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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-02/0014
wird er verpflichtet. Offenbar ist er auch Waldmeister
, denn er leitet Holzversteigerungen im
Vogelbach, Bahnholzgraben, Schrennengraben
usw. — Oft hat er auf dem Amt in Müllheim zu
tun, z. B. »muß er wie die anderen Bürgermeister
anwesend sein „bey der Aushebung der Recru-
ten" am 24./25. Juny 1869. Im März 1871 wieder
bei der Recrutierung. Notizen, die den Krieg
1870/71 betreffen, finde ich nicht.

Wohl aber einen interessanten Eintrag vom
Jenner 1871: in Freiburg wegen... Rest Teufelszehnten
. Eisenbahn 1 G., 12 Kr. Tagegeld wie
üblich 2 G., 30 Kr.

Am Ausbau des Kurparks und großherzoglichen
Parks hat Reinhardt insofern Anteil, als
er besonders in den Jahren 1877/78 Sand und
Grund (Erde) hinführt, auch Bänke gelangen
durch ihn in die „Anlagen". Gartendirektor
Ernst Krautinger ist eine energische, eigenwillige
Persönlichkeit; sein gleichnamiger Sohn, auch
Gartenarchitekt, wird im Jahr 1880 Bürgermeister
. Reinhard erwarb für seinen Sohn das Gasthaus
zur Sonne.

Abschließend wollen wir noch einige Aufzeichnungen
über seine Reben bringen, denn diese

Zahlen interessieren gewiß noch den heutigen
Winzer.

1870 haben wir Wein bekommen:
Niederweiler Rollbennen
Niederweiler Ziegelhütte
Lipburg

Schloßberg (Bw)
Zunzingen

4 Bücke

4

8

8

8

1871 Niederweiler Rollbennen
Niederweiler Ziegelhütte
Lipburg

Schloßberg (Bw)
Zunzingen

1873 war ein Fehlherbst.

Niederweiler Rollbennen

Niederweiler Ziegelhütte

Lipburg

Schloßberg

Zunzingen

14
14
20
22
36

%
3
7

6 (die halben umgelegt)
7

1880 war ein trauriges Jahr,

sind die Reben so verfrohren, daß wir in Niederweiler
nur ein Kirschkratten voll bekommen haben,
in Zunzingen garnichts und im Schloßberg 3 und
in Lipburg 3 trockene Bücke bekommen haben.

Die letzten Einträge Reinhardts sind vom Frühjahr
1885, im Juli d. J. starb der rührige Mann,
der uns durch sein Hausbuch ein Stück „Alt
Badenweiler" vermittelt und hinterlassen hat.

Emil Baader:

3n einem 2luge toae bae Köplein blinb

Schwarzwälder Jugenderinnerungen

In meiner Heimat hatte der StaHeggerbur die
schönsten Rösser. Ihre Kummete waren geschmückt
mit blank geputzten Messingplättchen
und mit Dachsfellen. Wie schön, wenn die Langholzfuhrwerke
des Stalleggers mit sechs oder
acht Pferden durchs Dorf fuhren. Die Roßknechte
trügen blaue Blusen und im Winter
unter dem Hut die schwarze Zipfelkappe. Wenn
sie im „Kreuz" einkehrten, tranken sie zum großen
Fuhrmannschoppen einen „Brenz".

Aber ich wollte nicht von den Stallegger
Rössern erzählen, sondern von unserem ,J3riili",
dem eigenen Rößlein. Wahrhaft, ein Rößlein
war's nur, verglichen mit den großen Hofpferden
, und dazu war es — an einem Auge blind.

Es war einer der großen Tage, als unser
Vater, der Kreuzwirt, der zugleich eine kleine
Bierbrauerei betrieb, für eine alte Kuh und ein
Draufgeld von hundert Mark ein junges Rößlein
einhandelte, ein Füllen von sechs oder acht Wochen
, schlank wie ein Reh, lustig wie ein Geißlein
. Das war ein Ereignis nicht nur für uns
Kinder, sondern auch für Vater und Mutter, ja
für das ganze Dorf. Denn im ganzen Dorf gab
es sonst kein Füllen.

Das junge Tierwesen wurde täglich zur Weide
geführt, in den umhegten Obstgarten hinter der
Brauerei. Es wuchs zum Jungpferd heran, wie
wir Kinder heranwuchsen. Allmählich kam es,
wie wir, in die Schule. Es wurde vom Vater
erstmals an den Wagen gespannt. Es war ein
seltsames Bild: das wilde, trippelnde, ausschlagende
, hopsende Jungpferd am Wagen. Aber es

wurde geschafft; aus dem Füllen wurde ein
braves Rößlein, ein treues Tier.

Im Stall hatte es den schönsten und hellsten
Platz bekommen. Wer zu ihm trat, brachte ihm
ein Stück Zucker mit. Wir Buben setzten uns
auf des Pferdes Rücken. Und wir waren stolz
darauf, wenn wir das „Briili" putzen durften.
Unser Reiselfinger Knecht, den wir ins Herz
geschlossen hatten, seitdem er uns eine Armbrust
geschnitzt hatte, zeigte uns, wie man ein
Pferd richtig striegelt und bürstet. Den Striegel
mit weißen Hautschuppen klopfte man auf einem
dunklen Balken aus. Wir waren stolz auf die
weißen Striche auf dem Holz.

Täglich wurde das Rößlein eingespannt, bald
einspännig, bald neben Kühe oder Ochsen, drei-
oder vierspännig, wie es die Arbeit erforderte.

Das Rößlein war noch recht jung, da ihm
das erste Unglück widerfuhr. Unser Knecht stieß
ihm mit einer Furke ins linke Auge. An dem
Auge erblindete es. Ein weißer Fleck erinnerte
an das Unglück. Seine Arbeit leistete es nach
wie vor.

Bald darauf erlebte das Tier ein neues Unheil
. Als beim Eggen die Egge zum Ausputzen
des Unkrauts aufgestellt wurde, zog das Tier
unerwartet an. Die Egge fiel ihm mit den spitzen
Eisenzähnen in den Rücken. Man kann das Bild
nicht vergessen. Für Wochen war das arme Tier
arbeitsunfähig. Immer wieder eiterten die Wunden
. Die Narben behielt es sein Leben lang.

Die ganze ländliche Arbeit der Jahreszeiten
ist verbunden mit Erinnerungen an das „Briili".

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