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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-05/0010
folgender, an und für sich nicht allzu schwerwiegender
Bruch der Rechte der Stadt.

In Ottmarsheim wohnte der Landwaibel Martin
Brondlin (Broman), der also der Botmäßigkeit
des Landvogtes unterstand. Bestärkt durch die
Streitigkeiten zwischen dem Landvogt und der
Stadt, fuhr er mit seinem Waidling auf Neuen-
burger Hoheitsgebiet und fischte im Rhein. Am
Ufer standen die Neuenburger und riefen ihm
ihre Verwünschungen zu. Rede gab Gegenrede.
Das verletzte Rechtsgefühl brachte die Gemüter
der Städter zur Siedehitze. Sie beschlossen, sich
ihr Recht zu verschaffen und Rache zu nehmen.
Damit wandelten sie aber das Recht nach
menschlichem Brauche in Unrecht und wurden
schuldig*. Es mag immer und immer wieder
diese menschliche Art der Rechtsnahme im Verlaufe
der Jahrhunderte von ihnen geübt worden
sein, wohl aber nie so erschreckend. In der Nacht
zum 27. Februar 1474 zogen 200 Neuenburger
hinunter an den Rhein und setzten über den
Strom. Sie fielen über das Haus des Waibels
her und erschlugen ihn, um ihr Recht wieder
herzustellen. Die Söhne des Waibels wehrten sich
tapfer. Den ältesten schlugen sie nieder und
führten ihn gefangen im Triumph nach Neuenburg
zurück. Es ist das Wesen dieser Menschengerechtigkeit
, daß sie sich ihres vermeintlichen
Sieges rühmt, statt darüber zu erschrecken. Dem
jüngeren Sohne gelang die Flucht nach Ensis-
heim, wo er den Schultheißen um Hilfe bat. Als
ihm diese nicht zuteil werden konnte, ging er
zum Landvogt nach Bredsach. Der gab ihm den
Rat, vorläufig den Neuenburgern Schaden zuzufügen
, wo er nur könne. Die Ernüchterung nach
dieser Tat kam bald. Warner kamen in die Stadt,
die berichteten, daß am Sitze des Landvogts eine
ansehnliche Schar Bewaffneter sich versammle.
Dies konnte nur gegen die Stadt Neuenburg
gerichtete sein. Sofort wandte sich die Stadt am
4. März 1474 an Freiburg und bat um bewaffnete
Hilfe, die unbemerkt, mit Geschützen versehen,
iri der Nacht auf Samstag „heimlich und still"
herbeikommen sollte. Auch Bern sicherte seine
Hilfe zu. Die Melder hatten nicht falsch berichtet.
Mit 600 Mann machte sich der Landvogt auf den
Weg. Ein Angriff auf die Stadt war aber zu
wenig erfolgversprechend geworden. Er zog am
9. März nach Ottmarsheim und schlug dort sein
Feldlager auf. Er sagte ein öffentliches Gericht
an und lud die Stadt Neuenburg vor dessen
Schranken. Die Neuenburger hüteten sich, vor
diesem Gericht zu erscheinen. Daraufhin sprach
er in ihrer Abwesenheit die gesamte Bürgerschaft
Neuenbürgs des Raubmordes schuldig und
erklärte sie für vogelfrei. Schon am 12. III. reiste
Hagenbach zu Karl von Burgund, um Hilfe zu
verlangen. Zu einer Maßregelung Neuenbürgs
kam es nicht mehr, da in Thann, Ensisheim,
Breisach, Rheinf elden und im Fricktal die Empörung
ausgebrochen war. Am 16. März beschwerte
sich Hagenibach in Basel über die angebliche
Absicht dieser Stadt, gemeinschaftlich mit Neuenburg
Bredsach zu Schiff überfallen zu wollen.
Inzwischen waren die Hilfstruppen in der Stadt
eingetroffen. Mit fieberhafter Eile wurde alles
in Verteidigungszustand versetzt. Da kam am

2. April die Nachricht vom Friedensschluß zwischen
Herzog Sigismund und den Eidgenossen
zugleich mit der Meldung, daß für Neuenburg
und Breisach jetzt auch österreichische Truppen
zum Schutze bereitstünden. Für Hagenbachs
Schar war Neuenburg nunmehr unangreifbar
geworden, sie zog ab.

Karl dem Kühnen kündigte sich aber der
Zusammenbruch seiner großen Pläne an. Alle
verpfändeten Städte hatten, um sich aus der
Herrschaft des Hagenbachers zu befreien, die
Summe von 80 000 Gulden aufgebracht und Herzog
Sigismund zur Lösung der Verpfändung zur
Verfügung gestellt. Damit wäre das Sprungbrett
nach Lothringen für den Burgunder verloren
und die Schaffung eines großburgundischen
Zwischenreiches, das ihm die Kaisermacht einbringen
sollte, unmöglich gewesen. Mit dieser
Wendung hatte der Herzog von Burgund nicht
gerechnet. Er verweigerte die Herausgabe der
verpfändeten Länder. Mit dieser Herausgabe des
vorderösterreichischen Besitzes an Sigismund
hätte auch die Herrschaft Hagenbachs ein Ende
gefunden und seine für ihn so zukunftsreiche
Lebensstellung wäre zusammengebrochen. So
verschärfte er sein Regiment und glaubte, es
auf diese Weise halten zu können. Breisach vor
allen Dingen mußte seine Unmenschlichkeit fühlen
. Je mehr wir aus eigener Macht und zu
eigenmütigem Zweck ein Widerstrebendes festhalten
wollen, umso gewisser bewirken wir das
Gegenteil. Die Stadt Breisach empörte sich offen
gegen ihren Zwingherrn. Seine Landsknechte
fielen, von den Bürgern dazu bewegt, von ihm
ab und traten auf die Seite der Empörer. Er
hatte sich eine italienische Leibwache gekauft.
Mit fremden Kräften mußte er sich gegen seine
eigenen Stammesgenossen schirmen. Die Hauptleute
der deutschen Landsknechte waren Friedrich
von Kappeler und Friedrich Vögelin. Er
befahl nach dem Eintreffen der fremden Söldner
den Landsknechten die Waffen abzulegen. Noch
war er Herr und wollte es den Breisachern zeigen
. Als er den Karfreitagsgottesdienst im Münster
gestört hatte, beschlossen die Bürger, ein
gewaltsames1 Ende zu setzen. Sie fielen am Ostermontag
1474 über die fremde Leibwache her, die
ihn flüchtend im Stiche ließ. Peter von Hagen-
bach wurde von den Bürgern Breisachs festgenommen
. In Neuenburg erschienen Boten,
welche die Stadt zur Entsendung von zwei
Geschworenen zu einem Gericht über den Landvogt
aufforderten. 26 Geschworene aus den
gepeinigten Landen sprachen das Todesurteil.
Das Blutgerüst wurde auf öffentlichem Platze
errichtet und an einem Maitage des Jahres 1474
fiel das Haupt Peters von Hagenbach durch die
Hand des Scharfrichters.

Herzog Karl der Kühne von Burgund gab das
Spiel des hohen7 Einsatzes willen noch nicht verloren
. Doch auch für ihn kündigte sich immer
drängender das Ende an. Während sich am Oberrhein
diese Ereignisse vollzogen, hatte er mit
Kaiser Friedrich III. eine Zusammenkunft in
Trier8, um die glücklichen Landgewinne durch
Heirat zu wiederholen. Gegen die Belehnung
mit Lothringen und gegen die Königskrone bot

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