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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-01/0010
Dr. A. Baumhauer:

Wömpelgacb - Wontbeltatü

Wümzmbztqs 3epfe in ber 3urgunfcifcfjen Pforte

Wenn wir vom Rhein bei Basel aus nach
Westen fahren durch den leicht gewellten,
fruchtbaren Sundgau, entlang den letzten, waldigen
Jurafalten, die in die Burgundische Pforte
auslaufen, vorbei an unzähligen, fischreichen
Teichen, an Weideflächen und Busch und Wald,
überschreiten wir die Wasserscheide zwischen
Rhein und Rhone und gelangen in das Einzugsgebiet
des Saöne-Nebenflusses Doubs, der, aus
dem Schweizer Jura kommend, in weiten, kapriziösen
Windungen das Gebiet von Beifort und
Montbeliard entwässert, das einst zur Freigrafschaft
Burgund und damit zum heiligen römischen
Reich deutscher Nation gehörte. Von den
südlichsten Hängen der Vogesen am Elsässer
Beleben fließen die Flüßchen Savoureuse und
Lizaine bei Montbeliard der Allaine zu, welche
dem Jura entströmt. Rund 70 Kilometer sind es
so von Basel bis Montbeliard, dem einstigen
Mömpelgard, das in einer Höhe von 318 m über
dem Meere am Ufer der Allaine, kurz vor deren
Mündung in den Doubs liegt. Hier erhebt sich
das turmbewehrte Schloß, das in seinem Kern
aus dem 14/ Jahrhundert stammt und im 18.
Jahrhundert seine heutige Gestalt erhielt. Zur
Grafschaft Mömpelgard, die zu Beginn des 15.
Jahrhunderts als reichsunmittelbarer Besitz an
das württembergische Grafenhaus fiel, gehörten
ursprünglich auch die Herrschaften Blamont,
Clemont, Chätelot und Hericourt, sowie Etobon,
Granges und Passavant in der Freigrafschaft und
Reichenweier und Horburg im Elsaß, welche seit
dem Jahre 1748 alle unter französische Landeshoheit
gerieten.

Die politisch-militärische Bedeutung der Burgundische
Pforte, welche die Franzosen „Porte
de Bourgogne" oder' auch „Trouee de Beifort"
nennen, erkannte schon der griechische Geograph
Strabo; um ihren Besitz ist seit den ersten Zeiten
ihrer Besiedlung heftig gerungen worden.
Zahlreich sind die Funde aus der Stein- und
Bronzezeit, äußerst ergiebig die Ausgrabungen,
welche keltische Waffen und Schmuck aus Grabhügeln
und Gräberfeldern förderten. Keltische
Sequaner bewohnten das Land, durch welches
die Kimbern auf ihrem Weg nach Süden zogen.
Im Bruderkrieg mit den Häduern riefen die
Sequaner den Ariovist und seine Germanen zu
Hilfe, gegen diese dann wieder die Römer. Cäsar
besiegte Ariovist auf dem Ochsenfeld bei Mülhausen
und brachte nach dem Besitz von ganz
Gallien nun auch das wichtige Durchgangsland
vom Rhein zur Rhone unter die römische Herrschaft
. Die neuen Herren des Landes sicherten
ihre wichtige Erwerbung durch die Anlage eines
engmaschigen Straßennetzes sowie durch den
Bau des großen Kastells Epomanduodurum —
dem heutigen Mandeure — aus dem eine bedeutende
Römerstadt mit verschiedenen Tempeln
, Thermen und einem Theater für 12 000
Zuschauer entstand; ihre Blütezeit erreichte die
Stadt zur Zeit der Kaiser Trajan und Marc Aurel.

Mit der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts
beginnen die Germaneneinfälle in die römischen
Grenzgebiete. Die römischen Legionen bemühen
sich ohne Erfolg, die gefährlichen Nachbarn aufzuhalten
. Franken, Vandalen, Burgunder dringen
in die Pforte ein, plündern und zerstören die
Römersiedlungen. In den Jahren 275 und 296
finden erbitterte Kämpfe mit den Eindringlingen
statt; im Jahre 355 vernichten die Germanen die
Städte Epomanduodurum (Mandeure) und Ve-
sontio (Besangon). Noch einmal, in einer letzten
Anspannung seiner Kraft, gelingt es dem Römerreich
unter den Kaisern Julian (361—363) und
Valentinian I. (363-375), dem andauernden Druck
durch die Germanen Halt zu gebieten. Beide
Kaiser lassen Befestigungen zwischen Rhein und
Doubs anlegen, sie bemühen sich, die zerfallenen
Städte wieder aufzubauen, doch ist das Vordringen
neuer germanischer Völkerschaften
nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 406 überschreiten
die Burgunder den Rhein und dehnen
schließlich ihren Besitz vom Elsaß und dem
Jura bis in die Stromgebiete der Saöne und der
Rhone aus, wo sie ein blühendes Reich gründen.
Ihr Name bleibt auf immer mit der Landschaft
zwischen Jura und Vogesen in der Burgundischen
Pforte verbunden.

Chlodwig, der Frankenkönig, eroberte nach
seinem Sieg über die Burgunder im Jahre 500
das Land in der Pforte, das Gebiet von Montbeliard
, und Chlodwigs Söhne brachten dann das
ganze Burgunderreich in ihren Besitz. In der
fränkischen Verwaltung bekam das Land nördlich
des Doubs die Bezeichnung Eisgau, dem
nach Osten hin der Sundgau vorgelagert ist.
Hier verkündeten die irischen Missionare Colum-
ban und Hymerius (Immer) und der Schotte
Mambod im 7. Jahrhundert das Christentum.
Der Felsen, auf dem sich heute das Schloß von
Montbeliard mit seinen beiden Türmen erhebt,
war in römisch-keltischer Zeit ein befestigtes
Castrum. Um 750 wird zum erstenmal der „Möns
Biliardae" namentlich erwähnt. Bei der Transferierung
der Reliquien des hl. Mambod um 985
wird ebenfalls die Kirche auf dem „Möns Beliar-
dae" genannt. Unterhalb der Burg und* der
Kirche entstand eine Bauern- und Handwerkersiedlung
an den Ufern der Allaine und der Lizaine
, das älteste Viertel der jetzigen Stadt, die
mit ihren 25 000 Einwohnern heute der Mittelpunkt
eines industriereichen Wirtschaftsgebietes
geworden ist.

Zur Zeit des ersten Kreuzzuges (1099) hören
wir zum erstenmal von einer Grafschaft Mömpelgard
; in kirchlichen Urkunden des 11. Jahrhunderts
finden wir die Bezeichnung „Mumpligart"
oder „Mumpillgardt". Ludwig von Mousson,
Herr von Mömpelgard, nahm erfolgreich teil am
ersten Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon
und befehligte bei der Eroberung Jerusalems
einen Teil des Kreuzfahrerheeres. Die Grafen
aus dem Hause Mousson (bei Pont-ä-Mou&son in

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