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Wackernagel schreibt einmal, daß Bischof Burkhard
von Basel in lebendiger Weise zeige, wie
die Anhänger des Kaisers tätig sind, wie sie
kämpfen, wie sie bald triumphieren, bald leiden.
Unaufhörlich ist er am Kaiserhof in nächster
Nähe Heinrichs IV. zu treffen. Im Jahre 1076
gehört er zu den in Worms versammelten Bischöfen
, die den Hildebrand, der sich als Papst Gregor
VII. nennt, seines Papsttums verlustig erklären
; Burkhard bringt diese Erklärung nach
Italien. 1077 ist er mit Heinrich in Canossa. Er
nimmt teil am sächsischen Feldzug gegen den
Gegenkönig Rudolf 1080, er nimmt teil am Einzug
Heinrichs in Rom 1084. Wiederholt hat ihn.
der Kaiser ausgezeichnet. Wiederholt trägt er
den Bann des Papstes. Der Kampf gegen den
Gegenkönig Rudolf war für ihn zugleich ein
Kampf gegen einen in seiner Heimat übermächtigen
Herrn und auch ein Kampf gegen die
drohende Umklammerung seines Bistums.
Dieser Graf von Rheinfelden — Rudolf, Herzog
von Alemannien wird er nachher genannt —
hat das Herzogtum Schwaben von seiner Schwiegermutter
, der Mutter Heinrichs IV., erhalten
und wird zum Gegenkönig gegen Heinrich IV.
gewählt. An seiner Seite steht Berthold aus dem
Geschlecht, das sich später die Zähringer nennt.
Dem Titel nach sind diese Herren Herzoge von
Kärnten; Agnes, die Mutter Heinrichs IV., hat
ihnen Kärnten gegeben; in der Tat beherrschen
sie weite Teile des Schwarzwaldes. Als Herzog
Berthold starb (er endete im Irrsinn, weil er die
brennenden Dörfer und die Leiden seiner Bauern
in den langjährigen Kämpfen zwischen den
Anhängern Heinrichs IV. und denen des Papstes
Gregor VII. nicht mehr ertrug), kamen seine
Söhne und führten den Kampf weiter, Berthold,
als Herzog von Schwaben, sein Bruder Gebhard
als Bischof von Konstanz. Berthold wurde von
der Fürstenpartei zum Herzog von Schwaben
erhoben gegen Friedrich von Staufen, den Heinrich
IV. eingesetzt hatte, und der auch die Würde
behielt. Berthold nennt sich dann Herzog von
Zähringen.
Halten wir nochmals fest: Bischof Burkhard
hatte einen Bruder Cono, der Bischof von Lausanne
war. Ein weiterer Bruder war Mangold
von Fenis, der zweimal in den St. Alban-Urkunden
erscheint. Alle drei Brüder müssen richtig
„von Fenis" heißen, denn ihr Vater war Ulrich
von Fenis, und dessen Vater Seliger ist 1009 und
1032 genannt. 1032 brachte er dem Kaiser die
burgundische Krone nach dem Tode König Rudolfs
III. von Burgund. Zu den Besitzungen dieser
Familie gehörte im 11. Jahrhundert Gren-
chen, im 12. Jahrhundert aber einem offenbar
verwandten Geschlecht, das sich von Grenchen
nannte. Heyck stellt fest, daß 1131 bei der Stiftung
eines Klosters in Burgund die auch bei den
Zähringern öfters erscheinenden Herren von
Grenchen anwesend sind. 1175 ist auf einer Versammlung
der Großen Burgunds ein Hesso von
Grenchen. 1181 sind in Solothurn anwesend die
Edlen Burchard von Usenberg und Hesso von
Grenchen. Es sind dieselben Herren, die 1113
dem Kloster St. Blasien Besitzungen im hinteren
Wiesental schenken durch Seliger von Granichun
und Holistein, wie säe in den Urkunden genannt
werden. Sie stammen also aus Grenchen und
führen den Namen Seliger. Aber auch dieses
Geschlecht verschwindet wieder, und an seine
Stelle treten in unserer Gegend die ihnen benachbarten
Herren von Kienberg bei Ölten. Ob sie
verwandt sind? 1260 verkaufte Otto von Kienberg
seine Besitzungen bei Schönau an St. Blasien.
Anscheinend hatten diese Herren aber noch an
anderen Orten bei uns Besitzungen, denn es
heißt ausdrücklich, daß die Leute im Bezirk um
Schopfheim und die im Sausenhard nicht in den
Verkauf eingeschlossen waren.
Theodor Mayer weist darauf hin, daß Adelige
sich durch Rodung Herrschaften erworben haben,
bevor die Schwarzwaldklöster gegründet wurden.
Diese Adeligen übergaben oder tauschten oder
verkauften ihren Besitz in großem Umfang den
Klöstern. Außer dem schon genannten Seliger
von Grenchen finden wir im hinteren Wiesental
einen Werinher von Waldeck, einen Eberhard
von Eistatt und einen Adilgoz von Werra und
Wildenstein. Es wird in den Urkunden ausdrücklich
hervorgehoben, daß die Besitzungen dieser
vier Herren nicht voneinander abgetrennt waren.
Die Herren von Waldeck hatten Burgen in
Tegernau und Raich; Tegernau aber war bis 1164
Pfarrkirche und Taufkirche bis hin nach Schönau.
So wie die Weltgeistlichen auf dem Tag von Liel
gegen das Vordringen der Mönche von Bürgeln
aus Einspruch erhoben, so die von Tegernau
gegen die Mönche, die in Schönau die Pfarrechte
übernahmen und damit ihre Einkünfte schmälerten
. In dem Verzeichnis der Besitzungen der
Familie von Waldeck werden vierzehn Orte
genannt, in denen jetzt St. Blasien diesen Besitz
übernimmt; sie erstrecken sich von Tegernau
Raich, Bürchau, Gresgen durch das Wiesental bis
Welmlingen, Blansingen, Efringen und Hügelheim
. Woher diese Familie stammt, ist nicht
bekannt. Dagegen nimmt man an, daß die Herren
von Usenberg von einem Grafen Hesso abstammen
, dessen Heimat in der Gegend von Schaffhausen
war. Ein Enkel von ihm war Graf im
Klettgau; ein anderer ist Hesso von Blansingen.
Eine zweite Linie begründete das Geschlecht am
Kaiserstuhl und in seiner Umgebung, von denen
Heyck um 1100 folgende Brüder verzeichnet:
Erlewin von Nimburg, 1087 Vogt von St. Ulrich
und Sölden; Dietrich von -Emmendingen (oder
Hachberg); Hesso de Eichstatt 1111, der Begründer
der Linie Usenberg und Eberhard von Eichstetten
mit Besitz in Schönau.
Nehmen wir dazu, daß die Herren von Warth,
die Weitenau an St. Blasien gaben, aus Neften-
bach (nördlich von Winterthur) kamen, daß
Wemher von Kaltenbach dem Kloster St. Alban
in Basel bei der Gründung Landbesitz schenkte
an zwei nicht genau bestimmbaren Orten, von
denen einer Luuingen oder Luvingen heißt, dann
wären wir wieder in der Nähe von Winterthur.
Alle diese Zusammenhänge sind urkundlich
nur in Andeutungen aufzufinden; der Name
erscheint als Unterschrift bei irgend welchen
bedeutenden Vorgängen, und aus der Reihenfolge
der Namen, aus dem Zusammenhang mit andern
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