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HADRIAN TRAIANUS
Hier betritt die Straße, immer der Wutach entlang
führend, den jetzigen Kanton Schaffhausen
und erreicht die Römersiedelung Juliomagus
(Schleitheim), dann, wieder auf badischem Boden,
den festen Platz Brigobanne (Hüfingen). Bald
darauf wird die Straße bis Arae Flaviae weitergeführt
, das ist Rottweil am Neckar.
In der Rheingegend wurden von Abteilungen
des Kaisers die Stätten Riegel und Baden-Baden
erreicht und durch Erdlager geschützt. Münzen
von Claudius I. in Badenweiler, Alt - Breisach,
Gengenbach usw.
Nach seinem Tod besteigt der begabte und
sorgfältig erzogene Nero den Thron. Doch bald
wird er irrsinnig, die Mißwirtschaft in Rom ist
schrecklich, schließlich tötet er sich im Jahre 68.
Um den Grenzschutz kümmern sich mit Erfolg
begabte Statthalter und Offiziere. Badenweiler
besitzt einen Denar, eine Großbronze und eine
Mittelbronze von Nero, Waldkirch ein Stück,
Riegel mehrere. Sein Nachfolger Galba, der alt-
römische Strenge und Sittenreinheit wieder einführen
will, kommt um. Die uns vorliegende
Großbronze zeigt einen ernsten, älteren Mann;
Rückseite Siegesgöttin.
Nun folgen Thronstreitigkeiten, auf die wir
nicht weiter eingehen wollen. Der Feldherr
Vespasian wird von seinen Legionen, mit denen
er gerade Jerusalem belagert, zum Kaiser ausgerufen
und kann im Jahre 70 in Rom einziehen.
Sein Sohn Titus erstürmt Jerusalem. "Vespasian
gilt als „Gründer" von Badenweiler, und in der
Tat sind die römischen Bäder unter seiner Regierung
erbaut worden. Wir bezweifeln aber, daß
er viel Zeit fand, sich um das Bäderwesen in der
Provinz zu kümmern. Er mußte zunächst einen
furchtbaren Aufstand germanischer und gallischer
Völkerschaften niederschlagen; seinem
Feldherrn Petilius Cerealis ist im Jahre 71 der
endgiltige Sieg über die Empörer beschieden.
Aber Vespasian gibt nun das rechtsrheinische
Land von Bonn abwärts völlig auf. Das römische
Blut, das an der Lippe und im Teutoburger Wald
in den Feldzügen des Tiberius, Drusus und Ger-
manicus einst geflossen ist, war umsonst geopfert.
Der Kaiser ist indessen bemüht, die Grenzen des
Imperium im heutigen Süddeutschland zu verbessern
. Mißlich war da der stark einspringende
Winkel zwischen Mittelrhein und oberer Donau.
Der Umweg um das Rheinknie bei Basel mußte
abgekürzt werden, zugleich sollte die Gewinnung
rechtsrheinischer Gebiete neues Siedlungsland
bringen. In diesem Land, dem „Zehntland" (agri
decumates) wohnten Kelten am oberen und mittleren
Neckar, zurückgebliebene Teile der ausgewanderten
Helveter und Rauriker im Breisgau
, germanische Volkssplitter da und dort. In
den Jahren 73/74 entsandte Vespasian den Legaten
Cornelius Clemens mit vier Legionen, sechs
Alen und zwölf Kohorten Hilfstruppen ins oberrheinische
Land, um bis zur Linie Straßburg-
Offenburg - Kinzigtal - Rottweil - Tuttlingen das
Land zu befrieden und in Besitz zu nehmen. Bei
dieser Unternehmung kam es besondern in der
Neckargegend zu Kämpfen.
Titus regierte knapp drei Jahre (79—81), sein
Bruder Domitian erwies sich anfänglich als tüchtiger
, weitblickender Herrscher. Er ist der Schöpfer
des Grenzwalles, einer Befestigungs- und
Abwehrlinie, die ums Jahr 90 begonnen und
später mehrfach verstärkt und weiter nach Osten
vorverlegt worden ist. Unter dem Namen Limes
ist diese 550 Kilometer lange Grenzbefestigung
allgemein bekannt. Sie beginnt am Rhein zwischen
Hönningen und Rheinbrohl (nahe Neuwied)
und zieht dann an Ems vorbei zum Taunus, wo
von den vielen Kastellen dicht hinter der Linie
die Saalburg am bekanntesten sein dürfte. Bei
Grüningen südlich von Gießen biegt der Wall
stark nach Südwesten und Süden ab und erreicht
den Main in der Gegend von Hanau, um ihn
östlich von Miltenberg wieder zu verlassen. Dann
geht der Grenzschutz in fast südlicher Richtung
bis Welzheim im mittleren Württemberg. Bis
hierher heißt er „Obergermanischer Limes". Dann
nimmt er Ostrichtung an und heißt „Rätischer
Limes"; über den fränkischen Jura erreicht er die
Donau bei Eining, südwestlich von Regensburg.
Von den flavischen Kaisern (Vespasian, Titus
und Domitian) werden in Baden viele Münzen
gefunden, die wenigsten natürlich von Titus, der
nur kurz regierte. Wir nennen nur: Rheinfelden
und Schliengen mit je einem Vespasian, Badenweiler
mit etwa 10 Vespasian, 1 Titus und etwa
5 Domitian. Auggen hat 1 Domitian, Riegel hat
viele Geldstücke von allen drei Kaisern geliefert.
Nach der Ermordung des Domitian erhebt der
Senat den 64jährigen M. C. Nerva auf den Thron,
„einen Greis von altrömischer Ehrbarkeit und
Würde". Er ordnet die Staatsfinanzen, macht sich
aber wegen seiner Sparsamkeit bei den Präto-
rianern unbeliebt. Zu seiner Unterstützung
beruft er den trefflichen Marcus Ulpius Trajanus,
den er adoptiert. Nerva regiert nur von 96—98.
Münzen von ihm sind verhältnismäßig häufig,
zum Beispiel in Badenweiler (5 Münzen), Auggen,
Schliengen, Riegel, einige in Gengenbach und
Baden-Baden.
Als Feldherr und Politiker hat Trajan große
Erfolge zu verzeichnen. Er siegt 104—106 über
die Daker und schließt deren Gebiete (Südungarn,
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