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Der Große (Gebweiler) Beidien
ihn gewinnen, deutlich
wider: seine wissenschaftlichen
, insbesondere
sagengeschichtli-
chen Arbeiten und die
Beschäftigung mit Land
und Leuten, wie seine
Wanderfahrten durch
das Elsaß und die angrenzende
Schweiz sie
ihm nahebringen. In
Straßburg machte er
sich auch an die Ausarbeitung
seiner Schrift
„Europa und die Revolution
", die er im März
1821 beendete.
Durch das Elsaß
und die Vogesen
Im Juni 1820 begibt
sich Görres nach Aarau
in der Schweiz. Am 4.
Mai war er zu seiner
Reise aufgebrochen. Sein
Weg führte ihn entlang
dem „Fuße der
Vogesen, durch das schöne Tal hin, dann auf
den Ottilienberg hinauf, über die Landsberger
Burg, längs der großen gälischen Mauer, welche
die alten Einwohner des Landes aus ungeheuren
, mit hölzernen Schwalbenschwänzen
zusammengehaltenen Sandsteinbrocken von zwölf
bis fünfzehn Fuß Höhe, rund um den ganzen
Bergkopf, in einem Umkreis von drei Stunden
, zusammengewälzt, und die jetzt altersgrau
durch den finsteren Tannenwald sich in einer
Höhe von 3000 Fuß hinzieht. In ihrem Umkreis
steht die Ottilienkapelle aus dem 8. Jahrhundert,
mit der Sage der Heiligen, einer Tochter Etticas,
umher die allerschönsten uralten Linden und die
herrlichste Aussicht in die schöne Ebene und die
Gebirge, diesseits und jenseits des Rheins".
Unterwegs unterhielt er seine Begleiter über
die Geschichte, die Sagen, Gebräuche und Sitten
der Gegend und zeichnete sich vieles aus dem
Innern des Heiligtums „mit Fleiß und Genauigkeit
", wie der Polizist bemerkt, ab. Dann trennten
sich ihre Wege.
Am folgenden Tag stieg Görres auf den Eckkopf
hinauf. „Da ist nun schon ein Vorgeschmack
der Schweiz, um mich her beträchtliche Schneestrecken
, schon manche Alpenpflanze auf dem
halbkugelrunden Kopfe, etwas tiefer ganze Flek-
ken mit blühenden gelben Narzissen, die übrigen
Vogesen bis hinauf auf den Großbölchen unter
dem Auge, die Aussicht tief hinein nach Lothringen
und an die Meurthe, in die Ebene des
Elsasses, auf den Rhein und die Gebirge an den
Donauquellen und im Schwarzwald, aufwärts
zum erstenmal die Schneegebirge der Schweiz,
des Jura und von Wallis.. Alphütten liegen auf
der ganzen Höhe hin, worin die Hirten wohnen,
und oben auf dem hohen Eckkopfe ist ein großer
Tanzplatz, wo sie aus der ganzen Gegend sich
Foto: Geiger
versammeln und bei Spiel und Tanz sich vergnügen
. Uber der Wasserscheide ist die Grenze
der Welschen und der Teutschen mit Steinhaufen
abgemarkt. Hundert Fuß unter jenem Kopf entspringt
die Mosel auf zwei Quellen, die eine aus
einem kleinen Schneefelde, die andere ohne weiteres
aus etwas umgebrochenem Rasen, beide
vereinigen sich erst, nachdem sie durch ein paar
Alpseen, deren ich drei oder vier von der Höhe
gesehen, durchlaufen... Es war wirklich gar zu
schön oben, an dem herrlichen Tage".
Im Oktober 1821 kehrte Görres wieder nach
Straßburg zurück. Anfang 1822 veröffentlichte er
eine Schrift „In Sachen der Rheinprovinz und
eigener Angelegenheit", kurz darauf folgte als
weitere Veröffentlichung „Die heilige Allianz
und die Völker auf dem Kongresse zu Verona".
Noch einige Jahre mußte Görres in Straßburg in
der Emigration bleiben, bis er dann 1827 durch
König Ludwig von Bayern als Professor der
Geschichte an die Universität München berufen
wurde.
Fülle des Sommers
Was zyttiget nit alles, lueg,
in volle Zozzle hange d' Beeri!
's git aller Sorte übergnueg,
das füllt der Chratte, füllt der Chrueg,
un menggi Chinderhand, e leeri.
In Chapsle un in Schafe drüeihts
un blaiht un streckt si in de Lüfte.
Un all no wyter blüeihts un blüeihts,
in farbige Buschle glänzts un glüeihts,
lockt d' Immli a mit süeße Düfte.
Sie tragen ii — me schleuderet Hung —
wie schmeckt me d' Süeßi vo de Linde! —
O Summer, bliib no do e Rung,
wo du verwiilsch, isch d' Welt no jung —:
Wer denkti scho an's Garbebinde?
Hedwig Salm
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