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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-04/0012
wohl mit diesem Reichtum zusammen bzw. mit
den Bemühungen, ihn zu erhalten. Der Bergbau
läßt sich durch das ganze Mittelalter hindurch in
der Gegend um Badenweiler nachweisen und hat
erst in der Neuzeit aufgehört, in der der Kurbetrieb
wieder einer neuen Blüteezit entgegenstrebt
.

Wir wollen es uns ersparen, der langen Reihe
jener Geschlechter nachzuspüren, die hier in
Badenweiler das Wohl und Wehe der Menschen
durch ihre Machtansprüche beeinflußt haben. Sie
beginnt — um sie wenigstens anzudeuten — bei
den Zähringer-Herzögen, geht über die Weifen,
die Staufen, die Grafen von Freiburg, die Grafen
von Fürstenberg und endet schließlich bei den
Markgrafen von Baden, den späteren Großherzögen
. Seit 1444 ist dem Gebiet um Badenweiler
ein Herrschaftswechsel erspart geblieben. Und
das hat sich gewiß nicht zum Nachteil ausgewirkt.

Um diese Zeit hören wir auch erstmals wieder
etwas von einem Badehaus in unserem Ort. Aus
dem Jahre 1408 erzählt älteres Schrifttum, daß
zu dieser Zeit ein Mann namens Hod das Bad
besessen habe. Es sei ihm von der Obrigkeit
untersagt worden, weiterhin Bäder abzugeben,
da das Gebäude einzustürzen drohe. Wir müssen
bezweifeln, daß es sich dabei etwa noch um Reste
des Römerbaues gehandelt haben könne. Das
große Erdbeben vom Jahre 1356, durch das das
Münster von Basel, aber auch zahlreiche Burgen
und Kirchen des badischen Oberlandes stark in
Mitleidenschaft gezogen worden sind, dürfte
wohl auch dem sicher nicht mehr allzu festen
Badegebäude geschadet haben, falls es überhaupt
um diese Zeit noch gestanden hat. Jener Hod
—< so wird berichtet — soll das Verbot mit einem
Neubau beantwortet haben. Er mag seinen Platz
da gehabt haben, wo heute der Mittelbau des
modernen Kurmittelhauses steht, wo auch für
das 17. und 18. Jahrhundert ein Badewirtshaus
„Zur Sonne" nachgewiesen ist.

Wenn wir den Ortsnamen „Baden", der erst
im 14. und 15. Jahrhundert zu der heutigen Form
„Badenweiler" erweitert wird, als die Brücke der
Badetradition aus dem Altertum ins Mittelalter
ansehen, so ist das Badegasthaus als der Übergang
vom Mittelalter zur Neuzeit zu betrachten.
Wohl hat der Badebetrieb des frühen Mittelalters
nicht in der Flor gestanden, wie es im Altertum
und dann wieder in der Neuzeit der Fall gewesen
ist, wohl hat der Bergbau mit seinen Nebengewerben
lange Zeit dominiert, aber letzten
Endes siegt die Quelle doch.

Der Mensch des 15. und 16. Jahrhunderts
steht in einem gewaltigen Umbruch. Aus langem
Dämmerschlaf wacht das Streben nach einem
umfassenden Weltbild auf, in das alle Kräfte des
Mikrokosmos und des Makrokosmos eingegliedert
werden sollen. Auch das Wissen um die geheimnisvollen
Kräfte der Heilquellen gehört dazu.
Paracelsus beginnt seinen Kampf gegen Buchgelehrsamkeit
, gegen Quacksalberei und Kurpfuscherei
. Er bemüht sich um eine naturnahe
Heilung menschlicher Gebrechen. Vielleicht
haben ihn seine Reisen auch in unseren Ort
geführt.

Damit hat eine neue Epoche begonnen. Aus
dieser Zeit haben wir einen schriftlichen Niederschlag
der Bedeutung unseres Kurortes. Der
erste, der etwas über die Thermalquelle von
Badenweiler berichtet, ist der Villinger Arzt Jörg
Maler, der sich Georgius Pictorius nennt. 1560
erscheint bereits in dritter Auflage eine kleine
Schrift aus seiner Feder. Er nennt sie: „Das
Badenfahrtbüchlein — ein gantz kurtzer bericht
von allerhand einfachten und acht und dreißig
componirter mineralischer teutschen lands wild-
bädern, wie man im baden und davor Ordnung
halten solle etc. mit angehenckter beschreibung,
was nutz schrepffen bringe etc."

Pictorius beschreibt dann die Anwendung des
Wassers zu Heilzwecken. Waschungen, Voll- und
Teilbäder, Abgießungen und Massagen gehören
auch damals schon zum Kurbetrieb, den der
„Bader" und seine Gehilfen überwachen.

1580 beschreibt der Straßburger Arzt Galus
Etschenreutter unsere Thermalquelle in einer
Abhandlung, die sich betitelt: „Aller heylsamen
Bäder, Sauerbrunnen und anderer Wasser, so in
Teutschland bekandt und erfahren, auch ihrer
Metallen und Mineralien natur / kraft / tugend
und wirckung." Darin heißt es über unseren
Kurort:

„Badenweyler Bad. Zwischen Freiburg und
Basel ist gar ein gutes bad, von altersher sehr
gelobt, den Durchleuchtigsten Fürsten und Herren
Marggraven zu Baden und Hochburg etc. etc.
gehörig / nit weit von Neuwenburg / Badenweyler
genant, von welchem Bad das ganze Schloß und
Dorff den Namen bekommen. Es entspringt auß
einem Bühel, daran ein großer Berg, haltet in
sich vil Schwebel mit wenig Salpeter und Allaun,
wie dasselbig in den gewermbten Kesseln augenscheinlich
gesehen wird. Bey dem vrsprung ist
es lauwlecht, von wegen seines Erdfeürs und wo
nit sonst mehr wasser zulieffen, wer es warm.
Dieses Wasser getrunken öffnet Verstopfung der
innerlichen Glieder, vertreibt die alten langwierigen
fieber und fürdert den Frawen ihre Zeit.
Den engbrüstigen und die von übriger Feuchte
kalte Mägen haben, hilfft es wohl.

So man aber darinnen badet, ist es gut denen,
die gestoßene lahme und verrenckte schwache
Glider haben, die Räuden, Zittermäler, Aussatz
vnd dergleichen vnsaubrigkeit der Haut, alte
vbelgeheylte Schäden heylet es sehr, doch nicht
so bald, dann man muß weil haben. So mans
aufs haupt lasset tropffen, vertreibt es die
Hauptflüß."

Den Reigen des balneologischen Schrifttums
aus dem 16. Jahrhundert, das sich mit Badenweiler
befaßt, wollen wir abschließen mit dem
umfangreichsten Werk dieser Art. Es heißt im
vollen Titel: „New Wasserschatz. Das ist: Von
allen heylsamen metallischen minerdschen Bädern
und Wässern, auch wie man dieselbigen vnnd
alle metallischen Wasser zu mancherley Kranck-
heiten vnd Leibs Gebrechen zur Wolfahrt des
Leibs gebrauchen soll. Alles auß langwiriger
Obseruation vnd Erfahrung auffs fleißigste beschrieben
vnd an den Tag geben durch Jakobem
Theodorum Tabernaemontanum, der Artzney
Doctorem."

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