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Dr. A. Baumhauer:
TRömpelgacb - Wontbeliarb
Höücttembergö 3eflfc in 5er 3urgun6ifdjen Pforte
(Schluß.)
Herzog Friedrich I. von Württemberg und
Graf von Mömpelgard, ein Neffe Ulrichs L,
regierte absolutistisch, beschränkte die Macht
seiner Stände, schaffte dagegen aber auch manche
Frondienste ab und hob die Leibeigenschaft
auf. Er war ein großer Verschwender und
beständig in Geldnöten. Er unterstützte die
Hugenotten und deren Führer Heinrich von
Navarra durch ein Darlehen von 750 000 Pfund.
Um zu Geld zu gelangen, beschäftigte er Alchimisten
, die ihm dann aber wieder soviel Kosten
verursachten, daß er sie hart bestrafte, als sie
bei ihrer Suche nach dem Stein der Weisen keinen
Erfolg hatten. Der Fürst verschaffte sich
neue Einnahmen, als er 1592 bestimmte, daß die
gesamte Weinerzeugung ihm abgeliefert werden
müsse. Sechs Jahre lang verpachtete er den
Weinertrag zum eigenen Nutzen. — Weil er die
Hugenotten in Frankreich in ihrem Kampf gegen
die Liga unterstützt hatte, drangen die französischen
Katholiken unter der Führung des Herzogs
von Guise im Winter 1587/88 in die Grafschaft
ein und hausten da furchtbar. Die Stadt Mömpelgard
widerstand der räuberischen Soldateska,
aber 12 bis 15 000 Mann, Italiener, Albaner,
Lothringer, Burgunder, Franzosen, brannten,
plünderten und mordeten im Land und begingen
entsetzliche Grausamkeiten.
Graf Friedrich bemühte sich, die Kriegsschäden
zu beheben; er ließ Kirchen und Schulen
wieder aufbauen, gründete neue Siedlungen und
unterstützte durch allerlei Privilegien die aufblühende
Industrie, die sich in dieser Zeit des
Merkantilismus in zunehmendem Maße ansiedelte
. Er hatte auch kulturell - wissenschaftliche
Ambitionen, gründete in
seiner Hauptstadt eine sogenannte
Akademie oder
College, grub römische
Altertümer in Mandeure
aus, renovierte das Schloß
und ließ 1593 die beiden
Schloßtürme bauen. Kaiser
Rudolf II. verlieh ihm
1597 den Fürstentitel für
seine Grafschaft Mömpelgard
. Nach einer 50jähri-
gen Regierung in Mömpelgard
und einer fünfzehnjährigen
Regierung in
Württemberg starb er im
Jahre 1608.
Mit dem 17. Jahrhundert
^brachen ganz besonders
schlimme Zeiten für
die württembergischen
Besitzungen in der Burgundischen
Pforte an. Der
beschränkte Sohn Friedrichs
I., Johann Friedrich,
hatte zunächst große Mühe
, Sein Land gegen die Ruine Landskron
Ansprüche Spaniens zu verteidigen, das Mömpelgard
als zur Freigrafschaft Bungund gehörig
für sich verlangte. Der Statthalter der
spanischen Niederlande, Herzog Albert von Habsburg
, sollte die Grafschaft besetzen und den
Katholizismus dort wieder einführen. Der Gerichtshof
von Dole erkannte 1607 Spaniens
Rechte an. Nachdem aber Heinrich IV. sich aus
Dankbarkeit für die ihm früher von Friedrich I.
gewährte Hilfe für die Selbständigkeit der Grafschaft
Mömpelgard eingesetzt hatte, erklärte
1614 ein Rechtsspruch des Gerichtshofes von
Grenoble die Unabhängigkeit des Landes von
der Freigrafschaft und damit auch von Spanien.
Das Gebiet von Mömpelgard verblieb damit
weiterhin dem deutschen Reich, doch wurde es
mehr und mehr in die Interessensphäre der
französischen Politik hineingezogen. So machte
Frankreich 1617 dem Herzog von Württemberg
das Angebot, ihm das Gebiet von Mömpelgard
um 1 200 000 Taler abzukaufen. Ein zweitesmal
versuchten die Franzosen 1647, das Land durch
Kauf zu erwerben; sie hatten aber mit ihrem
Vorschlag in Stuttgart keinen Erfolg. Von 1617
bis 1723 war Mömpelgard der Sitz einer Nebenlinie
des Hauses Württemberg. — Zu den Drangsalen
und Verheerungen, die der Dreißigjährige
Krieg auch über Mömpelgard verhängte, gesellte
sich in den Jahren 1627/35 wieder die Pest.
Ganze Viertel der Stadt, in denen die furchtbare
Krankheit wütete, wurden abgeriegelt und ihrem
Schicksal überlassen; allein im Jahre 1635 starben
2000 Bewohner von Mömpelgard an der
Pest. Dazu war die Hungersnot so groß, daß sich
sogar auf dem Lande die Menschen von Eicheln,
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Foto: A. S.
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