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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-06/0007
während Stolbergs Aufenthalt in Karlsruhe, Gast
im Schlosse des Markgrafen — Einem davon gab
ich einmal die Erlaubnis, die Frau Hofr. Böck-
männin zu besuchen". Die Gattin des Dr. Böckmann
.

Dieser hat am Karlsruher Hof eine bedeutende
Vertrauensstellung inne gehabt: Am 20. Juni 1774
wurde Lavater (1741-1801), während seines Aufenthalts
in Karlsruhe, von Böckmann besucht,
der ihm ein Kompliment vom Markgrafen überbrachte
: „Ich war beschämt, erfreut, Böckmann
rühmt gar sehr den Markgrafen: las mir eine
Stelle aus seiner vorjährigen Rede vor, verließ
mich nach allerhand Gesprächen wieder; wir
nahmen den Tee. Ich halbierte mich, zog mich
von unten auf an, um 9 Uhr kam Herr Böckmann
wieder und spazierte mit mir in den prachtvollen
markgräflichen Garten, in die Seidenwürmerey,
den Stall, den Fasanengarten, den Obstgarten .. "

Auch Joachim Heinrich Campe (1746—1818),
Schulrat und Jugendschriftsteller aus Braunschweig
, weilte 1786 auf seiner Schweizer Reise
bei Karl Friedrich: „Ich war kaum in Karlsruhe
wieder angelangt, als man mich benachrichtigte,
daß der Herr Markgraf mich zu sehen verlangte,
und ich mußte, weil man mir sagte, daß er mein
wartete, so wie ich von dem Postwagen gestiegen
war, gestiefelt und in Reisekleidern, mich nach
dem Schlosse verfügen. Ich äußerte dem Herrn
Hofrat Böckmann, der mich hinführte, meine
Unruhe darüber, dieser lachte mir ins Gesicht
und fragte verweisend: Ob ich seinem Herrn
denn eine so kleinfürstliche Denkungsart zutraue
, daß ich glauben könnte, er werde seine
Aufmerksamkeit mehr auf meinen Rock und auf
meine Stiefel als auf mich selbst richten..."

Der Markgraf wurde auf seiner Schweizer
Reise begleitet von seinem ältesten Sohn, dem
Erbprinzen Karl Ludwig; zum Gefolge zählten
ferner Hofrat Böckmann, zwei Cavaliere, Geheimrat
Baron von Edelsheim, Baron von Palm und
der Leibarzt, Hofrat Buch.

Bei der angenehmsten Kühle des frischen,
heiteren Sommermorgens wurde nach sechs Uhr
Rastatt erreicht; man frühstückte bei Obrist-
Lieutnant von Harrant, der 1771 aus Baden-
Baden'schen Diensten von Baden - Durlach übernommen
worden war. Dann sprach man einige
Zeit mit dem Rechnungsrat Clais, der Serenissimus
die ersten Proben seines verfertigten Stahls
überreichte.

Johann Sebastian Clais war am 28. Februar
1742 als Sohn des Bäckers und Adlerwirts Gleiß
in Hausen — dem Hebeldorf — in Markgräflich
Badischen Landen geboren. An der Wiege standen
Not und Sorge, wie die Biographie (Neujahrsblatt
Winterthur 1915 von Gottlieb Ziegler aus
dem Landboten) schreibt: „Er hatte ein Landhaus
in Winterthur"; in seinem Geburtslande ist die
Erinnerung an ihn ausgelöscht. Da Vater Gleiß
in seinem Gewerbe nicht vorwärts kam, „vertauschte
er die Mulde und das Wirtsschild mit
einem armen Schulmeisterstab im Dorfe Badenweiler
am Fuß des Blauen, wo der Knabe in
ländlicher Stille und Einfachheit heranwuchs; er

kehrte auch später wieder dahin zurück". Clais
gab, nach der oben genannten Biographie eine
Schrift heraus, die er wie folgt betitelte: „Baden-
weyler als Kurort, ein Beitrag zur näheren
Kenntnis seiner Umgebungen und besonders seiner
lauwarmen Quellen, 1807". Dieses Buch
konnte nicht ermittelt werden. Die „Neue
Deutsche Biographie", Berlin 1957, schreibt u. a.
über Clais: Johann Sebastian Clais, Bergwerkstechniker
, geb. 28. 2. 1742 Hausen, Baden, gest.
24. 9. 1809 Winterthur, lernte im Schwarzwald
die Uhrmacherkunst und erregte durch seine
GescMcklichkeit die Aufmerksamkeit des Markgrafen
Karl Friedrich von Baden. Er arbeitete
sodann in Zürich, Genf und in England und
wurde Bürger in London. 1772 wurde Clais Hof-
mechanikus in Karlsruhe und Rechnungsrat. 1778
war er Bergwerksdirektor in der Schweiz und
1785 Salmendirektor in Reichenhall. Alexander
von Humboldt, der sich 1792 zwölf Tage bei Clais
in Reichenhall aufhielt, schrieb, „er halte ihn
jetzt unter allen theoretischen und praktischen
Hallurgen offenbar für den ersten, und er wisse
keinen Menschen, durch den er durch Umgang
so viel gelernt habe". (M. v. Rauch): „Ich habe
vom Morgen bis in die Nacht nur immer
gefragt".

Doch verfolgen wir den Verlauf der Schweizer
Reise des Markgrafen weiter:

Um 7 Uhr Ankunft in Bühl; hier kamen geistliche
und weltliche Vorgesetzte an die Wagen des
Landesvaters und erwiesen Zeichen der devotesten
Freude. Achern, Appenweier, Offenburg,
Friesenheim; hier wurde gespeist. Verschiedene
Untertanen brachten eigene Angelegenheiten vor.
Um 6 Uhr traf man in Emmendingen ein. Der
Forstmeister und Hofrat Schlosser — der Schwager
Goethes (dieser hatte im Mai desselben Jahres
1775 seine Schwester Cornelia in Emmendingen
besucht) — bezeugten Serenissimus ihren
Respekt, und hatten beide darauf die Ehre, zur
Tafel gezogen zu werden. Der Markgraf schrieb
von hier an seine Gemahlin u. a., ein Gewitter
habe in Malterdingen und Köndringen viel Unheil
angerichtet. Sonst sah er schöne Frucht; die
Reben haben gut verblüht, man hoffe auf einen
guten Herbst. In Rastatt habe er Clais getroffen,
dem er die Medaille gegeben, die ihm Freude zu
machen schien.

Freitag, 7. Juli, halb 5 Uhr, unter Vorreitung
des Hofrats Schlosser und des Postsekretärs von
Emmendingen erfolgte die Weiterfahrt nach Freiburg
, wo Serenissimus den Namen eines Grafen
von Eberstein annahm. „Zu Freiburg fanden wir
die Wälle mit Rebstecken bepflanzt. Südlich Freiburg
bemerkt man zum ersten Mal Pflüge, mit
Eseln bespannt. In Krotzingen Empfang durch
den dortigen Propst, der vordem zu Bürglen
residiert hatte".

Nun führte die Reise durch die anmutigsten
und gesegnetsten Gegenden. In Müllheim vor
dem Posthause erwartete Amtmann Wieland die
Reisenden. Hofrat Buch fand hier einen roten
Wein von solcher Güte, daß die Veranstaltung
gemacht wurde, für den durchlauchtigsten Herrn
Erbprinzen eine kleine Provision auf die Reise

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