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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-06/0013
Tag erfolgte der erneute Auszugsbefehl — gegen
den man sich, nach den gemachten Erfahrungen
— erfolglos zur Wehr setzte. Erst einige Wochen
später zeigte sich, daß auch diese Anordnung eine
Fehlleitung gewesen war. So rollte denn der
Transportzug — angeblich aus strategischen
Gründen — über Offenburg, Singen, bodensee-
wärts. Beim Räumen des Zuges in Radolfzell erfuhr
man von der Unmöglichkeit des Heimes in
R. uns aufzunehmen. Nachdem das Gepäck mit
Hilfe von Taschenlampen aus dem Gepäckwagen
herausgefischt war, wurden die Wagen nach
Konstanz weitergeführt. Obwohl in Radolfzell
dringend gebeten worden war, den Transport
vorsorglich in Konstanz für eine Unterkunft vor-
zumelden, war bei der Ankunft in Konstanz keinerlei
Vorsorge getroffen. Schließlich nahm das
Städt. Krankenhaus die müden Wanderer teilweise
in Betten, auf Liegestühlen und Bänken
für eine Nacht auf; auch ein Morgentrank wurde
verabreicht. Die Mittagsverpflegung übernahm
die NSV im glücklicherweise sonnigen Krankenhauspark
. Als die Eintopfspeisen herangeführt
und verteilt wurden, meinte ein gebrechliches
Auggener Ehepaar, sich wehmütig an die zurückgelassenen
Vorräte
und die vollen Wein-
fäßli daheim erinnernd
: „Uns w ä r
Dütschland groß
gnueg gsi!"

Nach Vorstellungen
und Bemühen
beim Landrat in Konstanz
wurde das Marienheim
für die vorläufige
Aufnahme
bestimmt, wo jedoch
außer einem betischten
Saal mit Theaterbühne
nur einige
wenige Betten für
die Gebrechlichsten
zur Verfügung standen
. Nach Verhandlungen
und Bitten
an verschiedene Stellen
und Baufirmen
stellten letztere die
nötige Anzahl Ausziehbettstellen
mit
Strohsäcken zur Verfügung
. Gegen Abend
kehrten die Heimat-
verlorenen in das
noch im Entstehen
begriffene „Hotel"
ein. Es läßt sich nicht
verwundern, wenn
bei dessen Betrachten
der ordnungsgewöhnte
Großvater
St. seine goldene Uhr
herauszog und empört
bemerkte: „Was
ist denn das für eine

Ordnung? Jetzt ist's sieben Uhr und. noch keine
Betten gemacht..., ich meine, wir gehen in ein
anderes Hotel!"

Von Konstanz aus wurden in mehreren Kleintransporten
Kleidung, Bettzeug für Insassen und
Personal aus dem Niemandsland herbeigeschafft.
Einige Möbelstücke, sowie die wertvolle Gemäldesammlung
wurde unter Regie des Freiburger
Kunstsachverständigen Dir. Hübner in Sicherheit
gebracht.

Nach zweiwöchigem Aufenthalt trifft ein Telegramm
vom Landeshauptmann in Salzburg ein:
Erkläre Bereitschaft zur Übernahme Ihrer Insassen
in Salzburg, Küchel, Colling und Werfen —
erbitte telegrafische Zustimmung. Durch fernmündliche
Anfrage bei der zuständigen Behörde
des Heimatkreises war zu erfahren, daß dortseits
von einer solchen Aufnahmeanfrage nichts bekannt
sei. — Der Gesundheitszustand der Heiminsassen
, für eine derartig strapaziöse Reise be-
wog zu einem negativen Entscheid.

Bald darnach forderte die Kreisstelle Konstanz
die Flüchtlinge zum Verlassen des Kreisgebietes
, also zum weiteren Rückwärtstransport

Das Altersheim Schloß Rheinweiler, bis zum Jahre 1928 Sitz der Freiherren von Rotberg.
Der Uradel von Rotberg stammt von der heute als Ruine stehenden Burg Rotberg im
Birsigtal bei Basel. Urkundlich zuerst genannt werden im Jahre 1197 Hugo von Rotberg
von Ratolddorf, Ritter und Conradus, abbas de Lucelle. In der Schlacht bei Sempach 1386
fielen die Ritter Wernher, Kunzmann und Wilhelm von Rotberg. Seit der Zerstörung der
Stammburg durch das Basler Erdbeben von 1356 erscheinen die von Rotberg in hohen
Stellungen des Hochstifts Basel, bei welchem sie das Erbküchenmeisteramt bekleideten.
Arnold von Rotberg war 1451 bis 1458 Bischof von Basel; er ist im Basler Münster beigesetzt
. Im Jahre 1417 wurden die freien Reichsdörfer Bamlach und Rheinweiler erworben
. Nach dem Verkauf ihrer Güter in der Landschaft Basel siedelten die von Rotberg
1519 auf ihre neuen Sitze im heutigen Markgräflerland über, wo sie als reichsunmittelbare
Edelleute walteten, bis der Breisgauer Adel durch die vorderösterreichische Regierung
landsässig gemacht wurde. BZ-Ardrfv

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