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mitzunehmen. Der Weg führte über die Kalte
Herberge, die Poststation, die viel erwähnte,
unter Vorreitung des Posthalters, ungesäumt
nach Basel und in cognito in den Palast. Beim
Aussteigen am Wagen: Hofrat Hugo aus Lörrach,
Hofrat Ihriger, Rat Stainhäußer, Kammerrat
Fuchs. Man machte hier, da in der Schweiz keine
Poeten, mit einem Hauderer,, einem Fuhrmann,
einen Accord für 13 Pferde.
Es fanden sich noch ein: Kupferstecher von
Meckel, Pfarrer Fromme! von Weil, Feldprediger,
vorher in Mengen bei Freiburg — auch Hebel
erwähnt „die Frommelm" und das Besitztum der
Familie auf der sog. „Schusterinsel" — und
Typograph Wilhelm Maus.
In Basel wohnte Karl Friedrich im Mark-
gräflichen Palast, einem seit Jahrhunderten im
Besitz der Familie befindlichen Gebäude. Man
war am 6. Juli in Karlsruhe abgefahren; die
Stationen der Fahrt waren ab Basel: Biel, Lausanne
, Genf, Bern, Solothurn, Basel.
Am 24. Juli war der Markgraf wieder in
Basel. Von Edelsheim zahlte die Basler Fuhrleute
. Am Abend, in Müllheim, erhellten die
Einwohner mit Pechpfannen verschiedene Häuser
, andere Häuser hatten die Einwohner, aus
Freude, ihren guten Landesvater bei sich zu
haben, ganz ungekünstelt üluniiniert. An der
Abendtafel waren Hofrat Wieland, Kirchenrat
Mahler, Diakonus Obermüller, Burgvogt Erhard.
Gegen halb elf Uhr retirierte sich der Herr.
Am 25. Juli war Heimfahrt nach Karlsruhe.
In Krozingen, an der Propstei Aufwartung von
dem Fürsten von St. Blasien, Martin Gerbert von
Hornau, Fürstabt (1720—1793), der zwölf Stunden
weit hergereist kam, um die Ehre zu haben,
sich persönlich nach dem Wohlbefinden des Herrn
Markgrafen zu erkundigen.
In Emmendingen wurde der Landesvater mit
Glockengeläute empfangen-. Sämtliche weltliche
und geistliche Dienerschaften mit Landvogt von
Landsee aus Mahlberg an der Spitze standen
bereit. Die Weiterreise erfolgte unter Vorreitung
von Landsee, Hofrat Schlosser und von Teufel. In
Friesenheim traf man den Herrn Prälaten Karl
Vogel von Schuttern und setzte sich zum Mittagsmahl
nieder. In Appenweier wechselte man zum
letztenmal die Postpferde. Dann fuhr man mit
eigenem Relais bis nach Karlsruhe, wo der Markgraf
unter ungeheuchelten Freudenbezeugungen
von der geliebten Gemahlin, den Prinzen, dem
Hof und den Untertanen empfangen wurde. Es
war eine angenehme Reise, der Zeit nach kurz,
dem Vergnügen und Nutzen nach groß.
Hermann Schäfer, Steinen:
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Entstehungsgeschichte
Bei den Planungen zur Sicherung des Oberrheins
, die nach dem Kriege von 1870/71 erwogen
wurden, spielte der Rheinübergang bei Neuenburg
eine besondere Rolle. Gemäß der Kabinetts-
ordre vom 3. 8. 1894 wollte man sich auf der
Oberrheinstrecke südlich Neu-Breisach „auf die
Möglichkeit eines wirksamen Strombewachungsdienstes
, Ausfahren der Schiffbrücken und auf
den Schutz der Übergänge bei Hüningen und
Neuenburg beschränken" (Grabau).
Der spätere Generalfeldmarschall Frhr. v. d.
Goltz, der von 1898 bis 1902 Chef des Ingenieur-
und Pionierkorps und Generalinspekteur der
Festungen war, wünschte die Rheinübergänge bei
Hüningen und Neuenburg nur während der Auf-
marschperiode feldmäßig gegen Handstreich zu
schützen.
Der Generalstabschef, Graf Schlieffen, wollte
indes auch die Rheinübergänge bei Neuenburg
und Hüningen schon in Friedenszeiten gesichert
wissen, „wobei es auch ihm nicht auf die Möglichkeit
des Uferwechsels starker Kräfte, sondern
auf reinen Brückenschutz durch Batteriestellungen
ankam. In mündlichem Gedankenaustausch
wurde über diesen Punkt schnell Einigkeit im
Sinne Schlieffens erzielt und daraufhin auch die
Genehmigung des Kaisers zur Erweiterung dieses
nebensächlichen Teils des Goltz'schen Programms
herbeigeführt".
Durch Kabinettsordre vom 23. 1. 1900 wurde
bestimmt, die Rheinübergänge bei Neuenburg
und Hüningen durch permanente Anlagen zu
sichern. Die Ausführung wurde für Anfang 1904
angeordnet, ergänzende Ausbauarbeiten wurden
der Armierung im Mobilmachungsfall vorbehalten
. Die Planung der Befestigungen am Oberrhein
(Neuenburg - Hachberg- Bellingen -Isteiner
Klotz - Tüllinger Höhe - Hüningen) wurde der
„Studienkommission für die Verteidigung des
Oberrheins" übertragen, die nach ihrem Zusammentritt
im Mai 1901 zur Tarnung vor der
Öffentlichkeit umbenannt wurde in „Oberrheinkommission
".
Der Entwurf für den Brückenkopf Neuenburg
wurde von Hauptmann A. Degen bearbeitet. In
größerem Umfange wurden Vorbereitungen zum
Ausbau des Neuenburger Brückenkopfes getroffen
. Hier bot das Gelände keine Schwierigkeiten.
Die permanenten Anlagen errichtete man ausschließlich
links des Rheines im Umkreis des
Neuenburg gegenüberliegenden Dorfes Eichwald,
dem Hebel'schen „Chalampi", heute Chalampe.
Es waren in der Hauptsache acht schußsichere
Infanteriewerke mit starken Schützenstellungen,
die sich etwa 1,5 Kilometer ober- und unterhalb
der Eisenbahnbrücke an das linke Rheinufer anschlössen
. Starke Drahthindernisse, meist doppelt
geführt, die an gefährdeten Stellen sehr verbreitert
wurden, umgaben die Brückenkopfbefestigungen
.
Der weitere Ausbau der Feldbefestigungen
und der Hindernisse war den Armierungsarbeiten
bei Ausbruch eines Krieges überlassen, ebenso
rechtsrheinische Anlagen. Auch hier befanden
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