav Rebele Dceneli?

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