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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-07/0018
daß aus dem Denker und Dichter über Nacht kein Bauer
werden konnte. Sie warnte ihn, er möge nach den vielen
Leidensstationen seines Lebens sich nicht noch einen
Kalvarienberg aufrichten. Und doch sprach sie ihm wieder
Mut zu, als er das Werk begonnen. Hatte der Sohn
ihr doch geantwortet: „Drei Dinge will ich erleben: Einen
Fleck der mutterlichen Erde aul das menschensinnig
schönst zu bebauen, ein vollendetes geistiges Kunstwerk
schaffen, stark, tief und schön, und dann dem Auge der
Frau begegnen, die beides versteht und beides liebt und
ehrt, sich in mir sieht und darum in Notwendigkeit die
meine ist". Mit diesem Ziel und dem Wunsche, der
Mutter die Sorge des Alters zu nehmen, hat er den
Spaten ergriffen und sein Feld bestellt. Sandgruben und
Lehmbrüche angelegt, sich mit Erfindungen abgequält,
die zu spät kamen oder von anderen ausgenutzt wurden.
Für die Mutter war keiner je so arm wie ihr Sohn. Sie
mußte Friedrich Hebbel lieben, den Maurersohn aus
Wesselburen, weil er kämpfte und litt wie ihr Kind.

Vieles vom Sohn, den sie immer tiefer begriff, ging
auf das Wesen der Mutter über. Wie beglückt war sie,
als Männer wie Anton Fendrich sich für den Sohn einsetzten
, als nach dem Heimgang EmilGötts HansThoma,
Emil Strauß, Heinrich Vierordt, Max Bittrich, Hans Heinrich
Ehrler, W. E. öftering ihrer freundlich gedachten.

Maria Ursula Gött war ihr Leben lang die sich aufopfernde
Mutter eines großen Idealisten, des bedeutendsten
badischen Dramatikers, des Dichters und Denkers
Emil Gött.

Lina Ritter:

2üemanruTdje ffatfu'ö

Ebb me acht cha
au in dr Mutersproch
viel sage in weni Wort?

Die siebzehnsilbigen, dreizeiligen Gedichte, in Japan Haiku genannt, gehören dort zu den Lieb-
lingskdndern der Muse. Man verlangt sogar von den großen und anerkannten Dichtern, sie sollen
noch auf dem Sterbebett ein solches übellenseelchen auffliegen lassen.

1. Winsen dr nitt. 's isch d'Zitt verto.
Schaff uff dim Platz.
Das allei isch wichtig.

11. Ass e Frind eim untreu wird
tuet mehr weh,
ass wenn'r vo eim ewägstirbt.

2. Ass dr Verstand un 's Gmiet
an e i m Strang ziehn,
das will mankmol nit batte.

3. Unruehig bisch? Worum?
Los in di iene,
dert heersch d' reini Wohret.

4. Mahke sait ständig:
me mueß guet si!
Dätt er's doch si anstatt sage!

5. Mit Geduld

chasch viel erreiche.
Meh no mit Gottverträue.

6. 's isch sicher allewil besser,
me packt gli zue,
un wartet nit lang uff Hilf.

7. Wie schnell vergeh'n doch die Tag!
Uff was wartsch?
Natirlig uff e Wunder!

8. Unser Herr hett' is glehrt,
z'bette fir 's hittige Brot,
nit fir das morn.

9. Gib jo nit no!

Pack dr Stier bi de Heerner,
drno frait sich di Engel!

10. Jetz stoht scho in Gärte im Rain
alles im Bluest —
im i c h blos Triebsaal--?

12. Hüse un spare

isch gwiß kei Sind —

aber wird jo kei Gizchrage!

13. Wenn ebbis nit glingt,
so wie ich's gern hätf,
bi ich dra schuld, ich allei.

14. Nit z'ruckluege!

Mitts drdur vorwärts!!

Das isch dr Afang vo Gscheitheit.

15. Nit jede Some

trait scho im erste Johr Frucht.
Muesch halt Geduld ha!

16. Sag's friehi gnue den Engel,
wenn de verreise muesch.
Drno sin sie parat.

17. D' Baim sin dr Wohret ganz noch.
Sie bliebe

grad so lang bludd wie akleid.

18. D' kleine Lydd

hett Gott erschaffe,

d' großi Bengel wachse im Wald.

19. Wenn eine nit guet isch
mit ander Litt,

an dem isch gwiß nitt Aparts!

20. Dü bisch e Held!
Vo dir gehn miseel
drizeh e halb uff e Dutzed!

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