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Maria Luisa Juditha Gmelin von Müllheim getauft
habe. Im selben Jahre 1818 wurde Carolina
Hugenschmitt, Tochter des Gärtners Hugen-
schmitt, wohnhaft in Kandern, bürgerlich in
Bamlach, von Pfarrvikar Wehinger getauft. 1821
wird durch Pfarr-Curat Benitz die Sophia Magdalena
Hug, die Tochter des Bergwerksverwalters
Hug in Kandern und seiner Frau Anna geb.
Brenzinger getauft. Die Familien Hug und Brenzinger
erscheinen in der Folgezeit öfter, besonders
nachdem sich der praktische Arzt Dr. Brenzinger
in Kandern niedergelassen hatte. Mit der
Familie Brenzinger standen verschiedene Pröpste
in verwandtschaftlicher Beziehung: der erste
Fürstabt von St. Blasien Franz IL, Schaechtelin,
hatte eine Brenzingerin als Mutter. Ebenso war
Pater Marquart Herrgott der Sohn einer Brenzingerin
. Der letzte Propst, Pater Kreutter, war
ein Enkel des Urahnen des im Jahre 1960 verstorbenen
Kommerzienrats Heinrich Brenzinger
in Freiburg, der mit ganzem Herzen an Kandern
und Bürgeln hing.
1839 beurkundet Pfarrkurat Mayer, daß „vorstehende
23 Taufakte aus vorhanden gewesenen
Blättern wortgetreu" hier eingeschrieben wurden
. Von 1818 bis 1839 waren also insgesamt 23
Kinder aus der Umgebung getauft worden. Ein
kurzer Überblick, der aber nicht vollständig ist,
zeigt uns folgende katholische Familien: den
Schloßbauern Bromberger in Bürgeln; in Vogelbach
den Förster Josef Dietsche und den Wirt
Josef Faller; in Lipburg ist außer dem Bergmann
Nann und dem Bergmann Schwab der Zieglermeister
Alois Lais, Bürger zu Wembach, katholisch
. Auch der Pächter der Ziegelhütte in Ober-
eggenen, Franz Ringele aus Thunau, Pfarrei
Schönau, ist katholisch wie auch in Kandern
Michael Ruch, der 1853 bis 1883 die „Kanderner
Tonwarenfabrik Michael Ruch" mit großem Erfolg
betrieb. 1825 gab es in Kandern etwa 56
Katholiken; davon waren hiesige Bürger: Stefan
Wetterer, 42 Jahre alt; Marie Ankelin, 33 Jahre
alt; dazu Apotheker Hägelin aus Endingen. Als
er hierher heiraten wollte, mußte er sich verpflichten
, „die Kinder in der Ortsreligion erziehen
zu lassen". Das ist etwas, was wir heute
nicht mehr verstehen. Häufig finden wir in den
Listen der neu aufgenommenen Bürger den Vermerk
: „Gegen den Willen der Bürgerschaft durch
Regierungsbeschluß aufgenommen"! So sind zwischen
1810 und 1836 vier Katholiken als Bürger
angenommen worden. Pfarrkurat Faller in Bürgeln
zeigt 1845 in einer Ubersicht über den Umfang
seiner Kuratie auch die Zahl der Katholiken
in den einzelnen Orten. In Bürgeln selbst
lebten 20 Personen, in Sitzenkirch 8, in Ober-
eggenen 24, in Niedereggenen 15, in Kandern 123,
in Feuerbach 3, in Holzen (mit Hammerstein) 12,
in Vogelbach 22, in Marzell 3, in Feldberg 12, in
Badenweiler 51, in Oberweiler 35, in Niederweiler
51, in Schweighof 3, in Lipburg 24, in Wollbach
15 und in Riedlingen 4 Personen katholischer
Religion. „Dazu im Sommer durch Gesellen
, Badegäste und Taglöhner etwa 100 mehr".
Aus dieser Kuratie Bürgeln ging 15 Jahre später
nicht nur die Pfarrei Kandern, sondern auch die
Pfarrei Müllheim hervor, letztere zum Teil auch
aus Gemeinden, die bisher von Neuenburg aus
kirchlich versorgt worden waren.
Obwohl noch 1860 in einer Eingabe des Gemeinderats
an das Bezirksamt zu lesen ist, daß
„Kandern, dessen Bewohner mit ganz geringer
Ausnahme dem evangelisch - protestantischen
Glauben angehören, durchaus nicht paritätisch
werden wolle", war doch das persönliche Verhältnis
zwischen den Angehörigen beider Konfessionen
ein durchaus gutes.v Das zeigt einmal
die Geschichte des Gesangvereins, der jahrelang
als Vorsitzenden den Arzt Dr. Brenzinger hatte,
das zeigt aber auch die Tatsache, daß in den
Konzerten der Herr Kurat von Bürgeln zusammen
mit seinen evangelischen Amtsbrüdern aus
der Umgebung mitwirkte.
Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß
in Kandern neben der deutschen Schule eine
Lateinschule war. Ihre Notwendigkeit wurde
damit begründet, daß hier neben dem Herrn
Forstmeister, neben den Beamten des Bergwerks,
den Ärzten, den Geistlichen auch der Umgebung
eine Anzahl Familien war, die ihren Kindern
eine bessere Schulbildung geben wollten. Lange
Zeit hatte der Pfarrer einen Vikar, der den
Lateinunterricht gab. Dann wieder trug man sich
mit dem Plan, Riedlingen oder Sitzenkirch durch
einen solchen Vikar versehen zu lassen, der dann
auch die Schule übernehmen sollte. Anfangs des
19. Jahrhunderts kam ein anderer Plan: man
wollte in Kandern einen katholischen Vikar anstellen
, der die Pastoration der Katholiken in
der Herrschaft Sausenburg übernehmen sollte
und gleichzeitig den Unterricht an der Lateinschule
. Am 11. November 1813 schrieb die oberste
kirchliche Behörde in Konstanz, es wäre zu wünschen
, daß die beabsichtigte Besoldung von 400 fl
halb in Geld, halb in Naturalien gegeben würde
mit Einschluß von 6 Klafter Holz nebst 50 fl für
Anniversarien und dem Honorar für das Pädagogium
in Kandern, auch freie Wohnung und
Küchengarten. Ferner heißt es: „Damit der
Vikar, der mit Abhaltung der Gottesdienste und
der Seelsorge der Katholiken in der Herrschaft
Sausenburg keine genügsame Beschäftigung
hätte, unter der Woche seine Talente zu verwenden
und auszubilden Gelegenheit fände,
könnte ihm die Verbindlichkeit, die zu Kandern
gestiftete und zur Zeit unbesetzte Pädagogenstelle
zu versehen aufgelegt werden. Wir finden
keinen Anstand, daß der Vikar als Lehrer des
Pädagogiums in Hinsicht des Lehrplans und dessen
Befolgung der Behörde untergeordnet werde".
Im Februar 1814 teilte das Direktorium des
Wiesenkreises dem Dekan Martin in Neuenburg
mit, daß der Vikar Fritz Unold in Schliengen,
der für das Vikariat Bürgeln - Kandern in Vorschlag
gebracht ist, den Unterricht an der lateinischen
Schule in Kandern übernehmen solle. Bis
ein Kaplaneihaus gebaut sei, solle die Gemeinde
für eine Wohnung sorgen. Es scheint nun beiderseits
mehr gegeneinander als miteinander verhandelt
worden zu sein. Die Gemeinde findet
keine Wohnung, doch teilte das Dekanat Neuenburg
dem Bezirksamt Kandern im Oktober mit,
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