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Lothringen), deren Besitzungen sich auch über
Beifort (Beffert), Pfirt, Delle und Porentruy
(Pruntrut) bis weit nach Lothringen hinein erstreckten
, herrschten in Mömpelgard bis zum
Jahr 1162. Ihnen folgten bis 1282 die Herren
von Montfaucon, einem Schloß bei Besangon.
Nachdem das unter Kaiser Konrad II. gewonnene
Königreich Burgund zur Zeit Kaiser Heinrich IV.
dem deutschen Reich stark, entfremdet worden
war, hatte die Heirat Friedrich Barbarossas mit
der burgundischen Erbtochter Beatrix die sogenannte
Freigrafschaft (Franche-Comte), zu der
Mömpelgard gehörte, wieder umso fester mit
dem Reich verbunden. Als sich Graf Reinhold
von Montbeliard weigerte, sein Land von Kaiser
Rudolf von Habsburg zu Lehen zu nehmen,
brach dieser seinen Widerstand mit Waffengewalt
. Seither blieb die Grafschaft ein Lehensland
des deutschen Reiches. Ein schwertgewaltiger
Herr war Heinrich von Montfaucon von
Montbeliard, der auf den verschiedensten
Schlachtfeldern Europas kämpfte, in Flandern,
in England, in Frankreich, der sogar dem Deutschen
Orden gegen die Litauer beistand. Er
nahm die Juden, welche aus der Freigrafschaft
vertrieben worden waren, bei sich auf, verlangte
aber ein hohes Schutzgeld von ihnen und zwang
sie, eine durch Rot und Weiß gekennzeichnete
Kleidung zu tragen. Sein Sohn Stefan, der vön
1367 bis 1397 in Montbeliard regierte und über
300 Vasallen gebot, war der letzte seines Geschlechtes
. Er verlobte noch kurz vor seinem
Tode seine 10jährige Enkelin Henriette von Orb
mit dem erst 9jährigen Grafen Eberhard IV. von
Württemberg. Die Heirat fand zehn Jahre spä- ^
ter, im Jahr 1407, statt. So wurde die Grafschaft
Montbeliard mit den Herrschaften Granges, Cler-
val, Passavant, Etobon und Porrentruy nunmehr
mit den schon früher württembergischen Gebieten
von Reichenweier und Horburg zusammengeschlossen
und bildeten bis zur französischen
Revolution den ansehnlichen linksrheinischen
Besitz des deutschen Herrscherhauses.
Eberhard IV. von Württemberg, der die Grafschaft
Montbeliard durch Heirat erworben hatte,
starb schon 1419, und seine Gemahlin Henriette
übernahm nun die Regierung und die Vormundschaft
für ihre Söhne Ludwig und Ulrich. Mit
fester Hand lenkte sie die Geschicke ihres Landes
, wohnte allerdings nur selten in der Stadt
Montbeliard, sondern meistens in Württemberg
oder in ihrem Schloß Etobon. Das Volk nannte
sie „die gute Gräfin" wegen ihrer Fürsorge, für
ihre Untertanen. Als Graf Friedrich von Hohenzollern
sie einstmals beleidigte, zog sie an der
Spitze eines kleinen Heeres gegen die Burg
Hohenzollern, belagerte sie ein Jahr lang, eroberte
sie und ließ sie schleifen. Ihren Feind
Friedrich von Hohenzollern hielt sie in einem
Turm ihres Schlosses in Montbeliard gefangen
bis zu seinem Tod. Pest, Mißernten und Hungersnot
brachten viel Elend ins Land; die Gräfin
suchte es nach Kräften zu lindern. Dazu kamen
Familienstredtigkeiten. Ihre Söhne fühlten sich
benachteiligt und warfen ihrer Mutter vor, sie
habe das ihnen zukommende Erbe zugunsten der
Schwester geschmälert. Mehrere Monate lang
doppeltes (Sottlob
„Niemer sott am End vom Johr
no ne suuri Luegi mache!
's isch derhinter was dervor,
mueß me hüüle oder lache.
Het's nüt brocht as Übelzyt,
heißt's: Gottlob, es isch verwunde!
Het me Glück gha Schritt un Tritt,
gilt der Dank de gnossene Stunde.
Selben isch e gmachte Ma,
wo no fründlig am Johr-z'Obe
demno zweimol danke cha:
's git e doppelt froh Gottlobe!"
_ Hedwig Salm
Nach einer Briefstelle aus Joh. Peter Hebels letztem Neujahrsschreiben an
Gustave Fecht 1825. (Hebelbriefe Bd. II, S. 740. Verlag Müller, Karlsruhe.)
hielten sie die Mutter gefangen und gaben sie
erst frei, nachdem sie ihnen in einem Vertrag
den ganzen Besitz zugesagt hatte. 1444 starb
Gräfin Henriette in Montbeliard, nachdem sie
25 Jahre lang allein die Regierung der Grafschaft
geführt hatte.
Die Freigrafschaft Burgund, die Grafschaft
Montbeliard, das Elsaß wie die Eidgenossenschaft
hatten im Todesjahr der Gräfin Henriette besonders
schwer zu leiden unter den zuchtlosen französischen
Söldnertruppen der Armagnaken, der
„Ecorcheurs" (der Schinder) wie sie das Volk
nannte, welche 1444 plündernd und mordend in
diese Länder einfielen, bis sie durch den todesmutigen
Widerstand der Schweizer in der
Schlacht von St. Jakob an der Birs vor. den
Toren Basels aufgehalten und zum Rückzug gezwungen
wurden. In einem lebhaften Bericht an
einen Freund schildert der Dichter Aeneas Syl-
vius Piccolömini, der spätere Papst Pius II. und
Stifter der Universität Basel, den Einfall der
Armagnaken und den heldenhaften Kampf der
Schweizer:
„Ich glaube, Du hast durch ein flüchtiges
Gerücht von der Ankunft der Franzosen gehört.
Aber nun empfange von mir die Gewißheit, und
was ich Dir schreibe, das kannst Du als ein
Evangelium ausbreiten, wenn Du es durch meinen
Brief bestätigt findest. In diesen Tagen kam
Ludwig, der Dauphin von Vienne und Erstgeborene
des Königs von Frankreich, über die
Grenze des Reiches und belagerte eine Stadt
namens Mömpelgard, welche die Grafen von
Württemberg vom Reich zum Lehen besitzen.
Als der Dauphin einige Zeit dort verweilte, kam
er endlich mit den Burgleuten überein, daß ihm
die Stadt auf eine gewisse Zeit übergeben werde,
nach deren Verlauf er sie wieder frei zurückgeben
wolle. Sobald der Dauphin sich Mömpel-
gards bemächtigt, ließ er überall seine Ankunft
kund tun, doch nicht bei allen auf dieselbe Weise.
Einigen nämlich meldete er, er komme dem Adel
zu Hilfe, als wäre dieser in Deutschland von den
Bürgerschaften unterdrückt. Andern aber sagte
er, er sei vom Römischen König berufen gegen
die Schweizer. Wieder einigen versicherte er, er
komme, die Rechte des Hauses Frankreich anzusprechen
, welche bis an den Rhein sich aus-
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