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lands" (1770). Goethe weilte zweimal (1775 und
1779) mit Karl August von Weimar in Karlsruhe.
Auch er fand Karl Friedrich und seine Gemahlin
gefällig und unterhaltend. Von den zahlreichen
anderen Gästen des In- und Auslandes sei noch
Friedrich Gottfried Klopstock genannt, dem nach
seinem einjährigen Aufenthalt die badische Hof-
kasse eine jährliche Pension zukommen ließ. —
Zum Erzieher des Erbprinzen holte sich der
Markgraf den Elsässer F. D. Ring aus Colmar.
Lange Jahre nahm dieser in wissenschaftlichen
Angelegenheiten in der Hofgesellschaft eine einflußreiche
Stellung ein. Der Beginn der Französischen
Revolution brachte manchen Zukunftshoffnungen
auch auf diesem Gebiet ein allzu
rasches Ende.
Harte Schicksalsschläge in seiner Familie
konnten die ungestüme Schaffenskraft des rastlos
tätigen Regenten nicht erlahmen. Nach 32jähriger
Ehe starb seine erste Gemahlin in Paris, wohin
sie mit ihrem Sohn Friedrich über das Osterfest
1783 eine kurze Reise unternommen hatte. Aufs
tiefste berührte ihn auch in den Dezembertagen
des Jahres 1801 die Nachricht vom Tod des Erbprinzen
. Er hatte, begleitet von der Erbprinzessin,
seiner Tochter, der Königin von Schweden einen
Besuch abgestattet und war mit dem Reisewagen
in der Nähe der Hauptstadt Stockholm verunglückt
. Am folgenden Tag verschied er an einem
Schlagfluß. Innere Kämpfe und fortwährende Unannehmlichkeiten
bereitete dem ganzen badischen
Hof die Vermählung des Kurprinzen und späteren
Großherzogs Karl (1811 bis 1818) mit Josephine
Beauharnais, der Adoptivtochter Napoleons,
nachdem dieser sie kurz zuvor — es waren die
Tage der Erhebung Badens zum Großherzogtum
Otto Weiner:
Als Friedrich Leopold Graf von Stolberg (1750
bis 1819) auf seiner Schweizerreise am 15. August
1791 in Karlsruhe weilte, schrieb er „Der Markgraf
ist abwesend, er besucht itzt die Oberländer
seines Fürstentums...". und Johann Peter Hebel
berichtet 1803 an Gustave Fecht (W. Zentner,
Hebelbriefe, Khe. 1921): „Schon vorigen Sonntag
und gestern wieder mußte ich dem Herrn Markgrafen
, der das erste Mal im Bett, gestern aber
bis acht Uhr auf war, daraus vorlesen (Alemannische
Gedichte, gedruckt 1803). Prinz Louis, der
Erbprinz, Gräfin von Hochberg waren auch da.
Ich muß mich wundern, wie der Markgraf alle
Dörfer und Nester, Stauden und Hecken von
Utzenfeld bis Lörrach hervor, kannte und immer
wieder sagen konnte: da ist das und ja, so ist's."
„Die Berichte über die Reisen des Markgrafen
Karl Friedrich beziehen sich ausschließlich auf
das Oberamt Hochberg und das eigentliche Mark-
gräflerland, Lörrach usw. Von einem Besuch der
Tuniberg - Dörfer ist keine Rede. Bei der Reise
des Jahres 1779 wird nur beiläufig erwähnt, daß
der Markgraf seinen Weg über Tiengen genommen
hat, aber ohne irgendwelche weiteren An-
— zur Prinzessin von Frankreich erhoben hatte.
Der plötzliche und heute noch geheimnisumwehte
Tod der beiden Söhne aus dieser nicht gerade
glücklichen Ehe beunruhigte längere Zeit das
badische Volk, insbesondere das in den altmark-
gräflichen Teilen, weil damit der Fortbestand des
Fürstenhauses und des Staatsgebietes stark in
Frage gestellt war.
1787 verband sich Karl Friedrich mit Luise
Karoline Geyer von Geyersberg. Kaiser Franz II.
ernannte sie zur Reichsgräfin und die drei aus
dieser Verbindung hervorgegangenen Söhne zu
Reichsgrafen von Hochberg. Wenige Monate vor
dem Ableben des Großherzogs Karl wurden sie
von den im Aachener Kongreß versammelten
Großmächten zu Prinzen und Markgrafen von
Baden erhoben, ihnen gleichzeitig das Recht auf
die Thronfolge, dem zehn Jahre zuvor neu errichteten
Großherzogtum die Unantastbarkeit
seiner Grenzen zugesichert. Mit Leopold, dem
ältesten der Söhne (1830 bis 1852), kamen die
Hochberger in Baden an die Regierung.
Kleinere Schwächen in seinem persönlichen
Leben, auch für jene verwirrten Zeiten entschuldbare
Mängel in der Staatsverwaltung, auf
welche besonders der frühere Oberamtmann
Schlosser in Emmendingen, der Schwager
Goethes, in seinen kritischen Veröffentlichungen
seine Zeitgenossen aufmerksam zu machen versuchte
, konnten das Urteil der Nachwelt über
den für sein Volk und Land so verdienten Fürsten
nicht schmälern. Großherzog Karl Friedrich
starb im Alter von 83 Jahren am 10. Juni 1811
und wurde in der Gruft seiner Ahnen in der
Schloßkirche zu Pforzheim beigesetzt.
gaben". (Gütige Mitteilung der Verwaltung des
Großh. Familien-Archivs, Karlsruhe, 2. 2. 61).
Auch Friedrich v. Weech schreibt in der Einleitung
zur „Schweizerreise Karl Friedrichs 1775",
aus der die folgenden Mitteilungen entnommen
sind, im Jahre 1902 (Festschrift des Generallandesarchivs
, Karlsruhe): „Eine Anzahl seiner Reisen
führte den Fürsten in das badische Oberland".
In umfangreichen „Anmerkungen" gibt von
Weech, nach den Akten des Generallandesarchivs,
Biographisches über verschiedene Personen, die
dem Fürsten auf seiner Reise begegnet sind. Diese
„Anmerkungen" sind hier zum Teil aus der zeitgenössischen
Reiseliteratur ergänzt. Die „Beschreibung
" der Reise besorgte Johann Lorenz
Böckmann aus Lübeck, Professor am Gymnasium
in Karlsruhe, von dem J. P. Hebel an Gustave
Fecht schreibt (W. Zentner: Hebelbriefe): „Jetzt
dürfen Sie sie auch schon herzhafter einer guten
Freundin zum Lesen mitteilen, doch mit Vorsicht
. — Die „Irisbüchlein" — Denn es sind ungezogene
Läuflinge, die Ihnen viel Sorge machen
werden. — Kalendergeschichten in Jacobis, des
Freiburger Dichters, „Iris"; auch dieser war,
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