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A. Eisele:
(1. Fortsetzung)
Von diesem Stephan Schermann wissen wir
nur einige Dinge. In der Matrikel der Universität
Basel, die im November 1459 gestiftet worden
war, finden wir unter Nr. 41 den Stephanus
Schermann de Horow, magister in artibus. Er
stammte also aus Horb im Schwarzwald und erwarb
zunächst nach damaliger Sitte die akademischen
Grade in der facultas artium, die der
heutigen philosophischen Fakultät entspricht. Sie
wurde damals durchwegs als die notwendige Vorstufe
für die drei höheren Fakultäten der Theologen
, Juristen und Mediziner angesehen (nach
Hans Georg Wackernagel „Die Matrikel der
Universität Basel" I. Band 1460—1529). Scher-
mann hatte 1445 um einen Altar in der Marienkapelle
zu Horb prozessiert, erhielt 1458 die
Kirche zu Kandern und wurde 1468 auf eine
Altarpfründe zu Haigerloch präsentiert. 1467
hatte er mit Bewilligung des Propst Hans Brand
von St. Alban in Basel einen Vergleich geschlossen
mit der Kommende Neuenburg über Zehnten
in Bannen von Kandern und dem benachbarten
Riedlingen. Es sind „Acker, gelegen im Kander-
ner Bann gen Tutliken"; sie liegen also im heutigen
Neubaugebiet gegenüber der Brezelfakrik,
wo heute noch der Gewanname „Diechlige" zwischen
Kandern und Riedlingen an den ausgegangenen
Ort erinnert, der hier „Tutliken" heißt.
Mit Stephan Schermann verbunden ist die
Errichtung des ersten Pfarrhauses in Kandern.
Die St. Albanakten berichten: „1460 Freitag vor
St. Lucietag. St. Alban bewilligt, daß zur Erbauung
eines eigenen Pfarrhauses in Kandern die
Kirche von ihrem Kirchengut 15 Pfund bar Geld
vorstreckt, dieses aber bis zur Wiederablösung
von einem jeweiligen Herrn Pfarrer mit 15 ß
Basler Währung jährlich verzinst werden soll".
Das Berainbuch des Klosters von 1486 verzeichnet
u. a. im Zinsregister Hans Arbogast, weyland
Vogt, von Haus und Garten. Hans Kibinger von
einem Garten. Hans Arbogast und seine Geschwister
von der Weinmannsmatt, ist gelegen ob
minder Cander zwischen Weg und Bach. Schon
1543 findet sich in den Akten ein ausführlicher
„Verding des Pfarrhauses zu Kandern"; es handelt
sich um einen Neubau. Wir wissen nicht,
weshalb noch nicht hundert Jahre später ein
neues Pfarrhaus gebaut werden mußte. Aus
späteren Akten erfahren wir, daß durch Hochwasser
häufig Schäden entstanden. Vielleicht
deutet ein Schreiben des Vogts Joachim Feuerbach
zu Kandern vom 3. Dezember 1570 darauf
hin. Er bittet darin den ehrenhaften und fürnehmen
Herrn Jakob Beck, Schaffner zu St. Alban
zu Basel, um Bezahlung der Ringmauer um das
Pfarrhaus.
Nach dem Tode von Johann Hainricus wird
Fiidlinus Faber 1468 Pfarrer hier, dann 1475
Frater Joh. Indicus, Conventual des Klosters
Mariental, ein Benediktiner. 1480 wird Johannes
Gerwer genannt und 1494 concordiert Appo-
linarius Keßler von Betberg. Er wird als armer
Mann bezeichnet, der 1485/86 in Basel an der
Universität immatrikuliert war, aber erst 1510
den Rest seiner Immatrikulationsgebühr bezahlte.
Er ist 1521 noch hier.
Mit dem Pfarrer Hilarius Merz kommen wir
in die Zeit der Einführung der Reformation in
unserer Gegend 1556. Merz stammte aus der
Gegend; er versah gleichzeitig Feuerbach. Er trat
zur neuen Lehre über und bekam 1557. bei der
Kirchenvisitation ein Lob, wie auch die ganze
Gemeinde „den die vorgesatzten der gemein mit
allem vleiß zur predig komen und die unter-
thonen mit ernst darzu halten. Der Gesang ist
christlich und lieblich bey inen zu sehen, den on
den sechzig personen sindt, mans und Weibspersonen
, so alle samen psalmen mitsingen",
heißt es im Bericht.
Schon 1517 nennt ein Berain des Schulmeisters
Haus am Kirchweg, und im selben Berain
heißt es an anderer Stelle von „des Schulmeisters
Haus, so meinem gnädigsten Fürsten und
Herren gehörig, stoßt hinten gleichfalls an meines
gnädigen Fürsten und Herren Gut, das auch
ein Schulmeister besitzt". Es müssen also zwei
gewesen sein, und wir wissen, daß 1557 ein
gelehrter junger Geselle aus Westfalen angestellt
wurde, der Latein und Deutsch unterrichtete
. Sein Nachfolger war Johannes Weigel,
und auf ihn folgte 1621 Ernst Dürrplatz als
lateinischer Schulmeister und Gerichtsschreiber.
Daneben kennen wir aus dem Kirchenbuch 1596
den Schulmeister Kar eher, dann 1600 Johann
Friedrichs und 1632 bis 1635 Euphr. Demut, zu
dessen Zeiten das älteste bekannte Schulhaus
gebaut wurde. Es steht hinter der Kirche und
gehört heute dem Hafnermeister Brombacher; die
Jahreszahl 1634 steht am Kellereingang. 1635
kommt Hans Rechler, und im folgenden Jahre
beginnt die Familie Muno Schule zu halten.
1582 kommt Michael Leser als Pfarrer nach
Kandern. Er hat gleich zu Beginn eine Auseinandersetzung
mit dem Burgvogt von Sausenburg,
der den Zehnten von der Malsburger Egerten für
die Herrschaft beansprucht. Der Briefwechsel ist
1589 noch nicht beendet: der Burgvogt meint,
die Egerten sei Wald und gehöre der Herrschaft;
dann wieder erklärt er, es sei „Neubruch oder
Novalia, wie sie es nennen". Der Pfarrer dagegen
stellt fest, daß schon vor dreißig oder mehr Jahren
die Pfarrei Kandern den Zehnten „ohne alle
Einrede" eingenommen habe. Der Irrtum des
Burgvogts komme daher, daß die Egerten nicht
jeder Zeit bebaut werde. Eine gewaltige Feuersbrunst
zu Schönau gibt dem Pfarrer Veranlassung
, die Küche renovieren zu lassen und ein
„Bauchhäuslein" (Waschküche) hinten im Garten
am Bach aufzubauen.
1601 tritt Johann Hettler den Dienst hier an.
Das Pfarrhaus ist in schlechtem Stand, und 1604
erinnert der Landvogt Christoph Leibfried die
Basler Herren an ihre Baupflicht. Dort lesen wir,
„daß das Kloster St. Alban in Basel der endts
Collator (es sei denn, ihr solch Collatur unserm
gn. Fürsten und Herrn Codzieren und übergeben
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