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Befestigungsanlagen am Brückenkopf von Eichwald
angeordnet. Aus den beigelegten Plänen
erhellte, daß die 18 Kilometer von Mülhausen
entfernte Rheinbrücke bei Eichwald durch zahlreiche
mit Panzertürmen und betonierten Kasematten
verstärkte Werke geschützt war. Um sie
zu nehmen und zu zerstören, hätte vorerst der
vom Feinde noch festgehaltene, ungeheure Hardtwald
durchschritten und eine regelrechte, mehrere
Tage dauernde Belagerung eingeleitet werden
müssen. Unter solchen Umständen, sowie
angesichts der unsicheren Lage seiner Truppen
hielt General Cure die Unternehmung im gegenwärtigen
Augenblick für undurchführbar. Er
meldete dies seinen Vorgesetzten, die, wie es
scheint, nicht darauf beharrten — aus guten
Gründen!" (A. Cerf).
Weshalb trotz aller Anweisungen der Generäle
Joffre und Dubail an die Generäle Bonneau
und Pau die Oberrhein-Befestigungen im August
1914 vom Feinde unbehelligt blieben, geht am
klarsten aus dem Ergänzungsbericht des Generals
Pau vom 22. August 1914 an das Große Hauptquartier
hervor: „ .. Anderseits ist die Besetzung
von Mülhausen mit neuen Operationen unvereinbar
. Die einzigen, die von Mülhausen ausgeführt
werden könnten, wären Angriffe auf den Brük-
kenkopf von Eichwald. Diese wären auch vorgeschlagen
und versucht worden, wenn die Werke
des Brückenkopfes, ihre Armierung und Besatzung
nicht den beträchtlichen Zuwachs erhalten
hätten, wie er durch die Lufterkundungen
und unsere Agenten gemeldet wurde. Zur Bekämpfung
der 10 cm - Batterien, sowie zur Zerstörung
der durch ein ziemlich tiefes Drahthindernis
vervollständigten Befestigungsanlagen
sind Geschütze großen Kalibers erforderlich, über
die indessen die „Armee d'Alsace" nicht verfügt
.. " (Annexe Nr. 878, Bd. I, S. 730).
Die Franzosen hätten „im übrigen mit der
veralteten Rimailho - Haubitze (15,5 cm) gegen
moderne Befestigungen keine Wirkung erzielen
können" (O.-W. Förster).
Schrifttum:
Cerf, A.- Der Krieg an der Juragrenze. Bern 1931.
Degen, A.: Über die Entstehung der geschleiften Oberrheinbefestigungen
. Karlsruhe 1920.
Förster, O.-W.: Befestigungswesen. Neckargemünd 1960.
v. d. Goltz, C: Denkwürdigkeiten. Stuttgart-Berlin 1923.
Grabau, A.: Das Festungsproblem in Deutschland und
seine Auswirkung auf die strategische Lage von 1870
bis 1914. Berlin 1935.
les Armees franqaises dans la Grande Guerre. Band I.
Paris 1922.
Reichsarchiv: Der Weltkrieg 1914—1918. Bd. I.
Schäfer, H.: Die zweite Schlacht bei Mülhausen und die
Oberrheinbefestigungen. — Die Pyramide. Karlsruhe
1933.
Schäfer, H.: Beiträge zur Geschichte der Oberrhein - Befestigungen
. —■ „Das Markgräflerland". H. 4. Schopfheim
1935.
Stieghan, P.: Das Lothr. Fußartillerie-Rgt. Nr. 16 im Weltkrieg
1914—1918. Berlin 1937.
Neuenburg als Wes twa 11 s tü t z p unkt
Die ersten Sicherungsmaßnahmen galten 1936
der Sperrung der Rheinbrücken durch Schranken
und Tankpfähle (Straßensperre zur Brücke: neun
Träger, Schranke an der Schiffbrücke: 23 Tankpfähle
, Schranke an der Eisenbahnbrücke: sieben
Tankpfähle).
In der Zeit vom 1. September 1936 bis 10. März
1937 wurden unter Leitung des Baustabes VII/4
durch die Firmen Holzmann AG, Frankfurt a. M.
und Unser, Neuenburg, eine Anzahl Bunker gebaut
(Bauwerk Neuenburg Nr. 1, 3, 5 und 6).
Am 7. April 1938 wurde bei Neuenburg eine
Besetzungsübung durchgeführt, und sämtliche
Anlagen wurden durch das Maschinengewehr-
Bataillon 4 in Müllheim unter Oberstlt. Oppenländer
besetzt.
Der Hauptausbau erfolgte im Rahmen des
Westwalles mit besonderer Beschleunigung seit
dem Mai 1938 unter Einsatz von Festungspioniertruppen
, Organisation Todt und Arbeitsdienstabteilungen
. Damals entstanden Panzerwerke am
Rhein (u.a. P3891) und zahlreiche Schartenstände
am Strom, im Rheinvorland und am Rande des
Hochgestades, sogar in unmittelbarer Nähe von
Wohngebäuden.
Am 8. Juli wurden bei Neuenburg Kompanieführer
, Unteroffiziere und eine Kompanie des
M.G. - Btl. 4 in die D - Stände (= M.G. - Doppel-
schartenstände mit 1 Kampfraum, Besatzung:
1 Unteroffizier, 4 Mann, Stärke des Betons nur
0,30 m) eingewiesen.
Landwehr-Kompanien, die später auch in die
Stellungen eingewiesen wurden, unterstanden
dem Ausbildungsleiter, Oberst (E) Rittweger in
Müllheim.
Während der Sudetenkrise fanden im August
und September Besetzungsübungen in den Bunkern
um Neuenburg statt mit Beteiligung des
M.G. - Btl. 4, von Landwehrtruppen und RAD-
Abteilungen. Die Munitions- und Lebensmitteleinlagerurig
wurde weitergeführt, und die Besatzungen
wurden an den Geräten eingewiesen.
Im Januar 1939 wurden die Stände 6, 94, 95,
101 und 102 übernommen, am 13. März der
Stand 38.
Am 12. Oktober sprengten die Franzosen die
Neuenburger Eisenbahnbrücke. Von Juli 1940 an
überschritten heimkehrende Truppen auf der von
Pionieren errichteten sog. „Schwabenbrücke" den
Rhein.
Am 22. April 1945 wurde die zerstörte Stadt
den von Norden her kommenden französischen
Panzerverbänden übergeben.
Alle Befestigungswerke wurden nach dem
zweiten Weltkrieg gesprengt. Im Zuge des Autobahnbaues
Märkt-Neuenburg und der Zubringerstraßen
verschwanden glücklicherweise einige
Bunkertrümmer.
Auch ins Ferne, Ungewisse
darf die Seele liebend planen:
Wenn des Geistes feinstes Band zerrisse,
ach, was ließe sich noch ahnen?
Hörte man noch eines Engels Mahnen?
Hedwig Salm
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