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3auecntöäfdje
Ida Preusch-Müller:
Wenn dr die buucheti Wösch jetz ordeli brüeihet un
[gschwenkt hänt,
leget sie glatt au in d'Zaine, so het's denn en Art un
[e Gattig.
Wyß isch si wieder un schmeckt eso guet nonem lüttere
[Wasser.
Schürget mer d'Zaine nit; lüpfet si, Maidli; für was het
[si Hiene?
Bäbeli, spann mer im Grasgarte 's Sail zwüsche Pfosten
[un Bäume;
Nit numme gradus, au chrüzwys un überzwerch muesch
[dermit laufe.
Gimer jetz d'Liintüecher z'erscht, waisch die raine, die
[ristene, neue,
noher die grobe, die zöggene, wo mer de Chnechten ans
[Bett gän.
Meili, du darf seh mer jetz d'Chlämmerli strecke, schön
[ais nonem andre.
So, un jetz nämme der denkwohl der Chölsch. Suech
[mer die gliichlige Stücker.
Wie uf em Festplatz, wo farbigi Fähne als waihe un
[flattre,
waihen im Wind unsi ghüüslete Zieche für d'Better.
Gimer jetz 's Bildet. Waisch d' Tischtüecher maini, die
[großen un chlaine.
G'chästlets un Gerstechorn, Gänsäugli oder erhabeni
[Straife,
vielerlai Muster webt is der Weber us gspunnene Garne.
Wenn er verliebt isch, git's au emol Fehler un Nester
[im Iischlag!
Aber am schönste sin amel die flächsene, glänzige Stücker!
Nummen an Hochzyte, Taufene oder by noblige Gäste
länge mer die als zuem Kaffi; die schönste hän glänzegi
[Franzle.
So, un jetz gennt er mer glii no die liinene Hemder, die
[chüele.
Gellet, die bappe, wenn's haiß isch, nit bätschnaß am
[Buuch un am Buckel
wie selli siidene Fähnli, wo d'Stadtlüt jetz chaufen un
[gern hän.
Nit emol 's Füdeli decke si; oben isch nüt as zwee Bändel.
Un erst die Hösli, die churze, wo nit emol ordlegi Bai
[hän!
Wenn der ech bücket un strecket, so z'mitts in der Ern
[un im Heuet,
chönnt's ech passiere, wie fern ins Wilhelme nobligem
[Mägdli,
aß ech die Bändel verrysse un 's Hösli verschlänzet
[bis abe.
Maiet, das Gaudi dort! Nit numme d' Mannslüt hän
['s Margretli gföpplet.
D' Handzwehle jetz, un vorab do die längste, wo taugen
[als Wickel,
zwaimol um d'Brust, wenn ais fiebrig do lit un gar
[grüüseli huestet.
So, jetz die churze, die rubiige. Do bruuehsch kai neu-
[modisch Frotte.
Besser no riibe der die dyni Backe, aß blüeihsch wie
[ne Rose.
Hämmer echt d'Zaine bal leer? Gimmer jetz d'Nas-
[tüecher uuse.
Lueg do die fiine het d'Großmuetter gspunne, der Muetter
[in d'Ussttiür.
Wenn de der Pfnüsel hesch, do sin die größte, die größere
besser.
Waisch, derno wird der dy Nase nit wund un dy Muul
[au nit schrundig.
Jetz no d'Schürz un die Röck us em Chölsch un em
[Druckte,
wie si au passe für d'Buurslüt zuem Werchen un Bachen
[un Melche.
Sehnt er, so passe die Sache zue uns, wie der Vogel
[uf's Nestli.
Merket ech's, Maidli, un liebäuglet nit mit de modische
[Fetzli.
Alles was recht isch! Un lönt doch de Stadtlüt die
[siidene Sache.
Haltet ech do dra, was paßt zue der Art un der Arbet.
Gsund sind er, chech? un es chlaidet ech Lünes un
[Chölsches un Druckts,
aß der drin suufer un früsch sind un schön wie ne
[Blueme im Garte.
3ud)beftirerf)ungcn
i.
Es ist uns eine gern erfüllte Pflicht, ein Buch anzuzeigen
, das den Titel trägt: „Franz Philipp, 70 Jahre".
. Ich sehe Franz Philipp noch vor mir, wie ich ihn vor
vierzig Jahren im Theater zu Freiburg zum ersten Male
traf, als ich mit gemeinsamen Freunden Shakespeares
„Julius Caesar" sah. Franz Philipp, ein Mann von dreißig
Jahren: er schien mir wie ein Baum im vollen drängenden
* Saft. Ich traf ihn vierzig Jahre später zum zweiten
Male, es war beim Hebeljubiläum zu Hausen, im blühenden
prangenden Wiesental. Ein gebeugter Mann, mit zerfurchtem
, durchscheinendem Gesicht; ein Meister, dem
der jubilierende Sang des Maientages stumm geworden
war, der aber lebte, getragen und durchdrungen von
innerer himmlischer Musik. Ein Mann, dem alles reine
Musik geworden ist, die keines äußeren Eindrucks mehr
bedarf. Welch ein Lebensinhalt in diesen vierzig Jahren!
Mit glücklicher Hand zeichnet sein treuer Freund
Hubert Baum das Leben Franz Philipps. Er stellt an den
Beginn eine kurze Zeittafel seines Lebensweges. Es war
ein ausgezeichneter Gedanke, Wesen, Leben und Werk
des Meisters durch Aufsätze, Zeitungsausschnitte, Besprechungen
, Äußerungen und Briefe seiner Freunde, Verehrer
und Kritiker vor uns erstehen zu lassen. Es zeugt
von der Liebe und Verehrung Hubert Baums, wie sicher
er die Steine zu diesem Mosaik setzt. Zusammen ergeben
sie ein Bild von hoher Leuchtkraft, das uns nicht nur
eine unvergeßliche Einsicht in das Werk eines Begnadeten
schenkt, sondern auch den Schauer der Schöpferkraft
fühlen läßt, die sich aus dem Ewigen in die Erwählten
senkt. Ein vollständiges Verzeichnis seiner Werke, mit
Fleiß und Sachkenntnis zusammengestellt, füllt uns mit
Staunen und Bewunderung vor der Schaffenskraft Franz
Philipps und mit tiefer Dankbarkeit für das Geschenk
seines Lebens.
„Franz Philipp, 70 Jahre. Das Bild eines deutschen
Musikers in Zeugnissen von Zeitgenossen". Herausgegeben
von der Franz-Philipp-Gesellschaft e. V. i960, dargelegt
von Hubert Baum, mit sieben Fotos, Handschriften
und Notenbeispielen. Verlag Rombach & Co. GmbH.,
Freiburg i. Br. 202 Seiten, 8 — DM.
II.
Unter den alemannischen Dichtern nimmt Lina Kromer
ihren ganz besonderen Platz ein. Hermann Burte nannte
sie die alemannische Sibylle. Die Treffsicherheit dieses
Wortes kam mir nie so stark zum Bewußtsein, als anläßlich
einer Hebelfeier auf dem Langenhard zu Lahr, zu
der Emil Baader uns geladen hatte. Da saß diese kleine
zarte Frau mit der Sicherheit einer Berufenen in ihrer
Markgräfler Tracht inmitten dieser fremden Menschen
IS
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