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wig 1444 verlief, diese zweite französische Besetzung
des umworbenen Landes ruhig und
friedlich. — Während Ulrichs Regierung wütete
in Mömpelgard die Pest und rotteten sich die
unzufriedenen, von Lasten aller Art bedrückten
Bauern zusammen. Nach dem Vorbild des
„Armen Konrad" und des „Bundschuh" wurden
im Jahr 1525 Schlösser und Klöster geplündert;
doch auch hier wurden die Bauernscharen von
den Herren und den geistlichen Fürsten vernichtend
geschlagen, der Aufstand in Strömen
von Blut erstickt.
In einem Brief vom 20. August 1524 schrieb
Herzog Ulrich von Württemberg an den Erz-
bischof von Besangon: „Ein ^gewisser Wilhelm
Farel hat sich in unsere Stadt Montbeliard begeben
und hat uns demütig gebeten, das Wort
Gottes und das heilige Evangelium zu predigen
und zu verkünden. Als christlicher Fürst haben
wir es ihm nicht verweigern können." Damit
begann die Einführung der Reformation in den
württembergischen Landen der Burgundischen
Pforte. Bei seinen häufigen Reisen in das Land
der Eidgenossen hatte Ulrich den Reformator
Johannes Hausschein-Oecolampad, einen Anhänger
Zwingiis, kennen gelernt, der in Basel predigte
. Dieser hatte dem Herzog seinen Freund
Wilhelm Farel empfohlen zur Verkündigung der
neuen Lehre. Farel griff den Papst und die
katholische Kirche . so heftig an, daß selbst
Oecolampad ihm zur Mäßigung riet. Der Pater
Guardian des Franziskanerklosters in Besangon
hatte das Land auch schon mit dem Interdikt
bedroht. Herzog Ulrichs Bruder Georg rief erneut
evangelische Prediger ins Land, so Fischer
(Piscator) und Peter Toussain, der von Erasmus
und Calvin besonders geschätzt wurde.
1538 schaffte Graf Georg im Namen des
regierenden Herzogs Ulrich, seines Bruders, die
Messe ab; lutherische Prediger wurden in den
Gemeinden des Landes als Pfarrer eingesetzt,
und bis zum Jahre 1553 war die Reformation in
der ganzen Grafschaft ehgdültig durchgeführt.
Die Unruhe in Fragen der Religion beherrschte
aber auch noch die folgenden Jahrzehnte. Aus
Frankreich ausgewanderte und vertriebene Cal-
vinisten siedelten sich im reformierten Montbeliard
an. Bald gab es heftige Streitigkeiten
zwischen diesen Hugenotten, welche aus Lothringen
und aus Besangon kamen, und den Reformierten
in der Grafschaft. Der neue Landesherr,
Graf Friedrich von Mömpelgard - Württemberg,
veranstaltete in seinem Schloß eine Disputation
zwischen ihnen, die aber ohne Erfolg blieb; Der
.gelehrte Theodor von Beze, ein Schüler Calvins,
stritt 1586 gegen die württembergischen Doktoren
Jakob Andrea und Lukas Ozeander. Mömpelgard
blieb der Lehre Luthers treu, entsprechend
dem Wunsche seines Grafen, der den calvinisti-
schen Stadtrat absetzte und diejenigen seiner
Untertanen, welche nach Basel gingen, um dort
den calvinistischen Gottesdienst zu besuchen, mit
hohen Bußen belegte, ja ihnen sogar mit Verbannung
drohte. Eine endgültige Aussöhnung
zwischen Lutheranern und Calvinisten in Mömpelgard
fand erst im Jahre 1634 statt.
(Schluß folgt)
Emil Baader:
(Sin be&euten&ee @ot)n
Carl August Gebhard aus Holzen
Im Nachlaß des am 23. November 1918 heim-
gegangenen Lahrer Mundartdichters "und Heimatpflegers
Alfred Siefert, der vor hundert Jahren
am 25. Januar 1861 geboren wurde, fand sich,
neben zahlreichen zum Teil unveröffentlichten
Arbeiten auch ein der Allgemeinheit bisher nicht
bekanntes Bildnis des 1878 verstorbenen Lahrer
Gymnasiumsdirektors Carl August Gebhard.
In dankenswerter Weise stiftete Frl. Hedwig
Siefert, die Tochter von Alfred Siefert, das wertvolle
Bild für das Lahrer Heimatmuseum.
Es handelt sich um ein markantes Porträt,
geschaffen von dem in Mittelbaden bekannten
Zeichner und Lithographen J. Lohmüller, von
Carl August Gebhard 1795—1878, Geheimer Hofrat und Gymnasiumsdirektor
Foto: Tilman Baader, Nordrach (Schwarzwald)
dem sich zahlreiche Bildnisse auch in den Heimatmuseen
in Offenburg und Oppenau befinden
. Die Lohmüllersche Lithographie wurde von
der lithographischen Anstalt C. F. Müller, Karlsruhe
, vervielfältigt. Das Bild wurde im Jahre
1861 geschaffen. Es ist von Lohmüller signiert.
In Schillers Handschrift findet sich unter dem
Bild, in Faksimile, ein Zitat Schillers, das bezeichnend
ist für das Wesen Schillers und jenes
von Gebhard. Das Zitat lautet:
IV
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