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sich sinnvoll der Gesamtkomposition ein, bei der
es keine Zufälligkeiten gibt. Abweisend droht,
linker Hand ein turmartiges, fensterloses Gebilde.
Treten wir hinter die Kirche, verstärkt sich der
Eindruck eines Festungsbaues noch dadurch, daß
die Wasserspeier wie Kanonenrohre aus dem
Dach vorspringen. Statt jedoch Tod zu versenden,
speisen sie eine Zisterne, die an eine Panzersperre
gemahnt, mit dem hier oben besonders
kostbaren, lebenspendenden Wasser.
Von der Rückseite aus gesehen offenbaren die
seltsamen Türen ihr Geheimnis: Sie zeigen große
Fenster, die das Licht des Himmels einsaugen,
um es durch Schächte auf die Altäre im Kirchen-
innern strömen zu lassen: ein Effekt, der an die
Lichtführung in den Katakomben denken läßt.
Le Corbusier hat es absichtlich vermieden, den
als Baustoff gewählten Beton irgendwie zu verkleiden
. Das Material sollte aus sich heraus wirken
. So sind die verschieden großen Fenster, aus
denen farbiges Licht in den Raum fließt, der
einzige Schmuck der sonst kahlen Wände. Diese
Fenster sind meist mit christlichen Symbolen
geschmückt und tragen Inschriften, die von ungelenken
Kinderhänden in das Glas eingeritzt sein
Paul Stintzi, Mülhausen:
Was nennt man eigentlich das „Territoire de
de Beifort", das an den französischen Automobilen
die Kennziffer 90 trägt? Es gibt bekanntlich
89 Departements, das Territoire gilt also nicht
als solches.
Das Territorium von Beifort ist jener Teil
des Departements du Haut-Rhin (Oberelsaß), der
1871 nicht an Deutschland kam, sondern französisch
blieb. Bei der Grenzziehung folgte man
meistens der Wasserscheide; so bildet zum Beispiel
die Suarcine die Grenze, weil sie in das
Einzugsgebiet des Doubs gehört. Das ist auch der
Fall für den St. Nicolasbach bei Alt - Münsterol.
Der französisch gebliebene Teil wurde nun kein
Departement, wurde auch nicht zum benachbarten
Departement du Doubs geschlagen, sondern
bildet bis auf den heutigen Tag das Territoire
de Beifort mit einem Prefet (Präfekten) an der
Spitze. Wollte man vielleicht dadurch immer wieder
die Erinnerung an den Verlust des Haut-
Rhin wachrufen? Auch nach 1918 wurde das
Territorium dem Haut-Rhin nicht wieder angeschlossen
; vielleicht hat hierbei die Gesetzgebung
im Oberelsaß, grundverschieden von jener
im Territoire, mitgespielt. Man denke zum
Beispiel an das im Elsaß weiterbestandene Konkordat
Napoleons, das 1871 von der deutschen
Regierung anerkannt wurde, das aber zu Beginn
unseres Jahrhunderts in Frankreich abgeschafft
worden war. Beifort ist nach wie vor Sitz eines
Prefet, dem ein Conseü general (Generalrat),
bestehend aus Mitgliedern jedes Arondissement
(Kreis), zur Seite steht.
Der kürzlich verstorbene Historiker Jules
Joachim, gebürtig aus Delle, hat das Territorium
treffend also gekennzeichnet: nie gab es ein
könnten. Sie wenden sich damit bewußt an den
einfachen Beter aus dem Volke. Völlig schmucklos
ist die Decke, die nicht unmittelbar mit dem
Mauerwerk verbunden ist, sondern durch kleine
Aufleger abgestützt wird. Dadurch entsteht ein
schmales Lichtband, das den kahlen Beton belebt.
Die Altarwand, vor der die altchristlich
schlichte Mensa steht, zeigt als einzigen Schmuck
kleine Mauerdurchbrüche, Lichtpunkten gleichend
, die, zu einer Art Sternbild geordnet, das
einzige größere Fenster in diesem Räume umgeben
. Dieses birgt das alte, seit Jahrhunderten
verehrte Gnadenbild, das nicht nur in das Innere
der Kirche blickt, sondern auch nach außen gedreht
, und so von den Pilgern, die im Kirchen-
innern keinen Platz mehr finden, gesehen werden
kann. Dann blickt die Gnadenmutter über
die Häupter der Beter hinaus in das weite zu
ihren Füßen hingebreitete Land. So bewahrheitet
es sich, was der Erzbischof von Besancon bei der
Einweihung der Kirche am 25. Juni 1955 sagte:
„Dieser Wolkenkratzer Mariens, der das Land
beherrschen wird, ist ein Akt der Hoffnung, eine
Gebärde des Mutes, ein Zeichen der Kühnheit
und eine Probe der Meisterschaft".
„Pays de Beifort", wie beispielsweise ein „Pays
de Porrentruy", oder „de Montbeliard", die beide
je einen kleinen Staat bildeten. In Porrentruy
(Pruntrut) und Montbeliard (Mömpelgard) gab es
Hofhaltungen, Fürstensitze, politische und kulturelle
Mittelpunkte einer Landschaft. Beifort
hingegen, so sagt Joachim, war das nie. Das Bel-
forter Schloß war nie Residenz wie jenes von
Pruntrut oder Mömpelgard, es war nur' eine
Feste und eine Kaserne. Deren Herren saßen
je nach der Epoche in Innsbruck, Wien, Paris,
Monaco; ihre Verwaltungsbeamten wohnten in
Ensisheim oder in Straßburg. Das ist der Unterschied
zwischen dem Territorium von Beifort und
den Herrschaftsgebieten von Pruntrut und Mömpelgard
. Andre Gibert hat in seinem ausgezeichneten
Werk „La Porte de Bourgogne et d'Alsace"
diese Belforter Landschaft als ein Durchgangsland
im Grenzgebiet definiert, geographisch gebildet
aus dem Sundgau, den Vogesen, der Gegend
am Doubs.
Die Landschaft
Wenn man von Sept im oberen Largtal hinüberfährt
nach Delle, dem mittelalterlichen
Tattenriet, hat man wohl am besten den Eindruck
, daß das Territorium von Beifort geographisch
gesehen nichts anderes ist, denn die Fortsetzung
des Sundgaues. Auch hier Hügelland,
durchschnitten von einem Bach, dem Thalbach
oder der Larg ähnlich, der Cavatte und dem
Allan, der weiter oben im Pruntruterland Alle
oder Allaine heißt und bei Montbeliard in den
Doubs mündet. Auch hier Matten, abwechselnd
mit Waldstücken, zum Beispiel zwischen Flori-
mont, dem habsburgischen Blumenberg, und
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