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dehnen, und aus letzterem Grunde werde er
Straßburg belagern. Diese Gerüchte suchte er
überall zu verbreiten, nicht weil dem so war,
sondern weil er sich dadurch Zuneigung zu erwerben
hoffte. — Auf diesen Ruf hin schicken
die Adeligen des Elsaß, denen die Herrschaft der
Schweizer drückender scheint, Gesandte an den
Dauphin und bitten ihn um Hilfe gegen die
Schweizer.. Die Scharen des Dauphins, gewöhnlich
Armagnaken genannt, nahten schon heran
zum Entsatz der Farnsburg, welche die Schweizer
in der Nähe Basels belagerten. Die Schweizer,
sobald sie dies bemerken, eilen, ohne den Feind
abzuwarten, ihm entgegen und greifen die ersten
Haufen der Armagnaken an, werfen dieselben
nieder und schlagen die meisten tot. Die Armagnaken
ziehen sich langsam fliehend zum größeren
Heere zurück. Jene, nach Blut gierig und
nach Sieg lüstern, suchen Ruhm und finden
ihren Untergang. Sie waren bis zum Siechenhaus
von St. Jakob gekommen, nur eine Viertelstunde
von Basel entfernt; hier stürzte der Armagnaken
ganze Macht auf die Schweizer, während einige
vor Basels Toren stehen blieben, die Ausziehenden
zu beobachten und zu vernichten. Ein
grauser, schrecklicher Kampf beginnt, und auf
beiden Seiten fallen überaus viele. Die Schlacht
hat von Anbruch bis zum Neigen des Tages
gedauert. Zuletzt sanken die Schweizer, nicht
besiegt, sondern vom Siegen ermüdet, mitten
unter den gewaltigen Feindeshaufen zusammen.
Ein trauriger und höchst blutiger Sieg war das
für die Armagnaken, und sie blieben Überwinder
nicht durch Tapferkeit, sondern durch Übermacht
."
♦ In Mömpelgard hatten die Söhne der Gräfin
Henriette, Ulrich und Ludwig, zuerst die Regierung
gemeinschaftlich geführt und dann ihre Besitzungen
geteilt. Der eine behielt die Grafschaft
Mömpelgard und die davon abhängigen Herrschaften
sowie den westlichen Teil Württembergs
, der andere regierte im östlichen Teil. In
den Kämpfen mit dem anmaßenden Herzog Karl
dem Kühnen von Burgund schloß sich im Jahr
1473 Graf Ulrich dem Bund der Eidgenossen,
der Bischöfe von Basel und Straßburg und der
Herzöge von Österreich und Lothringen gegen
den gemeinsamen Feind an. Die Verbündeten
verjagten die burgundischen Truppen aus dem
Sundgau, nahmen Karls des Kühnen Landvogt,
den grausamen Peter von Hagenbach, gefangen
und ließen ihn in Breisach am 9. Mai 1474 enthaupten
. In diesem Jahr gelang es Karl dem
Kühnen, sich durch Verrat Heinrichs, des Sohnes
Ulrichs von Mömpelgard, der in der Grafschaft
die Regierimg führte, zu bemächtigen. Die
Burgunder belagerten die Stadt und verlangten
von deren Kommandant Markus von Stein die
Übergabe. Als dieser das Ansinnen zurückwies,
drohten die Burgunder, den gefangenen Grafen
vor den Augen der Belagerten hinzurichten.
Heinrich mußte sich vor den Mauern der Burg
auf einen Sammetteppich knien, der Henker hob
das Schwert, und die tapferen Verteidiger von
Mömpelgard wurden erneut zur Übergabe aufgefordert
, die sie wiederum ablehnten. Da hoben
die Burgunder die Belagerung auf und schleppten
den Gefangenen mit sich fort. Erst nach
Karls des Kühnen Niederlage und Tod 1477
wurde Graf Heinrich befreit; er hatte den Verstand
verloren und mußte bis zu seinem Tode
1519 im Schloß Urach in Württemberg interniert
werden.
Eine besondere Förderung erfuhr die Herrschaft
Mömpelgard, als Graf Eberhard V. von
Württemberg, als Herzog von Württemberg seit
1495 Eberhard I. mit dem Beinamen „im Bart",
die Regierung übernahm. Der große Fürst, der
seinem Lande Württemberg durch Beseitigimg
der Erbteilungen eine besondere Bedeutung im
Reichsverband verlieh und der eine leitende
Rolle im Schwäbischen Bund spielte, ein Förderer
des Friedens, Freund des Humanisten
Reuchlin, Begründer der Universität Tübingen,
an dessen Grab Kaiser Maximilian den Ausspruch
tat: „Keiner kann mit ihm verglichen
werden an Tugend, Weisheit und Klugheit" —
er verschaffte auch seiner Grafschaft Mömpelgard
glückliche Friedens jähre nach all den vergangenen
Kriegswirren. Sein Nachfolger Eberhard
II. machte sich dagegen durch seine Willkürherrschaft
bei seinen Untertanen so verhaßt,
daß diese bei Kaiser Maximilian gegen ihn Klage
führten. Der Kaiser entzog ihm seine Lande und
gab sie dem Herzog Ulrich I. Der neue Herzog
aber verfeindete sich mit dem Schwäbischen
Bund und führte ein hartes Regiment. Er wurde
1518 mit der Reichsacht belegt, und der Schwäbische
Bund eroberte ganz Württemberg. Als
dann Kaiser Karl V. seinem Bruder Ferdinand
das Herzogtum übertrug, blieben Ulrich nur noch
- die Grafschaft Mömpelgard und der Hohentwiel.
Ulrich lebte von 1519 bis 1526 in Mömpelgard
und versuchte von hier aus immer wieder, aber
vergeblich, sein Land Württemberg zurückzugewinnen
. Er erbat dazu die Hilfe des mit dem
Kaiser Karl V. verfeindeten französischen Königs
Franz I. Als dieser in der Schlacht von Pavia
geschlagen wurde und in die Gefangenschaft des
Kaisers geriet, sandte ihm Ulrich eine Treuebotschaft
, die Franz I. ihm nicht vergaß. 1534
gelang es Ulrich, Württemberg zurückzuerobern.
Zu diesem Unternehmen lieh ihm der französische
König eine große Geldsumme und erhielt
dafür als Pfand die Grafschaft Mömpelgard, in
welche nunmehr die französischen Truppen zum
zweitenmal einzogen. Ein Jahr lang lag eine
französische Garnison im Land, und die Einwohner
mußten Franz I. den Treueid leisten. Als
Herzog Ulrich nach der Rückgewinnung seines
Besitzes 1535 die vom französischen König entliehene
Summe zurückzahlte und sein Bruder
Georg die Regierung in Mömpelgard übernahm,,
verließen die französischen Truppen das Land.
Ganz im Gegensatz zur französischen Okkupation
durch die Armagnaken des Dauphins Lud-
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