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Dr. E. Scheffelt:
Kömifcfye Würben 0U6 ©übbcräen
Mit besonderer Berücksichtigung der Funde von Badenweiler
Die Bundesstraße 3 folgt in der Hauptsache
einer alten Römerstraße, die von Efringen (römische
Funde auf der „Pritsche") über Schliengen-
Auggen - Müllheim nach Norden zieht und vor
einigen Jahren bei Schallstadt wieder angeschnitten
worden ist. Freiburg existierte damals noch
nicht; die Römer führten ihre Straße nach
Riegel, das war eine bedeutende Siedlung mit
Töpfereien, ums Jahr 50 n. Chr. durch ein Erdlager
befestigt.
Aber unsere Straße ist noch älter, sie ist
vorrömisch, keltisch. Keltische Völkerschaften
wohnten schon im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert
am Oberrhein, sie trieben Bergbau,
prägten Münzen und badeten in Badenweilers
Heilquell. Als man im Jahre 1784 das römische
Badegebäude freilegte, fand man Geldstücke der
Kelten, darunter eine schöne Goldmünze und
Silbermünzen. Es waren Prägungen der keltischen
Sequaner, die im Elsaß und weiter südlich
bis Besangon wohnten. In Istein wurde eine
Potinmünze gefunden (Gewicht 4,7 g); Vorderseite
mit Kopf, Rückseite ein springendes Tier
mit langem Schwanz (Potin ist eine messingartige
Legierung).
Zahlungsmittel der Kelten waren auch die
sogenannten Regenbogenschüsselchen, leicht vertiefte
Gebilde aus Gold oder Silber; eine Anzahl
von ihnen fand man in der Nähe von Freiburg.
Im Dreisamtal lag ja die keltische Stadtfestung
Tarodunum = Zarten. Das Gold wurde aus den
Sanden des Rheins ausgewaschen; der Bergbau
hinter Sulzburg und Badenweiler lieferte Silber.
Ein Grab bei Müllheim mit hübschen Beigaben,
ein Brandgrab bei Kandern, ein Gefäß bei Griß-
heim, eine Siedelung bei Breisach - Hochstetten
und der Ringwall „Altes Schloß" zwischen Badenweiler
und Schweighof zeugen von der Anwesenheit
der Kelten.
Diese hatten schon vor Christi Geburt Beziehungen
zu den Römern, besonders als Julius
Caesar im Jahre 58 v. Chr. die Germanen des
Heerkönigs Ariovist bei Mülhausen geschlagen
und im Jahre 52 den Aufstand der Gallier niedergeschlagen
hatte. Die Schweiz kam unter
römischen Einfluß, der Oberrhein wurde vorerst
nicht überschritten. Aber römisches Geld kam
ins Land. Die römische Republik (Konsularzeit;
die Kaiserzeit begann erst nach Christi Geburt)
prägte hübsche Münzen, zum Teil mit Apollokopf
und Viergespann, wir finden sie in Baden
nicht gerade selten. Von den Stücken aus Badenweiler
ist eines im Jahre 125, ein anderes 74 vor
Chr. geprägt worden.
Über den Rhein kamen nun Händler und
Abenteurer, nicht nur gallo - römischen Blutes,
sondern auch Griechen und Vorderasiaten. Aber
auch Germanen waren da: die Reste der Kimbern
und Überbleibsel der Sueben des Ariovist. Kuhn
(siehe Schrifttum) macht darauf aufmerksam, daß
diese Germanen nicht nur romanisiert, sondern
(vorerst) keltisiert worden sind.
Die oberrheinische Ebene östlich des Flusses
ist von den Römern nicht militärisch besetzt
worden; Badenweiler war niemals Soldatenbad
wie anfänglich Baden-Baden und Wiesbaden.
Aber kleine römische Streifscharen werden ab
und zu das Gebiet, das wir heute Markgräfler-
land nennen, durchstreift haben, dabei mögen
Münzen des großen Herrschers Augustus (Cajus
Julius Caesar Octavianus Augustus regierte von
30 v. Chr. bis 14 n. Chr.) verloren gegangen sein.
Sein Geld war auch nach dem Jahr 14 im Umlauf
(Nachprägungen). Badenweiler lieferte zwei und
Heitersheim einen Augustus. Eine sehr hübsche
Münze erinnert daran, daß Prinz Germanicus die
römischen Feldzeichen, die im Jahre 9 bei der
Niederlage im Teutoburger Wald verloren gegangen
waren, wieder fand und zurückbrachte. Die
Münze wird ums Jahr 16 geprägt worden sein,
als KaiserTiberius regierte; man fand Exemplare
in Badenweiler, Riegel und Hüfingen.
Es ist eine Ehrenpflicht des heutigen Heimatforschers
, daß hier, wo wir von alten Münzen
sprechen, auch des münzkundigen Professors Karl
Bissinger gedacht wird. Als Direktor des Gymnasiums
von Donaueschingen hat er nach mühsamen
Vorarbeiten im Jahr 1887, 1889 und 1906
Listen der vorrömischen und römischen Münzen,
die in Baden gefunden worden sind, veröffentlicht
. Neufunde wurden stets nachgetragen in den
Badischen Fundberichten (Amtliches Jahrbuch für
die ur- und frühgeschichtliche Forschung Badens.
Siehe auch das Schrifttumsverzeichnis).
Wir kommen wieder zu Tiberius zurück, der
seinen obengenannten Neffen Germanicus von
Nordwestdeutschland abberuft und es erleben
muß, daß sein Sohn Drusus im Jahre 23 von
einem Obersten der Leibwache vergiftet wird.
Von diesem Prinzen befindet sich eine schöne
Münze mit grüner Patina in Badenweiler. Von
Tiberius selbst fand man Geldstücke in Badenweiler
, Hüfingen, Riegel, Mahlberg u. a.
Im Jahr 37 folgt auf Tiberius Cajus Claudius
Nero, Sohn des Germanicus. Er ist mit seinem
Spitznamen Caligula „Stiefelchen" in die Geschichte
eingegangen. Durch maßlose Verschwendungssucht
bald unbeliebt geworden, wird er im
Jahre 41 im Theater ermordet. Unsere Münze
zeigt ihn als freundlich blickenden jungen Mann.
Die Leibwache hebt seinen Oheim Claudius
auf den Thron, einen zwar gelehrten, aber unansehnlichen
und stotternden Mann. Er schenkte
vielen Sklaven die Freiheit, und diese „Freigelassenen
" wußten sich zum Teil in höhere Stellungen
einzudrängen, nicht zum Vorteil des
Reiches und seiner Verwaltung. Seine fünfte
Gemahlin, Agrippina, läßt den Kaiser ermorden.
Aber seine Regierungszeit ist wichtig für Baden-
Württemberg. Es wurde da eine Militärstraße
angelegt vom römischen Lager Vindonissa (Windisch
an der Aar) nach Tenedo, das ist Zurzach
am Rhein unweit Waldshut. Dann gehts über
den Rhein nach Rheinheim und Berchtersbohl.
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