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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-07/0015
öffentlicht ist und noch keine die ganze Künstier-
farniiilie umfassende Monographie erschienen ist.
Und doch scheinen ihre Beziehungen zum Breisgau
und Elsaß, ja bis nach Lothringen hinein
recht vielfältiger Natur zu sein; so knüpfen sich
von Schwarzenberg Fäden nach Thionville in
Lothringen, die allerdings bald wieder abreißen.
In einem aus Rom am 19. Dezember 1789 an
einen Verwandten gerichteten Brief schreibt die
Künstlerin: „Ohnelengst erhielte ich briefe aus
Thionvil die mir traurige nachricht geben, — es
hat dem almächtigen gefallen meinen guten
vetter Antoni.. zu sich zu rufen". In Thionville
lebte ein Onkel der Malerin, „Vetter Antoni".
Er war selbst Maler und hatte in seine jungen
Jahren, wie Angelika Kauffmann in ihrem Testament
bemerkt, „einige Neigung zur Mahlerey" 10).
„Er verließ aber sehr geschwind sein Vaterland
und alle seine Verwandten, ohne ihnen jemals
von sich oder seinem Dasein Nachricht zu geben".
Ein anderer Bruder ihres Vaters namens Simon
Kauffmann war ebenfalls schon in seiner Jugend
ins Elsaß ausgewandert, „wo er ansässig wurde
und nun schon seit vielen Jahren alldort verstorben
ist""). Die Künstlerin schreibt dann
weiter in ihrem 1803 verfaßten Testament, „daß
von seinen Kindern niemand mehr am Leben
seye". Ein weiterer angeblicher Verwandter der
Künstlerin, der Kupferschmied Joseph Kauffmann
, wurde 1756 in Staufen im Breisgau wegen
Unterschlagungen hingerichtet").

Iii.

Es erscheint uns heute fast unmöglich, all die
wechselseitigen Beziehungen zwischen Vorarlberg
und den anderen Gliedern der österreichischen
„Vorderen Lande" näher aufzudecken; mit dem
Verlassen der Heimat brach für die meisten dieser
jungen, aus den Bergtälern Vorarlbergs in
das Elsaß und den Breisgau gekommenen Bauern-
und Handwerkersöhne oft jeglicher Kontakt mit
ihren Verwandten in der Heimat. Nur die Familiennamen
zeigen ihre Herkunft an.

Aus Vorarlberg stammten die Vorfahren des
am 6. Januar 1856 in Barr im Elsaß geborenen
Malers und späteren Professors an der Münchener
Akademie der Künste, Martin Feuerstein.
Sein Vater, Johann Martin Feuerstein, war selbst
Bildhauer gewesen, in seiner Werkstatt hatte
Martin Feuerstein das Bildhauerhandwerk gelernt
, um sich dann allerdings bald darnach ab
1874 in München der Malerei zuzuwenden13).
Enge Beziehungen zum Elsaß lassen sich auch
bei einigen Mitgliedern der Künstlerfamilie
Muxel aus Bezau, der Heimat der Baumeisterfamilie
der Thumb, aufweisen. Ein Stiefsohn des
Bezauer Holzschnitzers Josef Anton Muxel (geb.
1749)"), Joseph Feuerstein (geb. 1769), knüpft
enge geschäftliche Beziehungen zu Straßburg.
Seine Eltern15) stammten aus Schwarzenberg,
dort war er auch bei seinen Großeltern aufgewachsen
. Sein Stiefvater Joseph Anton Muxel
unterwies ihn in Bezau im Schnitzen und im
Schreinerhandwerk. Später trat er in das Geschäft
seines Schwiegervaters, des gleichnamigen
Johann Feuerstein ein und kam auf seinen Geschäftsreisen
oft nach Straßburg. 1816 starb er in
Bezau, wo er nach den ersten fehlgeschlagenen
Versuchen in Straßburg eine Tabakfabrik gründete
. Straßburg mochte ihm aus den Erzählungen
des Bruders seines Stiefvaters, des 1812 in München
gestorbenen Bildhauers Franz Josef Muxel
(geb. 1745 in Bezau) vertraut sein. Auf seiner
Wanderschaft hatte sich auch dieser Bildhauer
einige Zeit im Elsaß aufgehalten1*).

Auffallend ist der sehr hohe Anteil von
Malern, Bildhauern und Büdschnitzern unter den
aus Vorarlberg Eingewanderten, die im Gegensatz
zu ihren berühmten, meist aus den selben
Gemeinden gekommenen Landsleuten, den
Barockbaumeistern Thumb, Beer usw., im Breisgau
und im Elsaß ansässig wurden. Das Elsaß
scheint den größeren Teil der Einwanderer aufgenommen
zu haben. Weisen wir noch darauf
hin, daß auch die Familiengeschichte der aus
Ehrenstetten (bei Staufen) stammenden Malerfamilie
Dorner enge verwandtschaftliche Bande
zu Vorarlberg aufweist. Der Vater der beiden
Maler Johann Jakob Dorner (der Ältere) und
Joseph Dorner, der Wagnermeister Dorner aus
Ehrenstetten, scheint selbst aus Vorarlberg eingewandert
zu sein.

Abgesehen von den Arbeiten von Professor
Dr. Friedrich Metz"), dem Leiter des Alemannischen
Instituts, liegen bis heute leider keine
Arbeiten vor, die eine umfassende Darstellung
der vorarlbergischen Einwanderung in die Oberrheinlande
zum Gegenstand ihrer Untersuchungen
haben. Es wäre eine dringende Erfordernis,
diese Versäumnisse nachzuholen.

Anmerkungen:

1. Eduard Engels, Angelica Kauffmann, Bielefeld und
Leipzig, 1903, S. 173 f.

2. Wilhelm Wolf, Ungedruckte Briefe der Angelika
Kauffmann, tn: Veröffentlichungen des Vereines für
christliche Kunst und Wissenschaft in Vorarlberg,
X. Heft, S. 54—74. Siehe ebenda S. 56.

3. Heinrich Waschgier, Kunstgeschichte Vorarlbergs
(= Heimatkunde von Vorarlberg, Heft 9), 1930, S.117f.

4. Richard Muther, Geschichte der Malerei, 3. Auflage,
Bd. III, S. 114 ff.

5. Jacob Burckhardt in einem Brief vom 30. Mai 1877
an Friedrich von Preen.

6. Michael starb 1785 in Schwarzenberg. Jodok hatte
zwei Söhne, Kasimir und Johann. Letzterer übersiedelte
1792 zu Angelika nach Rom. Ein weiterer
Sohn Jodoks (wohl aus zweiter Ehe) war Josef Anton
Kauffmann, der mehrmals bei Angelika weilte. —
Landesoberarchivrat Dr. Tiefenthalter vom Vorarlberger
Landesarchiv in Bregenz teilte uns ergänzend
mit: „Von den Brüdern des Vaters der Malerin Angelika
Kauffmann hatte laut Stammbaum von 1839 im
Vorarlberger Landesarchiv Jodok (geb. 1713) aus zweiter
Ehe mit Elisabeth Metzler einen am 12. 8. 1775
geborenen Sohn Jodok Alois, der zirka 36jährig angeblich
ohne Deszendenz in Straßburg starb".

7. Höh. Waschgier, Kunstgeschichte Vorarlbergs, S. 118.

8. (Thieme-Becker) Allgemeines Lexikon der bildenden
Künstler, S. 12.

9. Siehe Anmerkung 2. Ein weiterer Brief wurde von
Viktor Kleiner in den Forschungen und Mitteilungen
zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs, 1904, S. 314 ff.
mitgeteilt. Wilhelm Schräm (Die Malerin Angelica
Kauffmann, 1890) hat ebenfalls einige Briefe Angelika
Kauffmanns, so etwa ihren Briefwechsel mit Klop-
stock, veröffentlicht.

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