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Ein Mitschüler von mir, Meier-Meier, Realschule
Mülheim 1897, sagte einmal: „Herr Professor
, darf ich 's Fenster zumachen, es kommt
Lachengeschmack herein!"
Es war immer ein Knecht bei Reinhardt beschäftigt
. Die Nachfahren dieser Angestellten
interessieren sich vielleicht für folgende Notizen:
1866 ist Georg Schultheiß von Marzell bey
mir im Dienst gestanden und ich hab ihm an
Weihnacht 52 Gulden ausbezahlt, denselben wieder
gedungen auf 1867 mit obigem Lohn, nehm-
lich 1 Gulden pro Woche.
1868 ist Albert Grasser von hier zu mir in
Dienst gekommen und ich hab ihm Lohn versprochen
44 Gulden und der Haft hab ich ihm
gleich gegeben. — Albert scheint wenig Garderobe
gehabt zu haben, denn sein Dienstherr
schreibt auf: geben für 1 Blouse 1 Gulden 48 Kr.;
geben zu Stiefel 3 Gulden; bar zu Hosen 6 Gulden
; für Tuch zu Hemden 2 G., 54 Kr. usw.
1868 den 24. Juni ist Wilhelm Großklaus von
Feldberg zu uns in Dienst gekommen, pro Woche
48 Kreuzer. Albert war aber auch noch da.
Da Reinhardt auch Wein und Bier für die
Wirte heranführte, lernen wir die damaligen
Gastgeber kennen. Aber die Trinkhalle, wo war
die? Das war das Kurhaus. Dort sollte man unser
Thermalwasser trinken und auswärtige Heilwässer
, doch war auch der Bierkonsum groß,
denn wir lesen im Geschäftsbuch oft: „Bier geholt
, 1 Gulden 30. Der Kurhauspächter hieß im
Jahre 1867 Fritz Grether, im folgenden Jahr
und bis 1872 lesen wir „Herr Trinkhallenwirth
Bächle". Er bekommt eine Fuhre Wein aus Basel,
Reinhardt verlangt dafür 14 Gulden. Vielleicht
war's französischer Rotwein.
Daß der Römerbadwirt Ludwig Joner (Bürgermeister
von 1853 bis 1868) allerlei Fuhren
benötigte, obgleich er selbst Pferde hatte, ist
klar. Da „ist der linke Turm vom Römerbad aufgerichtet
worden. Haben Nacht vorher ein gutes
Faß Bockbier getrunken". — Der Römerbadgasthof
wurde im Jahr 1880/81 stark verändert und
vergrößert, der Innenhof wurde zum prächtigen
Saal umgestaltet, daher „Hofsaal". Die Wiedereröffnung
des Hauses am 15. Juni 1881 erlebte
Ludwig Joner nicht mehr, er starb am 24. Mai
1881. Sein Sohn, der unvergeßliche Hotelf achmann
Louis Joner, war damals 18 Monate alt.
1868 baute Joseph Meißburger das jetzige
Hotel garni Meißburger mit Restauration und in
der Sophienstraße eine Brauerei, später das
Hotel (jetzt Post). Er und sein Nachbar, der Sonnenwirt
A. Eckerlin, sind oftmals im Journal
verewigt. — Das jetzige Parkhotel hieß im Jahr
1880 noch „Stadt Carlsruhe" und gehörte den
Brüdern Sommer aus Freiburg, daher dann
„Hotel Sommer".
Mit der Sonne in Schweighof und der angesehenen
Besitzerfamilie Eckert hatte Reinhardt
viel geschäftliche Beziehungen; wir wollen hier
nur einen Eintrag trauriger Art bringen; 1881,
den 28. Jenner, ist jung Fritz Eckert beim Bad
Sulzburg verunglückt, ist gleich tod gewesen.
Urne tägüdje 3cot
Es geschah in einem Markgräfler Städtchen
im Jahre 1947, einem jener Jahre nach dem
Kriege, da es noch Lebensmittelkarten und
magere Kost gab. Da behandelte in einer Schuld
klasse ein junger Lehrer ein Gedicht von einem
Sämann, der betend über die Flur schreitet und
den Furchen die Körner anvertraut. Die Schulklasse
hatte erkannt, daß der Sämann um ein
gutes Gedeihen des Getreides, um eine gute
Ernte betet. Da kam die Frage des Lehrers:
„Betet Ihr auch? Um was betet Ihr denn?" —
Die Bitten der Kleinen an den Herrgott waren
so verschiedenartig wie die Wünsche einer solchen
Schar eben sein können. Der Forstmeistersbub
meldete sich: „Wir beten um das tägliche
Brot!" — Das Lob des Lehrers über diese gute
Antwort war noch nicht verklungen, als ein
Mädchen vorlaut herausplatzte: „Ich bet' nit. Ich
bruuch nit bete, mi Vater isch Beck!" Natürlich
machte diese Antwort der pausbäckigen Bäckerstochter
die Runde im Städtchen und wurde
herzlich belacht. Aber birgt sie nicht viel Nachdenkenswertes
, und scheint sie nicht auch heutzutage
anwendbar auf manche Leute, die als
„Wirtschaftswunderkinder" die Notwendigkeit
des Bittens ums tägliche Brot nicht mehr einsehen
wollen und oft auch gar nicht mehr einzusehen
vermögen? Haben sie aber auch jene
harten Nachkriegsjahre vergessen und betrachten
sie den heutigen Überfluß als eine Selbstverständlichkeit
, so wäre es doch gut, die Bitte
aus dem „Vaterunser" auf jene anderen auszudehnen
, die zu den zwei Dritteln der Menschheit
gehören, bei denen der Hunger auch heute
noch steter Gast ist. E.Dietz
Nun kommen wir auf die Zeiten zu sprechen,
in denen die Eselinnenmilch als Medizin und
Kräftigungsmittel bei Lungenleiden sehr begehrt
war. 1868, den 14. Juny, von Herrn Schmidt von
Freiburg den Milchesel wieder zurück erhalten
und hät Zins bezahlt 80 Gulden. (Offenbar war
die Familie Schmidt zunächst zum Kuraufenthalt
hier und hat dann eine Eselin „zur Nachkur"
mitgenommen).
1868, den 16. Juny, der Hans von der Frau
Merian zurückbekommen und hat mir bezahlt für
33 Wochen 330 Franken oder 154 Gulden. (Natürlich
war Frau Merian aus Basel, sie nahm im
Herbst ihren Lieblings-Reitesel, den Hans mit.)
1875. April den Landauer gekauft von Mahler
Schäffer in Müllheim für 1150 Gulden. Die alte
(Chaise?) ihm verkauft für 370 Gulden. Geld
gelehnt bey Reinhard Blankenborn 750 Gulden
den 1. April verzinslich.
1878 den 23. Jenner ist Herr Pfarrer Hasenclever
von Freiburg kommen. (Er hat mich getauft
. Verf.).
1878 den 5. Februar ist die Eisenbahn von
Müllheim nach Mülhausen eingeweiht worden.
Nun wird der vielseitige Reinhardt Bürgermeister
von Badenweiler. Am 12. März 1869
Tl
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