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seiner wohnung durch so viele Jahr allerdings
zufrieden gewesen ...
Vielmehr habe ich mich wider ihne zu beschwehren
, daß selber immerhin viele repara-
tiones, die doch nur zu seiner bequemlichkeit
dienen, nach eigenem gefallen ohngefragt vor-
nihmet, und mir von zeit zu zeit neben - conto
machet, die ich aber in Zuekunft nicht mehr
paßieren zu lassen, sondern ihme selbsten wie
billig, zuezuweisen gedenke; und dahero wider
solche eigenmächtige reparationes förmlich protestiert
haben will..."
Dieses Schreiben muß auf Pfarrer Gebhard
wie ein rotes Tuch auf einen Stier gewirkt
haben. Als mutiger Streiter für die Sache der
Gerechtigkeit ergreift er die Feder, die er meisterhaft
zu führen verstand, um sich beim Oberamt
gegen die Vorwürfe wie folgt zu verteidigen:
„Auf alle die meinem Hochfürstlichen Hochlöblichen
gnädigen Oberamt von der Probstey
Crozingen wider mich angebrachte klagen, will
ich so kurz ich kann, unterthänig gehorsambst
antworthen, und dero hochen Beläuchtigung
überlassen, mit was grund oder ungrund ich
eines oder des andern beschuldigt werde.
Ich will aber von Punct zu Punct zeugen anführen
, mit welchen ich meine Verantwortung
bestärken kann, wann es von mir solle erfordert
werden.
Ob ich kurz oder lang hier bin, gehöret nicht
ad rhombum, weil das Pfarrhaus immerhin besorget
werden muß. So ist es auch immer in
einen bewohnbaren Stand ohne Nachtheil des
innwohners zu erhalten, und mit was recht und
billigkeit kann von mir gefordert werden, daß
ich jähr und tag in einem hauß wohne, darinnen
ich das meinige nicht aufbehalten, und wegen
dem ruin der zäunen keinen garthen nuzen kann,
ja wann ich vor dem aufzug hiehero die noth-
wendigkeit der reparation gezimend vorgestellt
hätte, mit was bescheidenheit könnte mir das
vor importun ausgelegt werden.
Daß mein anteceßor, der sei. Herr Pfarrer
Haff so viele Jahr mit dieser wohnung allerdings
zufrieden gewesen seye, lauft wider das zeugnis
seiner hinterlassenen frau wittib und Herrn
Sohns, die noch in vivis seynd, sein hoches alter
aber und seine eigene wohnung, die er hier
hatte, in welcher seine Kinder geschlafen, und
er seinen wein und anderes aufheben können,
verursachten, daß er, weil die Probstey die reparation
so schwehr machet als immer möglich,
ohne vieles libedienern alles hangen und liampen
ließ.
Daß aber das Pfarrhaus und ein und anderes
so darzu gehöret der reparation nöthig habe,
zeiget der unwidersprechliche augenschein, den
man in das angesicht widersprechen muß, wenn
man änderst reden will. Ja die zwei zimmer, die
gänzlich unbewohnbar seynd, nemlich die Kammer
über der wohnstuben und kuche, die immerhin
voller rauch vom Camin, und fast kein licht
haben pp. so kann ich nicht absehen, wie man
ohne der Wahrheit zu widersprechen einem
Hochfürstlichen Oberamt vortragen darf, die
reparation seye nicht für so unumgänglich nötig
befunden worden. Der Werkhmeister von Freyburg
hat in vielen Stucken erkannt, ob ihn gleich
der Verwalter immer an dem Rock gezopfet, er
sollte es nicht sagen, wie ich mit Michael Meyer
dem Maurer erweisen will.
Meine früchten, deren ich doch nit viele habe,
muß ich wegen mangel des blaz in dem Pfarrkeller
und anderen leuthen ihren keller haben,
und meine Sachen under ander leuthe tach und
beschirmung haben, weil ich sie nirgends aufheben
kann...
Daß das Pfarrhauß von einem nächtlichen
einbruch gar nicht verwahret, ist daher offenbar,
daß ein bub von zehn bis fünfzehn jähren durch
das kellerloch bey der haußtreppe gar gemächlich
hineinschlupfen kann, wie die prob davon gemacht
worden. Ja da ich. in gegenwarth des
Schlossers gottschalckher zu Müllheim dem Verwalter
Krempinger den übel verwahrten laden
bey dem bauch-öfele zeigte, so erkannte er, daß
ein eisen gerems dahin zu machen nöthig seye,
worauf der Schlosser sagte, wann der Herr Verwalter
in dem hauß visitiere, er werde noch
mehr dergleichen nothwendigkeiten finden.
Daß ich immer viele reparationes, die nur zu
meiner bequemlichkeit dienen, ohnangefragt vornehme
, beantworte ich kürzlich so: Es ist bereits
ein Jahr, daß der Herr Verwalter mir und dem
bestands Meyer Martin Herder in dem graß
garthen bey uns stehend, gesagt: wann etwas
von kleinigkeiten zu machen seye, so sollte es
Meyer von der Probstey ohnangefragt machen
lassen, das nöthige darzu hergeben und ihme
den conto schicken.
Nun hatten mein Schwein in dem stal den
laden zerbrochen, den boden aufgerissen und sich
davongemacht. So muß ich dann zu einer ohn-
verzüglichen reparation schreiten, daß ich sie
wieder einsperren kann, worzu dann, in er-
mangelung der fleckling, der Meyer ein stuck
düllen hergegeben, ich aber die Nägel.
In dem stall waren die kripfen loß, woran
man das Vieh anbinden muß, und nur ein einziger
futterladen offen, die andern aber zugemauert
, solte mein Vieh nit in dem stall verwor-
gen, und die kripfe herumschleppen, und sollte
ich dem Vieh futter in den barren geben körinen,
so muß ich futterlöcher offen und läden daran
haben und die kripf verfestigen lassen, welches
mir dan der Zimmerman Stephan Ruch gemacht,
der schmid die läden angeschlagen und etliche
große nägel zu befestigung der kripfe, die Mayer
aber gaben die düllen und ein stuckh holz darzu,
ich aber habe 200 Latt-nägel hergegeben die mir
nicht bezahlet worden, wie alles die angeführten
persohnen wissen und dessen zeignuß geben
können.
Daß man aber auch dem Herrn Verwalter
von der nothwendigen reparation der schwein-
ställen nachricht geben, ist daraus zu ersehen,
weil er hernachmahls einen alten dannenen
sehweinstrog, welches man hätte zu einem schiff,
einem pferd futter darin zu geben, gebrauchen
sollen, und den fuhrleuten erlaubt in des Johan
Freyvogels haus ein maß wein für den fuhrlohn
zu trinken, welches alles aber man nit hat brauchen
können, und hat mein Taglöhner einen
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