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Material und Technik
sind das altüberlieferte
Erbe primitiver Bauerntöpferei
. Gewöhnlicher,
normal rotbrennender
Töpferton wird aus freier
Hand auf der Töpferscheibe
geformt, die fertige
Form mit einem
gefärbten Tonschlamm
(Engobe) übergössen, und
auf diesen farbigen
Grund die Verzierung
mit der Gießbüchse aufgetragen
. „Die Frische
der Farbe und der Reiz
handwerklicher Urwüchsigkeit
verleiht diesen
Arbeiten ihr bescheidenes
Maß künstlerischer
Schönheit. Aber die
künstlerischen Vorteile,
die in der einfachen
Technik liegen, sind damit
noch lange nicht ausgebeutet
. Das war es, was
Läugers Interesse angezogen
hat", schrieb Karl
Widmer in der von Albert
Geiger herausgegebenen
Reihe „Baden. Seine
Kunst und Kultur"
Jahrbuch 1907 Keramik.
Läugers erste Arbeiten
in Kandern, die ersten
Versuche seiner „Feuerkunst
" um 1900, noch in
der alten traditionsgebundenen
Engobetechnik,
sind Gefäße, Wandflächen mit Pflanzenornamenten
, die damals im Jugendstil revolutionär wirkten
. Wir haben aus dieser Zeit hier Ofenkacheln
und Vasen. Läuger suchte immer neue Glasuren,
da sie ja nach seinen Worten die Melodie der
Keramik erhöhen. Eine große Läuger-Ausstellung
im Herbst in Köln wird zeigen, was Läuger
bedeutete und noch immer bedeutet. Für Kandern
jedenfalls war Läugers Tätigkeit hier lange
Zeit ein Höhepunkt.
Das alles war nötig vorauszuschicken, um einmal
zu zeigen, weshalb Richard Bampi sich
gerade in Kandern niederließ. Aber auch um
klarzulegen, daß er dort weitermachen mußte,
wo Läuger aufgehört hatte; daß er einen Weg
gehen mußte, der aus äußeren und inneren Gründen
nicht geradlinig verlaufen konnte. Der äußere
Grund war die Zeit des zweiten Weltkrieges mit
allem vorher und nachher, wo der Zwang zur
Gebrauchskeramik zwar die künstlerische Tätigkeit
zurückdrängte, aber dafür den Ausbau des
Betriebes, vor allem der Öfen, förderte. Zugleich
wurde ein Laboratorium eingerichtet. 1957
schrieb Siegfried Bröse in Heft 1/1957 der Zeitschrift
„Werkkunst", einer Sondernunmmer für
den Keramiker Richard Bampi, daß er, „einer
der bekanntesten lebenden Keramiker, eine Werkstätte
errichtet habe, die heute, nach mancherlei
Aus- und Umbauten mit einem Laboratorium
sicher eine der schönsten in Deutschland ist".
Aus dem Lebenslauf sei kurz angeführt, daß
Bampi das Gymnasium in Lörrach und dann das
in Karlsruhe besuchte, wo er sein Abitur machte.
Im ersten Weltkrieg vor Verdun verwundet, ging
er später nach München, um Architekturstudien
zu treiben und Bildhauer zu werden. Dann war
er in Weimar unter Gropius am Staatlichen Bauhaus
, später in Florenz, Wien und wieder in
Brasilien fand er zur Keramik.
Seit 1927 stellte er in Kandern in eigener
Werkstatt zuerst Mayolika her. Immer höher
wurden die Brenntemperaturen; 1942 brannte er
erstmals echtes Steinzeug mit Feldspatglasuren
bei 1200 Grad. Da sich hierzu der Kandemer Ton
nicht gut eignete, bezog er Tone vom Main, aus
Sachsen und dem Westerwald. Nun begann die
Zeit der Versuche, Formen und Glasuren weiter
zu entwickeln. Seit 1945 kamen die eigenwilligen
Formen „Ei", „Fruchtform" oder „Elefantenrüssel
" und andere; es entstanden neue, schwere
Glasuren. Erich Köllmann stellt in „Keramos"
Heft 4/1959 fest: „Heute ist Bampi einer der
größten Meister des Steinzeugs. Fast zu jeder
Messe bringt er neue farbige Glasuren, die
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