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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-12/0021
kenel daraus gemacht, daß die Mistlache aus dem
stall dardurch in die mistgrube laufen kann, und
mir hl. Stahhalter alhier ein Tröglein zu einem
pferdschiff verehrt, und zur nothdurft in den
stall gemacht worden, wie davon angeführte
zeigen können.

Keinen nagel, daran ich mein Kleid hätte
hängen können, und keinen schaft fand ich in
dem Pfarrhauß, da ich darein kam, und da der
schreiner erlaubnus bekam in der kuchen, Wohnstuben
, untren und obren kamern etliche schäfte
zu machen, so gab ich 400 Nägel darzu, davon
mir kein einziger bezahlt worden, wie dem
schreiner Fridrich Erat bekannt ist.

Den-stubenofen will der maurer nicht mehr
machen, er sagt, daß die Kachlen inwendig keine
Kröpfe mehr haben und dahero nicht bevöstiget
werden könnten, daß wir vor rauch und dampf
oftmals in der stuben nicht mehr bleiben können
, und nit wissen, wann er einmal in dem
feuer zusammen-fahlt. Da nun feuers-gefahr da-
bey, so lasse ich urtheilen, ob es nicht nöthig
wäre, daß man ihne machen wolle, unglückh(zu)
verhüten und die gefahr ab(zu)wenden."

Schließlich wehrt sich Pfarrer Gebhard in
seinem „in aller Kürze!" gehaltenen Brief auch
gegen die Vorwürfe der Probstey Krozingen, daß
<er mit der Besoldungsfrucht nicht zufrieden
gewesen sei. Er begnüge sich mit den Früchten,
die auf Hügelheimer Bann wachsen, beschwere
sich aber darüber, daß man in Krozingen den
Weizen aus der Mischfrucht gereitert (gesiebt)
habe, so daß er1 auf dem Markt nicht so viel Geld
wie andere erhalten konnte. Der Brief schließt
mit der Bitte um gerechte Einsicht und gnädigen
Beistand. So geschehen am 26. März 1754.

Das Oberamt versagt den erbetenen Beistand
nicht. Trotzdem eilen die Wünsche des emsigen
Pfarrers ihrer tatsächlichen Erfüllung immer
weit voraus. Ja, der Leser dieser umfangreichen
Akten kann sich des Gefühls nicht erwehren,
daß ein Schuß zuviel Unternehmungsgeist in seinen
Adern pulst. Diese Ansicht teilt verständlicherweise
auch die Probstey Krozingen, die
•das Oberamt Badenweiler am 25. Oktober 1754
wissen läßt:

„Und wan Euer Hochedel gebohren den Pfarrer
zu Hügelheim in derley ohnbefugten Ansuchen
, zum Nachtheil der Probstey dahier, unterstützen
, und von weiteren ohnbilligen begehren
nicht abweißen werden, wird es gewiß ein£ ewige
Reparation abgeben, und er wird alzeit weiterschreiten
, zuletzt auch noch Tisch und Stühl und
mehr anders in die ihme gemachte neue stuben
und kammern anbegehren."

Ganz unrecht haben die Herren von Krozingen
allerdings nicht. Denn unmittelbar nachdem
die wichtigsten Reparaturarbeiten im Sommer
1754 ausgeführt waren, klagt Gebhard über weitere
acht Baumängel. Die Probstey weist die
Klage zurück. Pfarrer Gebhard läßt aber nicht
"nach und verteidigt wacker seinen Standpunkt.
Er verlange nichts Unnötiges, schreibt er am
30. September 1754, sondern begnüge sich damit,
daß man das Pfarrhaus so repariere, „daß er es
ohne Schaden und Nachteil seiner Hauß-Haltung

bewohnen könne". Allem Anschein nach hat man
seinem Begehren stattgegeben, denn im obwaltenden
Papierkrieg tritt nun doch eine etwas
längere Pause ein.

Im Frühjahr 1756 hat Pfarrer Gebhard wie-
.der neue Wünsche. Darüber klagt Krozingen:
„Er ist mit reparieren niemahl zu begnügen und
will, wann eines kaum fertig, gleich wiederum
was anderes, alzeit auf den stupf." Man habe
„erst neulich über 800 Gulden rheinisch verwendet
." Das kümmert den Geistlichen wenig.
Er wiederholt seine Beschwerden noch zwei Mal.
Marquard Herrgott, der zuständige Mann in
Krozingen, antwortet am 23. Mai 1756 verärgert:
Wenn der Schweinestall noch nicht mit Platten
belegt sei, wäre das die Schuld des Pfarrers, der
keine Platten wolle. Er werde jetzt Krozinger
Arbeiter mit den Platten nach Hügelheim schik-
ken. Wenn der Pfarrer keine wolle, möge er sich
beschweren, denn „seine schwein werden nicht
heiglicher erzogen seyn als die hießige(n), (die)
zu Wettelbrunn und in der ganzen hießigen
gegend."

Am 12. Juni 1756 richtet Gebhard ein weiteres
Schreiben ans Oberamt, dann wird es wieder
still um das Hügelheimer Pfarrhaus und
seine Bewohner.

Drei Jahre später, am 8. Mai 1759, bricht das
Schweigen. Unter diesem Datum reicht der
Geistliche dem Oberamt ein Schreiben ein, in
dem er zwanzig weitere klein Baumängel anführt
. In einem davon wird darübe geklagt, daß
Mäuse das „Speckkämmerlein" (Räucherkammer)
heimsuchen. Die Beschwerde wird mit der
Bitte um Beseitigung der Mängel nach Krozingen
weitergeleitet. Es wird Oktober, bis ein dortiger
Maurermeister sich an Ort und Stelle davon
überzeugt, daß alles nur halb so schlimm, die
Sache mit der Rauchkammer aber noch nicht
einmal wahr ist. Diese Nachricht verursacht
einen neuen Wirbel. Ein weiterer „Lokaltermin"
(6. Nov. 1759) wird anberaumt. An ihm nehmen
zwei führende Müllheimer Handwerker, zwei
Hügelheimer Bürger und Bruder Antoni aus
Krozingen teil. Jetzt ergibt sich allerdings ein
anderes Bild. Lesen wir nur, was sie in ihrem
Bericht unter Punkt 3 aussagen: „Das von außen
sich zwar gut präsentierende Pfarrhaus selbst
nach seinen inneren Theilen und in Specie die
mehr einer Hole als einem Zimmer gleichende
Wohnstube samt denen übrigen Gehalten, welche
alle mit solch schwarzen und rauchichten Böden
und Wänden ausgefüllt sind, daß Herr Statthalter
solches nicht lassen würde." Bruder
Antoni verspricht, die dringenden Dinge binnen
drei Wochen, die anderen bis zum kommenden
Frühjahr, längstens bis Gertrudis in Ordnung
hingen zu lassen. Karlsruhe weist am 16. November
1759 das Oberamt an, darauf zu sehen, daß
die Probstey ihrem Versprechen voll nachkommt.

(Schluß folgt)

Der Artikel „Die Sache mit dem Nikolaus" auf Seite 2
wurde dem Buche „Die musikalische Feuerwehr" von
Hans Bachroth entnommen. — Das Buch ist im Verlag
Rombach & Co., Freiburg i. Br.y erschienen.

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