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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-07/0013
Frau, durch die ihren
Bildern innewohnende
, unnachahmliche Weiblichkeit
' "'). Der Herausgeber
eines Teiles
ihrer Briefe schrieb
1921 im Vorwort zu
seiner Ausgabe: „Von
der Zeit, deren Mode
sie künstlerisch mitmachte
, die sie gefeiert
und emporgehoben, vom

sterbenden Rokoko,
wurde sie auch begraben
. Aber die besten
.Werke, ihre Porträts,
bleiben am Leben, weil
sie wahr, frisch und
natürlich sind. Mag man
ihr das Recht einräumen
, die Antike auf
ihre Weise zu empfinden
und darzustellen
und viele ihrer historischen
und mythologischen
Gemälde, Stiche
und Radierungen damit
retten, immerhin aber
sehen wir heute darin
keine Werke von bleibendem
Werte" l). Diesem
im großen und
ganzen recht treffenden
Urteil über Angelika
Kauffmann schließt sich
aus jüngerer Zeit ein
anderer ö^eireichischer

Kunsthistoriker an,
wenn er schreibt: „Die
weiche Klarheit ihrer
Komposition, die mangelnde
Charakteristik
im Porträt, die träumerische
Stimmungsseligkeit
der Historien zeigen
sie als eine echte
Frau ihrer Zeit, ,rührbar
jedem Zauberschlag der Kunst'", und an
anderer Stelle: „Mehr durch den Zauber ihres
unschuldigen Wesens, wodurch sie den ,Besten
ihrer Zeit genuggetan', denn als bewegender
Geist lebt sie im Angedenken des gebildeten
Europas fort"3).

So heute! Aber noch vor anderthalb Jahrhunderten
war sie die berühmteste Malerin ihrer
Zeit. Die ganze damalige gelehrte Welt, Dichter
und Fürsten verehrten sie und überhäuften sie
mit Aufträgen. Diese Malerin, deren Erscheinung
und Werk einen Schriftsteller zu dem Ausspruch
„the whole world is angelicamad" veranlaßte,
wurde gefeiert wie selten eine Frau vor, neben
und nach ihr. Wir erinnern an die Namen
Hackert, Geßner, Friedrich Leopold von Stolberg
, Mengs, Winckelmann, Klopstock, Wieland,
Herder und Goethe — sie alle bewunderten,
manchmal überschwenglich, manchmal zurückhaltender
, diese Bregenzwälder Künstlerin.

Greifen wir unter den vielen Dichtern und
Schriftstellern, die mit Angelika Kauffmann zusammengetroffen
waren, Herder und Goethe
heraus. Am 1. November 1786 war Goethe nach
Rom gekommen; mit dem Maler Tischbein wanderte
er durch die ewige Stadt, um ihre Kunstschätze
zu sehen. Vielleicht durch Tischbein hatte
er die Bekanntschaft Angelika Kauffmanns gemacht
und bald „galt es schon als hergebracht",
daß er an Sonntagen ihr Tischgast war. Gemeinsame
Fahrten nach den Museen und Palästen
der Stadt schlössen sich an. Nach einem dieser
Museumsbesuche schrieb Goethe: „Es ist sehr
angenehm (mit ihr) Gemälde zu betrachten, da
ihr Auge sehr gebildet und ihre mechanische
Kenntnis sehr groß ist. Dabei ist sie für alles
Schöne, Wahre, Zarte empfindlich und unglaublich
bescheiden". Bei einem seiner Besuche hatte

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