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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-08/0012
dann später im Breisgau auftritt. Das ist der
Gründer der Abtei Lorsch in Rheinhessen; dort
ist seine Familie begütert und noch im 9. Jahrhundert
mächtig. Ihre Heimat aber ist der
Haspengau, die Gegend von Lüttich. „Ihre Nachkommen
sind im Verlauf der Zwistigkeiten zwischen
den Enkeln Karls des Großen nach dem
Westen übergesiedelt und haben dort ihr Glück
gemacht, zuerst als Herzöge von Francien, dann
als Könige — es sind die Capetinger" (Dannen-
bauer). Diese Grafen brachten Landsleute mit,
sie erwarben Besitz und der König gab ihnen
Lehen oder Eigengut, denn an konfisziertem
Land fehlte es nicht. Ein Beispiel dafür gibt uns
jener Graf Ruthard, der im Kander- und Rheintal
für die ungeheuere Summe von 5000 Schilling
Güter an die Abtei St. Denis verkaufte. Graf
Ruthard war zur Zeit Pippins in der Ortenau
und wird als Stifter des Klosters Gengenbach
bezeichnet. Nach den Lorscher Annalen hat
Bischof Chrodegang von Metz Mönche aus der
benachbarten Abtei Gorze nach dem monasterium
Hrodharti entsandt. Wenn Graf Ruthard außer
Gengenbach auch das Kloster Schwarzach stiften
konnte und beide ausstattete, so muß er über
großen Besitz verfügt haben. Dabei ist anzunehmen
, daß dieser Besitz konfiszierte Güter
waren, die eigentlich dem Reich gehörten. Das
läßt sich daraus erschließen, daß Kaiser Heinrich
IL, als er das Bistum Bamberg gründete,
diesem Bistum die beiden Klöster Gengenbach
und Schwarzach gab.

An diesem Beispiel läßt sich ablesen, wie es
damals gehandhabt wurde. Und man wird deshalb
nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß
die Schenkungen an das spätere Reichskloster
Lorsch auf den Breisgaugrafen Cancor zurückgehen
. Lorsch wurde 763 gegründet; die ersten
Schenkungen in unserer Gegend sind aus der
Zeit des Abtes Gundeland, also zwischen 765
und 778, in 27 Orten. Alle Besitzungen des Klosters
wurden erst im 12. Jahrhundert zusammengefaßt
im Codex diplomaticus Laureshamensis,
einem Sammelband, der es ermöglichen sollte,
überall das Eigentumsrecht des Klosters nachweisen
zu können. Die letzten Schenkungen fallen
in die Zeit bis etwa 900. Damals schuf man
ein vorläufiges Verzeichnis unter dem Titel
noticie hubarum. Es ist verständlich, daß die
Mönche die Aufzeichnungen aus früherer Zeit
nicht immer richtig lasen, zumal ihnen die örtlichkeiten
nicht bekannt waren. Weil aber die
Urkunden nach Gauen geordnet wurden und
dann innerhalb eines Gaues die Orte zusammengefaßt
wurden, läßt sich mancher Ortsname
deuten.

Daher kommt es auch, daß die erste Erwähnung
Kanderns nach Wilere und Padaperc am
26. Mai 758 in den Hubenlisten kommt unter
Nummer 3657. Dort heißt es, daß das Kloster
in Wilere und Betberg Güter bekam, und fährt
fort: „De villa quae dicitur Cantero. In Cantero
est huba I quae solvit de ferro iiü solidos Valens."

Poinsignon hielt Wilere möglicherweise für
Rheinweiler; es ist aber wohl einer der Weilerorte
(Ober- oder Niederweiler) gemeint, wo das

Kloster außer in den Hubenlisten noch dreimal
(781, 789 und 800) Besitzungen erhält. Zumal
Lipburg und Rheintal 774 und Müllheim 805 und
877 genannt werden und Eggenen 773. Kandern
kommt dann zwischen 776 und 790 noch viermal
im Codex. Es darf wohl angenommen werden,
daß in dieser langen Zeit zwischen 758 und 877
die Mönche nicht nur die Abgaben eingezogen
haben, sondern auch das Wort Gottes verkündeten
.

In diesen Zusammenhängen möchte ich die
Angaben von Trenkle bringen, der von einem
„Walhof" (um 1380 und noch 1511) in Ober-
eggenen weiß und die Namen „Frankenwald"
mit der näheren Bezeichnung „zunächst unter
Bürgeln" und „Frankenberg" aus alten Waldakten
kennt. Man denkt dann wieder daran, daß
dort oben eine alte Johanneskirche war, welche
in der Bürgler Chronik als „alte Kirche" bezeichnet
wird. Sie hatte das Tauf- und Beerdigungsrecht
und hatte das Zehntrecht. Es ist wohl
möglich, daß diese erste Kirche auf der Höhe an
die Stelle eines alten Versammlungsortes trat,
wo die heidnischen Alemannen zusammenkamen
zur Verehrung der Götter, aber auch zum Thing.
So ließe sich auch erklären, weshalb nachher die
Herren von Kaltenbach ihr Erbbegräbnis auf
dem Bürgelnberg hatten, obwohl sie in Kaltenbach
wohnten.

Sicheren Beweis für eine Kirche in Kandern
haben wir erst, als der Bischof Burkhard von
Basel das St. Albankloster vor den Toren der
Stadt gründete. Er schenkte diesem Kloster u. a.
die Kirchen zu Lörrach, zu Hauingen und zu
Kandern. Diese Kirchen bedeuteten für das
Kloster auf der einen Seite eine Einnahme, weil
zu den einzelnen Kirchen mancherlei Einkünfte
gehörten; sie bedeuteten aber auch eine Ausgabe,
weil das Kloster verpflichtet war, den Geistlichen
zu besolden, ihn mit einer Wohnung zu versorgen
, und weil das Kloster die Baupflicht für die
Kirche übernehmen mußte. Wir haben also im
Jahre 1083 hier eine Kirche, die der Basler
Bischof seinem neugegründeten Kloster schenkte.
Daraus läßt sich schließen, daß die Kirchen
früher ihre Einkünfte an das Basler Bistum abliefern
mußte, denn sie gehörte ja nicht dem
Bischof persönlich. Über diesen Bischof Burkhard
und seine Zeit habe ich hier schon berichtet.
Leider läßt sich nicht feststellen, wer dem Basler
Bistum die Kirche geschenkt hat. Man nimmt
an, daß es der große Wohltäter des Basler Bistums
, der Kaiser Heinrich II. war.

Unter den Schenkungen, die an das neue
Kloster kamen, war das Dorf Kerns im Sundgau.
In dem Buche „Der Sundgau" von Stintzi und
Wacker lesen wir, daß Kerns Königsgut war und
durch Heinrich II. an das Bistum Basel kam.
Auch Kandern war Reichsgut; als aber nach
dem großen Basler Erdbeben 1356 das Kloster
St. Alban sehr großen Schaden hatte, wurden
die Kirchen zu Lörrach, zu Hauingen und zu
Kerns dem Kloster incorporiert, nicht aber
Kandern.

Daß die Kanderner Kirche sehr alt ist, darauf
weist auch der Kirchenpatron, der hl. Clemens,

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