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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-01/0016
Ziehung bisher übersehener Quellen manchmal
stark erschüttert oder teilweise modifiziert, doch
sind sie in vielen Fällen — zumal bei heute ausgestorbenen
Adelsgeschlechtern — mit die einzige
Nachricht, die- uns vom Dasein eines Geschlechtes
und seiner politischen Einflußsphäre
kündet.

Einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber
des 17. Jahrhunderts, der sich in den Dienst der
Erforschung der Genealogie des niederen und
kleinen Landadels wie auch der großen Fürstengeschlechter
gestellt hatte, war der Benediktinermönch
Pater Gabriel Bucelin, einer der hervorragendsten
und „verehrungswürdigen" Gelehrten
seiner Zeit. Dieser große Gelehrte in der Mönchskutte
hatte nicht weniger als 53 zum Teil umfangreiche
historische und genealogische Werke
verfaßt und gilt als einer der größten Gelehrten
seines Jahrhunderts. Sein Heimatort war Dießenhofen
bei Stein am Rhein, wo er 1599 als Sohn
des „Johann Jakob Bucelin und der Anna Vogtin
von Wartenfels und ObercasteH" geboren war.
Unter den Papieren des damaligen Abtes der
Reichsabtei Weingarten, Abt Georg Wegelins, in
dessen Stift Gabriel Bucelin „auf seiner Eltern
Bitten und sein eigenes Bitten" mit 13 Jahren
aufgenommen worden war, ist uns ein Brief

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erhalten. Darin heißt es: „Seine Eltern... machten
eine ganze Beschreibung von seinem gottes-
fürchtigen Lebenswandel. In den Studien und in
der Musik habe er bereits den besten Fortgang
gemacht; er sei still, furchtsam, gottesfürchtig
und in allem gehorsam; seine ganze Freude sei,
sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen und
seine Erholungsstunden würden nur unter Nachahmungen
religiöser Verrichtungen durchgebracht
, sowie seine ersten Kinderspiele schon
lauter Beschäftigungen von Altärchenbauen,
Singen und Beten gewesen sei... " 1617 legte
Gabriel Bucelin seine Gelübde ab, und einige
Jahre danach brachte er in Dillingen seine theologischen
und philosophischen Studien zu einem
Abschluß.

Gabriel Bucelin in St. Trudpert

In dem ersten Jahrzehnt des Dreißigjährigen.
Krieges lag das religiöse Leben im Kloster
St. Trudpert fast gänzlich darnieder, die einst
strenge Klosterdisziplin war gelockert, und die
wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters durch
die Kriegsereignisse erschreckend. St. Trudpert
war damals zu einem kleinen bedeutungslosen
Kloster herabgesunken, dessen religiöser und
wissenschaftlicher Ruf nicht im entferntesten
dem anderer Benediktinerklöster, etwa Weingartens
, gleichkam; das Ansehen dieser Reichsabtei
überstrahlte zu dieser Zeit das aller anderen
Klöster des oberschwäbischen Raumes und
des Schwarzwaldes. Zusammen mit anderen
Äbten war auch der damalige Abt von St. Trudpert
nach Weingarten gekommen, um sich hier
in einer strengeren Klosterdisziplin zu üben. Im
Mai 1624 kehrte er wieder in Begleitung Pater
Gabriel Bucelins und zwTeier anderer Mönche
aus dem Stift Weingarten nach St. Trudpert zurück
, wo Pater Gabriel Bucelin mehrere Jahre
hindurch das Amt eines Novizenmeisters (*) versah
. Dieses Amt gibt uns ein schönes Zeugnis
für das Vertrauen, das seine Oberen damals auf
ihn setzten. Schon einige Jahre zuvor, 1609, waren
fünf Mönche aus Weingarten nach St. Peter
geschickt worden, und 1624 folgte ihnen auf
Wunsch des Fürstbischofs von Konstanz, Jakob
Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, eine
weitere Gruppe, die allerdings noch im gleichen
Jahre wieder nach Weingarten zurückkehrte. In
diesen Jahren seiner Tätigkeit in St. Trudpert
entstand die wohl älteste noch erhaltene Ansicht
des Klosters St. Trudpert, die Pater Gabriel
Bucelin in seiner „Constantia Benedictina" uns
hinterlassen hat. Durch einen glücklichen Zufall
ist uns noch ein weiteres, in bunten Farben
gehaltenes Bildchen des Klosters aus der Hand
dieses Benediktinermönchs erhalten. Pater Gregor
Baumeister aus St. Peter hat es in seine
Annalen des Klosters St. Peter (Annales mona-
sterii S. Petri, 1754) aufgenommen (2). In der
linken oberen Ecke des Bildchens findet sich
das Kloster St. Ulrich, auf der rechten Seite
unten St. Trudpert. Leider bietet uns aber dieses
Bild keine Anhaltspunkte für eine Rekonstruktion
des damaligen Aussehens des Klosters
St. Trudpert und der zu ihm gehörenden Gebäude
, da der Maler nicht bemüht war, die topographischen
Gegebenheiten zu berücksichtigen
und von einer detaillierten, naturgetreuen
Skizzierung der beiden Klöster absah. Recht
anschaulich dagegen ist die oben erwähnte andere
Ansicht des Klosters aus dem Jahre 1630.
Sie zeigt uns den im Anschluß an ein damals
noch vorhandenes romanisches Langhaus errichteten
, heute noch erhaltenen gotischen Chor der

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