Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-03/0016
len. Emil Baader ist eben — badisch. Es klingt
nach einem Scherz, ist aber durchaus ernst
gedacht.

Nun ist er also 70 Jahre. Er steht vor einer
Ernte. Sie ist groß im Umfang und bedeutend
durch die Treue zum Kleinen. Emil Baader hat
die Welt nicht bewegt wie ein Sturmwind, sondern
die Täler geschaffen wie das ewig rinnende
Wasser, das die Bahnen einschleift und mit Geduld
in der Stille Großes vollbringt. Er kann
mit Befriedigung auf seine Lebensarbeit blicken.
Sie hat ein Geschlecht, eine Zeit formen helfen.

Diesem Geschlecht und dieser Zeit würde er
fehlen, wenn er die Feder aus der Hand legte
wie den Kindern die Ahne, die sie in die Vergangenheit
durch das Erzählen immer wieder
gern gehörter Geschichten einführte. Ein echtes
Lehrerleben hat sich in ihm erfüllt. Möge es
noch lange leuchten, dieses stille Licht aus Lahr,
das uns in mancher Nacht Trost und Hilfe war.
Unsere herzlichsten Glückwünsche, dem sich die
Wünsche aller unserer Leser verbinden, schicken
wir zum 70jährigen Heimatfreund Emil Baader
am alten Berg in Lahr!

Emil Baader:

Öhnnnerungen an öen alemannifcben jöidjtec 2L f). 2Ubtectjt

( 1 835 — 1 906)

Er war nicht nur ein Original, der Kemser
Pfarrherr Hermann Albrecht, er war auch —
nach dem Urteil eines Kenners wie Wilhelm
Oeftering (Geschichte der Literatur in Baden,
III. S. 66) — „der beste und echteste Schüler
Hebels vor Burte". Seit dem Jahre 1906 ruht er
neben seiner Gattin, die
eine Lahrerin war, auf
dem Gottesacker von
Lahr - Dinglingen. Bereits
1893 war er von
seinem letzten Wirkungsort
Laufen nach
Dinglingen übergesiedelt
. Vorzeitig mußte
er krankheitshalber in
den Ruhestand treten.
Damals waren seine
Lahrer Dichterfreunde
schon tot. Ludwig Auerbach
, der Sänger des
Schwarzwaldes, war bereits
1882 gestorben,
Friedrich Geßler, einer
seiner treuesten Freunde
, folgte 1891. Einmal
hat ihn in Dinglingen
sein Dichterfreund, der
Dekan Otto Raupp, besucht
. Er gab uns in
seinen Erinnerungen
ein treffliches Bild von
Albrecht: „Lebendig
steht vor mir die alemannische
Hünengestalt
mit dem Samtkäppchen
auf dem Haupt, sein
leuchtendes Auge und
sein auf dem Grund
seines Herzens urfröhlicher
Sinn. Nicht minder
höre ich noch seine

kraftvolle Stimme. Unvergeßlich ist mir mein
letzter Besuch in seiner laubumsponnenen Wohnung
in Dinglingen".

Seine schönsten Jahre hat Albrecht Hermann
in Kleinkems erlebt. Dort schrieb er seine

Hermann Albrecht

Erzählungen, die ihn berühmt gemacht haben:
den „Präzeptoratsvikari" (die Liebe Hebels zu
Gustave Fecht darstellend) und die „Häfnet-
jungfer", die von der Liebe des badischen Historikers
J. D. Schöpflin zur stolzen Markgräfin
Kunigunde berichtet. Aus der Kemser Zeit stammen
auch die elf Briefe
, die Albrecht an seinen
Lahr er Freund, den
Röhrle-D-ichter Friedrich
Geßler, schrieb. Geben
wir dem damals
43jährigen Dichter das
Wort. Er schildert das
idyllische Leben in seinem
geliebten Kleinkems
; seinen 34 jährigen
Lahrer Freund
nennt er der „Landvogt
".

Kleinkems, 19.6.1878

Mein lieber Landvogt!

Herzlichen Dank für
Deine Zeilen. Gescheiter
wär's übrigens gewesen
, Du hättest am
Pfingstsonntagmorgen
Deiner kleinen Frau
Landvögtin ins Ohr ge-
bustert: „Heute geht's
nach Kleinkems!" Ich
hatte einen Extravorderschinken
für mögliche
Pfingstgäste parat,
meine Frau hatte auch
sonst noch etwas parat:
Ich verreckte mir in
der Woche vor Pfingsten
beim Spargelstechen
mein Rückgrat.
Siehe da! Kein Mensch
kam. So biß ich in der Wut meiner Verlassenheit
dem Spargel solo die Köpfe ab, verzehrte den
„Hammerstrumpf" in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit
einsam und alleine bis auf die letzte Faser
und trank mein Kemser Schöppli still vergnügt.

Foto: Tilman Baader

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-03/0016