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riker, JustLnian, oder Justus, Erzbischof von Lyon,
zu verstehen ist.
Der Vertrag von Mersen (870) entschied für
Jahrhunderte über das politische Geschick des
Territoriums, das an das Heilige Römische Reich
Deutscher Nation kam.
In der Nähe des Territoriums, dort wo der
Doubs südwärts durch den Jura sich seinen Weg
bahnte, hatte sich, wohl in den Tagen des karo-
lingischen Zerfalls, die Grafschaft Mömpelgard
gebildet, über deren Geschichte unlängst Dr.
Baumhauer in dieser Zeitschrift eingehend referierte
. Diese Grafschaft umfaßte die Belforter
Senke, also das heutige Territoire, sowie den
westlichen Teil des heutigen Sundgaus. Diese
beiden Landschaften büdeten nach einer Teilung
im Hause Mömpelgard
die Grafschaft Pfirt; nur
der westliche Teil des
Territoire blieb bei der
Grafschaft Mömpelgard.
Die politischen Grenzen
fielen ungefähr mit
jener des Bistums Basel
zusammen, öfters
wurde die Landschaft
verwüstet durch Fehden
zwischen den Pfir-
tern und den Mömpel-
gardern. 1324 kam durch
Heirat die Grafschaft
Pfirt an die Habsburger
.
Im Süden und Westen
des Territoire legten
die Pf irter und die
Habsburger zahlreiche
Burgen an. Um 1050
wurde auf beherrschendem
Kalkklotz bei Beifort
auf der „Roche"
(Felsen) eine Burg erbaut
, das mittelalterliche
Schloß Beifort, dessen Spuren in der Zitadelle
noch zu sehen sind.
Südwärts standen die Burgen von Delle
und Florimont, am Fuß der Vogesen sperrten
die Burgen Rosemont (Rosenfels) und Rouge-
mont (Rotenburg) die Wege aus dem Herzogtum
Lothringen. Uber das ganze heutige Territoire
waren Burgen verteilt, oft Wasserburgen, wie
jene von Münsterol (Montreux) am St Nicolas-
bach, von Roppe (Roppach), Angeot (Ingelsod),
Grandvillars (Granweüer), von Bourogne (Boll),
Vescemont (Wessenberg), Auxelles (Assel), Re-
chesy (Röschiis), um nur die bedeutendsten zu
nennen. Im Schutz dieser Burgen entstanden
Flecken, wie Beifort, Delle, Florimont, Rouge-
mont. Beifort hatte sich zwischen dem Burgfelsen
und der Savoureuse gebüdet. Delle an dem Allan,
der etwas oberhalb des Städtleins sein gewundenes
Juratal verläßt, und Florimont an einem
Quertälchen der ersten Jurahöhen, Rougemont
am Fuß der Vogesen, von einer Oberburg geschützt
. Beifort erhielt 1472 eine Verfassung,
nachdem es schon seit hundert Jahren sich seiner
Freiheiten erfreute und durch die letzte Gräfin
von Pfirt, Johanna, seine Pfarrkirche in eine
Stiftskirche umgewandelt worden war. Auch
Delle und Florimont waren stolz auf Vorrechte
und Freiheiten.
Unter den Habsburgern setzte sich das heutige
Territoire aus folgenden Herrschaften zusammen
: Blumenberg, Tattenriet, Beifort, Rosenfels
, Rotenburg. Ingelsod war Mittelpunkt einer
Vogtei, Münsterol und Granweüer waren bedeutende
habsburgische Lehen. Wie im Sundgau, so
waren auch hier diese Herrschaften oft verpfändet
, so an Marquard von Stein und an Peter von
Mörsberg.
Wohl das älteste Kloster des Territoriums
dürfte das in einem kleinen Vogesental gelegene,
Weihet in der Belforter Gegend
Foto: A. Scfawobthaler, ZUlisheim
völlig verschwundene Clunyazenserpriorat Saint
Nicolas - des - Bois gewesen sein, eine Gründung
des ersten Grafen von Mömpelgard - Pfirt (1093),
Mittelpunkt des St. Nikolaus - Kultes für den
Sundgau. Es war in vielen Ortschaften auch des
nahen oberen Elsaß begütert, versah auch die
Seelsorge in mehreren Pfarreien, konnte sich
aber, ebenso wenig wie die anderen Klöster in
der Burgunddschen Pforte, dem Durchgangsland,
entwickeln. 1624 kam es als Ertragsgut an die
Jesuiten von Ensisheim und deren Kolleg. 1105
stiftete eine Gräfin von Mömpelgard das Clunyazenserpriorat
Kaltenbrunnen (Froidefontaine)
das die Geschicke von St. Nicolas teüte. Das in
der Kunstgeschichte des 15. Jahrhunderts berühmt
gewordene Antoniterkloster Isenheim im
Oberelsaß gründete um 1350 das Klösterlein
Kaltental (Froideval) in einem abgeschiedenen
Talgrund bei Danjoutin. Es kannte 1444 schwere
Zeiten, erholte sich aber wieder, dank der Wohltätigkeit
Sigismunds von Österreich, Peters von
Mörsberg, des Präceptors Jean de Balme und
entwickelte sich zu einer blühenden Niederlas-
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