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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-08/0014
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Authentische Bildnisse des badischen Prälaten
und Dichters Johann Peter Hebel sind nur in
geringer Zahl bekannt und erhalten; Karl Obser
hat sie 1926 zusammengestellt und besprochen
Man kennt aus der Zeit der Lebenshöhe Hebels
etwa das Alabasterrelief von der Hand des Lan-
dolin Ohmacht (im Besitz der Stadt Karlsruhe)2),
das Pastellbildnis von Philipp Jakob Becker (in
Basler Privatbesitz)3), und die getönte Kreidezeichnung
von Feodor Iwanow (im Besitz der
Universitätsbibliothek Basel) aus annähernd der
gleichen Zeit4)- Ein weiteres, bisher unbekanntes
Pastellbildnis Hebels war auf der Hebel-Ausstellung
des Jahres 1960 in Karlsruhe zu sehen. Vor
kurzem nun ist nochmals ein authentisches
Hebelporträt zum Vorschein gekommen, dessen
Existenz zwar literarisch belegt, das jedoch nirgends
veröffentlicht war und für Verschollen galt.
Die Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. konnte
dank dem raschen Zugriff ihres Direktors dieses
Hebelbildnis, das aus Privatbesitz (Rheinland) angeboten
wurde, erwerben und für sich und den
oberrheinischen Raum sichern.

Es handelt sich um eine 243 mm hohe und
200 mm breite Bleistiftzeichnung (Abb. 1)5) auf
rauhem, jetzt altersgetöntem, ehemals wohl weißem
Papier, die auf dünnem bräunlichem Zeichenkarton
montiert und von einer aufgeklebten
Rahmung aus dünnem braunem Karton umgeben
ist. Das Bild befand sich beim Erwerb in einem
vergoldeten Holzrahmen aus der Zeit um 1820
bis 1840 und war — aus einem auf der Rückseite
aufgeklebten Etikett zu schließen — um 1900 in
Frankfurt a. M. neu gerahmt worden. Es ist ein
Brustbild; der Dargestellte ist offenbar sitzend
porträtiert worden, leicht nach links gewendet.
Das Licht fällt links vom Betrachter ein. Kopf
und Halsbinde sind in sehr feiner weicher Technik
ausgeführt; in den Schattenpartien wurden
durch Benutzung des Wischers nüancierte pastellartige
Tonabstufungen erreicht. Weißhöhungen
an Schläfe, Nase und Halskrause verstärken den
Eindruck sorgfältigster Modellierung. Oberkörper
und Arme sind mit stellenweise recht kräftigem
oder wiederholtem, doch offensichtlich die Wirklichkeit
nachspürendem Strich mehr skizzenhaft
wiedergegeben; die Schraffur der Schattenpartien
ist hier unverwischt. Das Bildviereck um die
Figur ist mit leichter, flachliegender Kreuzlagen-
schraffur ausgefüllt, die sich den Konturen der
Gestalt zu etwas verdichtet, ohne aber dem
bedeutsamen Hervortreten des plastisch wirkenden
Kopfes und Oberkörpers irgendwie Eintrag
zu tun.

Der Erhaltungszustand der Freiburger Zeichnung
war beim Erwerb abgesehen von einigen
wenigen Stockflecken und etwas Schimmelbildung
auf den Weißhöhungen der Halskrause sehr
gut; Flecken und Schimmel konnten inzwischen
durch sachgemäße restaurative Behandlung entfernt
werden.

In der rechten unteren Ecke des Bildes ist
mit brauner Tusche die Signatur des Zeichners

angebracht: F. Müller del.. Unmittelbar darunter,
jedoch außerhalb des Bildes auf der braunen
Rahmung, ist mit Bleistift geschrieben eben noch
zu lesen: ad vivum, d.h. nach dem Leben, — in
der Mitte auf dem Rahmen ebenfalls in Bleistift
der Name des Dargestellten: Hebel. Montierung
wie Beschriftung dürften aus der Entstehungszeit
der Zeichnung stammen. Physiognomie,
Tracht und Lichtführung, sowie Einzelheiten der
Technik legen nun auch ohne Rücksicht auf
Künstlersignatur und Beschriftung aus sich schon
nahe, die Freiburger Porträtzeichnung mit einem
bekannten Porträtstich in Verbindung zu bringen,
von dem nur wenige Exemplare existieren sollen,
der aber häufig im Druck reproduziert worden
ist (Abb. 2)'). Die Unterschrift dieses Stiches —

ad viv. del. et sc. Fr. Müller — gibt an, daß Fr.
Müller das Porträt selbst auf die Platte gestochen
habe, und dies nach einer von ihm selbst
nach dem Leben gemachten Zeichnung. Bei dem
Künstler des Stiches nun handelt es sich um den
Kupferstecher Christian Friedrich Müller, geb. zu
Stuttgart 1783 als Sohn des Malers Joh. Gotth.
von Müller, und 1816 gestorben. Unter den Werken
dieses Chr. Fr. Müller verzeichnet G. K.
Nagler in seinem „Neuen allgemeinen Künstler-

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