http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-05/0014
Siebenbürgen, die Walachei) dem Reich als Provinz
Dacia an. Dann kämpft er geschickt in Asien
und baut sogar eine Flotte im Persischen Golf.
Im Jahre 117 erkrankt und stirbt er in Arabien;
seine Asche wird in Rom in der Trajansäule aufbewahrt
. Fünf bis sechs Geldstücke von ihm in
Badenweiler.
Die Kaiserin adoptiert den Publius Aelius
Hadrianus, der zunächst im Orient Frieden
schafft, dann die Manneszucht bei den Legionen
in Germanien wieder herstellt, Britannien, Spanien
und Afrika bereist und überall nach dem
Rechten sieht. Am liebsten aber weilt er in
Athen. Nachdem ein Aufstand der Juden niedergeschlagen
ist, bei dem 600 000 Juden ihr Leben
eingebüßt haben sollen, regelt er in Rom die
Thronfolge und adoptiert Antonius I., der den
Beinamen Pius erhält. Im Jahre 138 stirbt
Hadrian, sein Grabmal ist die Engelsburg (Moles
Hadriani). Sehr wahrscheinlich hat er auch in
Badenweiler geweilt und die Vergrößerung der
Bäder veranlaßt. Den bewaldeten Hügel „ölberg"
westlich von Badenweiler will man mit seinem
Familiennamen Aelius in Verbindung bringen,
vielleicht hat der Kaiser dort gejagt. Drei Münzen
von ihm und eine von seiner Gemahlin in
Badenweiler. Viele, auch von Trajan in Baden-
Baden, im Landkreis Säckingen und anderwärts
im südlichen Baden.
Antonius Pius (138—192) hat Rom nie verlassen
, er kümmerte sich um die Rechtspflege,
um das Wohlergehen der ärmeren Bürger und
um die Finanzen des Staates. Erfahrene Generale
schützen die Grenzen. Der Kaiser stirbt 70jährig
auf seinem Landgut bei Rom. Drei Münzen von
ihm in Badenweiler, eine in Schlierigen, andere
in Riegel, Waldkirch usw.
An der Reichsleitung waren vorher schon der
gelehrte Marcus Aurelius und sein Adoptivbruder
Lucius Verus beteiligt, beides Cäsaren. Letzterer,
ein sehr begabter Feldherr, siegt über die Parther
(Perser) und marschiert in Armenien und Mesopotamien
ein. Auf Kaiser Marc Aurels Schultern
ruht der Abwehrkampf gegen die germanischen
Völker. Diese, die Chatten und Chauken, ergreifen
im Jahre 162 die Offensive am Niederrhein;
ganz furchtbar aber wird der gewaltige Vorstoß
der Markomannen, die im Jahr 167 einen großen
Sieg über ein römisches Heer bei Graz erringen
und dann über die Alpen ziehen. Mit Mühe befreien
die beiden Kaiser Oberitalien wieder und
kämpfen verlustreich, aber doch siegreich an der
Donau weiter, wo die Sarmaten, ein Volk aus
Südrußland, Hauptgegner sind. Kaiser Marc
Aurel stirbt in Wien im Jahre 180, erschöpft
durch die Strapazen vieler Feldzüge. (10 Geldstücke
von ihm in Badenweiler gefunden, eben-
soviele in Riegel.) Sein Sohn Commodus „suchte
aus dem lästigen Lagerleben so schnell als möglich
herauszukommen" (Koepp); Eidam schreibt:
„Commodus, der ein Wüstling und dem soldatischen
Leben abhold war, zog die römischen Garnisonen
jenseits der Donau zurück und machte
den Fluß wieder zur Grenze". Unter Commodus
wurde der Grenzwall verstärkt; viele Germanen
wurden damals ins römische Heer eingestellt.
Von Commodus hat Badenweiler 4 Münzen;
er war ein kräftiger, bärtiger Mann, zeigte sich
oft als Gladiator und wurde schließlich im Bade
erstickt. (Schluß folgt.)
G.Geiger: ecpten 3nfflnge htn baMfdjen 'Jutfecfabci'Fation
Heute ist Zucker zu einem alltäglichen Nahrungsmittel
geworden. Doch noch zu Beginn des
vorigen Jahrhunderts war er ein recht kostbarer
Artikel, und nicht von ungefähr pflegte man damals
den Spruch „Teuer wie Zucker", denn den
breiten Schichten des Volkes war der durch Eindicken
des Zuckerrohrsaftes gewonnene Zucker
im allgemeinen unerschwinglich. Nur an Festtagen
leistete man sich dieses kostbare „Gewürz".
Gesüßt wurden die Getränke und Speisen mit
Honig und Syrup. Daneben entzogen Krisenzei-
ten und unruhige innenpolitische Verhältnisse in
den einzelnen Zuckerproduktionsländern Europa
nur allzu oft die Zuckerzufuhr aus Ubersee, weshalb
es eine dringende Notwendigkeit war, sich
nun auch in Europa mit dem Problem zu beschäftigen
, wie sich aus einheimischen Pflanzen
ein Surrogat für den westindischen Zucker gewinnen
ließe.
Marggraf und Achard, die
„Väter des Rübenzuckers"
Der erste, der sich mit dieser der Forschung
gestellten Aufgabe auseinandersetzte, war der
Apotheker und Chemiker Andreas Sigismund
Marggraf. 1747 hatte er in einer Sitzung der
Berliner Akademie der Wissenschaften die Ergebnisse
seiner Untersuchungen über den Zuckergehalt
verschiedener einheimischer Rübenarten
vorgetragen. Diese grundlegende Arbeit, die ihm
einen hochangesehenen Namen schuf, wurde dann
auch unter dem Titel „Experiences chemiques
faites dans le dessein de tirer un veritable sucre
de diverses plantes .. " veröffentlicht.
Aber erst seinem Schüler und Freund Franz
Karl Achard blieb es vorbehalten, diese Entdeckung
weiter auszuarbeiten und industriellen
Kreisen zugänglich zu machen. Von Marggraf in
seinen Forschungen unterstützt, war es diesem
berühmten Physiker und Chemiker in den achtziger
Jahren des 18. Jahrhunderts gelungen,
einen Weg zu finden, der es ihm ermöglichte,
aus einer für den Anbau geeigneten Rübe Zucker
zu gewinnen. 1809 brachte er ein Werk über
die „Europäische Zuckerfabrikation" heraus und
schon zwei Jahre danach wurde er zum Ehrenmitglied
der Berliner Akademie der Wissenschaften
ernannt. Ein Jahrzehnt zuvor hatte eine
in Karlsruhe erscheinende Zeitung berichtet,
„daß nun auch in Baden mit Ernst daran gedacht
werde, die Runkelrübe zur Zuckergewinnung zu
benutzen", und noch im gleichen Jahre wurden
12
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-05/0014