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Hause sein Lieblings-Dreikönigslied singen, dessen
erste Strophe also lautete:
Ich lag in einer Nacht und schlief,
Da träumte mir, König David rief:
Wie kann ich singen und träumen,
Wie kann ich singen und träumen
Von den heil'gen drei König' ein neues Lied!
Sie liegen zu Köllen am Rheine,
Sie liegen zu Köllen am Rheine.
Der Bäcker Bosch war ehedem „zu Köllen am
Rheine" auf der Wanderschaft gewesen und deshalb
wollte er dieses Lied haben, über das der
sonst so strenge Mann ganz weichherzig wurde.
Draußen warteten die Kinderherzen des ganzen
Städtchens auf die Wiederkunft von Königtum
und Stern, frierend in der kalten Nacht,
während die „drei Heiligen" sich wärmten und
gütlich taten. Doch nahm ihnen das in den
Augen der Kinder nichts von ihrem „Heiligenschein
". Sobald der „Jägermurer" seinen Stern
wieder leuchten ließ, war alles zufrieden, und
die Fahrt ging weiter, den Häusern in der
Mühlenstraße zu.
Gegen zehn Uhr war die Sternenfahrt der
drei Könige zu Ende. Und dann ging's zum
„Dinderade", wie man dem Bierbrauer zum
„Grünen Baum", Seraphim Franz, einem Vetter
meines Vaters, sagte. Da gab's Freibier, und hier
wurde das Geld gezählt und verteilt. Denn dem
Melchior und dem Balthasar wurde es die Nacht
über nicht anvertraut: Der Jägermurer bekam
einen halben Gulden, und auf jeden König traf
es über einen Gulden. Königlichen Hochgefühls
voll und reicher als Krösus mich dünkend, ging
ich heinij wusch mein schwarzes Gesicht und
legte mich zu Bette mit der Freude, morgen
noch einmal den schwarzen Dreikönig spielen zu
können. Denn am Tage des Festes selbst ging die
Paul Stintzi, Mülhausen (Elsaß):
Das Elsaß bildete zur Zeit des Niederganges
der Merowinger ein Herzogtum, das über die
heutigen Grenzen hinaus bis an die Birsquelle
und den Paß des schon den Römern bekannten
Pierre Pertuis reichte. Als aber die Karolinger
erstarkten, wurde schon vor Karl dem Großen
das ihnen wohl zu gefährliche Herzogtum der
Etichonen t in zwei Grafschaften aufgeteilt, den
Nordgau und den Süd- oder Sundgau.
Der Sundgau umfaßte anfangs das später
Oberelsaß, heute Haut-Rhin genannte Gebiet,
doch schrumpfte dieser Begriff immer mehr zusammen
und bezeichnete schließlich das habs-
burgische Gebiet von der Thür bei Thann-
Ensisheim bis zum Jura, vom Rhein bis Beifort,
das noch im 17. Jahrhundert als „im Sundgau"
• liegend genannt wird.
Heute ist der Begriff Sundgau noch kleiner
geworden. Man versteht darunter nur das
im Osten von der Bahnlinie Basel—Mülhausen,
im Westen vom Höhenzug des Largtales begrenzte
Hügelland, das südlich bis an die Schwei-
Das Jahr ist wie ein Fischerboot,
Das ausfährt in die Nacht
Die Netze, Leinen und das Lot,
Ist alles vorbedacht.
Der Mast taucht in das Dunkel ein.
Qie Flut zerteilt der Kiel.
Die Lampen werfen kargen Schein.
Wir wissen gar nicht viel.
Die Nacht spannt weite Segel aus.
Das Meer wird stimmenleis.
In uns erlischt das Wort „zuhaus";
Wir sind dem Ewigen preis.
Walter Franke
Fahrt durch die Vorstadt und vor die. Häuser
am „Graben". Schluß wurde gemacht beim
„süßen Lang", einem Bierbrauer bei der Gott-
lütbrück und in der Nähe des Kirchhofs. Hier
wurde der „Sternen" ausgelöscht, wie denn alle
menschlichen Sterne auf dem Friedhof verlöschen
. Dann ging es in die Bierstube und es
wurde wieder gezählt und geteilt. Der zweite
Abend brachte weniger als der erste, weil die
vermöglichern Leute im Städtle wohnten. Still
und friedlich zogen die Könige heim und aus
war für jeden die Dreikönigsherrlichkeit. Die
Würde ging fürs nächste Jahr an andere über,
denen man meist auch die Kronen, so sie noch
neu und nicht durch Regen oder Schnee verdorben
waren, verkaufte. Friedlichstes Königtum
der Erde, bei dem einer dem andern die Krone
für zwei Batzen verkaufte!
Mit freundl. Genehmigung des Verlages aus: „Aus meiner Jugendzeit",
Erinnerungen von H. Hansjakob. Verlag Rombach, Freiburg i. Br., 1960.
zer Grenze und nördlich bis ungefähr an die
Doller reicht. Der Rebberg, der Illberg bei Mülhausen
, der ölenberg bei Reiningen, der kleine
Hügelzug Lutterbach - Pfastatt bilden die letzten
Ausläufer des Sundgauer Hügellandes, das
hier in die weithin sich öffnende Oberrheinische
Tiefebene übergeht.
Die Landschaft: Der Sundgau ist vor
allem ein Hügelland, das hinter Mülhausen bis
zur Höhe von 300 m ansteigt, immer höher wird,
bei Volkensberg 450, bei Pfirt an 500 m erreicht
und zuletzt in den ersten größeren Jurazug übergeht
mit dem Glaserberg, der Neuneich und dem
Rämel (836 m).
Durchflossen wird das Sundgauer Hügelland
von der in Winkel am Glaserberg entspringenden
III. Ihr strömen von Süden nach Norden — also
in der selben Richtung wie die III fließend —
zwei bedeutende Bäche zu: die Larg und der
Thalbach. Letzterer bildet das sogenannte Hunds-
bachtal, das seinen Namen von einem Neben-
bächlein, dem Urbach, erhalten hat. Der bedeu-
Äec ©unbgau
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